Dienstag, 30. Oktober 2012

El Hierro - ein Unwetter naht

NEWS:
 9.15 Uhr - Beben von ML1,8 in 21 km Tiefe am Westzipfel
16.13 Uhr - Beben mit ML1,8 in 9 km Tiefe bei Sabinosa im Golfo

Gestern hatten wir nur 2 schwache Beben bis ML1,4 am Tanganasoga und im Süden in 19 und 20 km Tiefe.
Viel mehr beschäftigt uns heute das heran ziehende Unwetter. Seit 6.00 Uhr am Morgen hat der Sturm eingesetzt. Es soll Windspitzen bis zu 100 km/Stunde und ergiebige Niederschläge von 65 Liter/m² geben. Auf der aktuellen Satellitenaufnahme oben hat uns bereits das von Westen heran rückende Wolkenband erreicht. Eindrucksvoll der Wirbel (links) auf der NASA Aufnahme vor einigen Tagen. Die Kanarischen Inseln sind rechts oben (gelb) schwach zu erkennen. Ganz so deftig hatten wir uns den Regen nun doch nicht gewünscht, aber die Natur macht auch hier was sie will.

... und Karin unsere Frau vor Ort (danke) hat wieder News zusammengemixt aus den Nachrichten der Digatalzeitungen el hierro.digital.es und diariodelhierro.es
"Es bebt, es bebt nicht - die Insulaner haben sich daran gewöhnt. Nach Schätzung der Politiker vor Ort sollen über 2000 Menschen die Insel verlassen haben, die wenigsten davon aus Angst vor einem Vulkanausbruch, El Hierro hat mit fast 45 % die höchste Arbeitslosenquote in ganz Spanien, bei den Comunidades Autonomas liegen die Kanaren ebenfalls mit 34 % an der Spitze, es wird wieder emigriert.

Nach der schlimmsten Dürrekatastrophe seit 1948 regnete es hier am Wochenende viel zu wenig. Ohne die Meerwasserentsalzungsanlagen wäre uns schon vor Monaten das Trinkwasser abgedreht worden, die Wasserpreise stiegen und nun sollen sie aufs Neue erhöht werden, da die zentrale Regierung in Madrid die Meerwasserentsalzungsanlagen auf den Kanaren nicht mehr subventionieren will. Für viele Menschen, die durch das soziale Netz rutschen, da sie überhaupt nur um die 400 € Unterstützung bekommen, wenn 2 Personen finanziell von ihnen abhängig sind, drohen nicht nur Hunger sondern bald auch Durst.
 
Besonders tragisch ist für El Hierro, dass die Insel am Tropf hängt, fast alle Produkte kommen per Schiff von Teneriffa. Die Naviera Armas hat angedroht, den Fährverkehr nach El Hierro einzustellen,wenn die kanarische Regierung nicht innerhalb einer Woche ihre ausstehenden Schulden bezahlen würde. Es geht hier, rechnet man die der Fred Olsen Linie noch dazu, um rund 30 Millionen Euro. Als wenn wir als kleinste Insel nicht schon genug gebeutelt wären, sind wir das Ass im Ärmel, das Druckmittel der Fährlinien bei den Verhandlungen mit der Regierung, ein etwas beklemmendes Gefühl..
 
Obendrein wird von einer Sonderkommission des höchsten Gerichtes der Kanaren eine Gefängnisstrafe von 5 Jahren für den Bürgermeister von Valverde und 2 seiner Vertreter wegen Veruntreuung von Staatsgeldern im Jahr 1999 gefordert. Ein wahrhaft düsteres Szenarium auf vielen Ebenen.
 
Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten. Ein Imker dessen Bienen in El Julan durch die Gegend schwirren, erhielt den ersten Preis für sein Produkt, er wurde als bester Honig der Kanaren gekürt.
El Hierro soll bald nicht nur weltweit die erste Insel sein, die sich autonom, dank des Pumpspeicherwerkes, mit Strom versorgt, 26 Antennen, die dezent in die Landschaft integriert werden sollen, ermöglichen Wifi Empfang überall, auch eine Neuheit.
 
Die professionellen Fischer aus La Restinga tragen Ihre Probleme mit den Freizeit und Sportfischern, bei denen es auch darum geht sich irgendwie den Magen zu füllen, jetzt vor Gericht aus. Das Positive an dieser Nachricht ist, dass sich alle einig sind, noch nie so viele Fische um El Hierro herum gesichtet zu haben wie jetzt.
 
Das Forschungsschiff Angeles Alvarino vom Ozeanografischen Institut wird neben Einsätzen im Nordosten vor Lanzarote und im südlichen Atlantik vor Fuerteventura demnächst auch in der Eldiscreto Nähe zum Einsatz kommen.
 
Als Vermieterin von Ferienunterkünften freue ich mich über das äußerst positive feet back meiner Gäste, fast alle sind hingerissen von der wunderschönen Landschaft, der Ruhe und der äußerst freundlichen Zuwendung der Herrenos, sie fühlen sich sehr willkommen auf der Insel und einige reden vom erholsamsten Urlaub, den sie je irgendwo verbracht hätten und buchten gleich fürs nächste Jahr wieder." 

... und das kann ich nur bestätigen. Auch ich wurde bei meinen Aufenthalten von Karin umhegt und umpflegt. Sie ist der Quirl von El Hierro und immer darauf bedacht den Urlaub so angenehm wie möglich für die Gäste zu organisieren. Einige von ihr betreute Ferienhäuser sind auf der El Hierro Urlaubsseite zu finden.

Montag, 29. Oktober 2012

El Hierro - alles nur Schein?

NEWS:

Auf der Karte die Beben der letzten 36 Stunden. Zu den bereits erwähnten Erdstößen kam noch ein Beben gestern um 12.37 Uhr mit ML1.6 vor Sabinosa in 10 km Tiefe hinzu. Der restliche Tag und die vergangene Nacht war ruhig. Der Erdstoß im Süden (blau) in nur 1400 m Tiefe muß ziemlich an der Oberfläche des Meeresboden erfolgt sein. Hier gibt es keine Unterwassergebirge und das Gelände fällt steil ab. Vielleicht war es auch nur ein IGN Messfehler. Es bleiben also die alten Beben- Schwerpunkte um Sabinosa im Golfo und in der Inselmitte um den Tanganasoga.
 

Ohne Subventionen nix los

Die Fährlinie Fred Olsen droht nun damit auch die unrentable Strecke Los Cristianos (Teneriffa) nach El Hierro einzustellen.
Grund ist der Zahlungsrückstand der Subvention durch die Kanarische Gesamtregierung. Jeder Einwohner und Resident der Kanaren bekommt noch 50% des Fahrpreises als Geschenk (Subvention) durch die Regierung finanziert. Dieser Zuschuss wird direkt mit der Reederei abgerechnet.
Nach Auskunft der Reederei Fred Olsen stehen rund 18 Millionen Euro seit November 2011 aus. Dies ist nur die Hälfte der Subvention. 50% zahlt direkt die Zentralregierung in Madrid und die scheint ihren Anteil überwiesen zu haben.
Es ist für die Fährlinien Fred Olsen und Naviera Armas, die auch ihre Probleme mit den Zahlungen hat und zum 5. November 2012 ihren Fährbetrieb einstellen will, ein lukratives Geschäft.
Wagt man eine Hochrechnung so bekommt allein die Firma Fred Olsen jährliche Subventionen von mindestens 40 Mill. Euro. Nicht zu vergessen, daß es auch noch Fluglinien gibt wo das Spiel ähnlich abläuft. Die Islas Airways hat wegen ausstehender Subventionszahlungen vor 2 Wochen ihren Fluglinienbetrieb auf den Kanaren ganz eingestellt.
 
Die Kassen der Regierung in Madrid und in Folge auch der Kanarischen Regierung sind leer. Üppige Subventionszahlungen sind nach fast 20 Jahren auch nicht mehr weiter von der EU aus Brüssel zu erwarten. Jetzt offenbart sich die aus Subventionen aufgebaute Scheinwelt, die täglich mehr und mehr abbröckelt.
Eine Scheinwelt von der viele geglaubt haben, daß es immer so weiter geht und alle dafür benötigten Mittel auch selbst erwirtschaftet werden.
Es ist schmerzlich den Niedergang mit anzusehen und zugleich ärgerlich, daß es die Regierung in den letzten zwei Jahrzehnten nicht geschafft hat den Milliarden Geldsegen sinnvoll und vor allem Nachhaltig einzusetzen.
Sonst könnte man heute davon zehren und hätte nicht täglich neue Hiobsbotschaften zu vermelden. Die Fähr- und Fluglinien sind nur ein Beispiel. Viele Weitere könnte ich noch nennen. Dazu aber vielleicht einmal später mehr.

Sonntag, 28. Oktober 2012

El Hierro Vulkan ... und es geht weiter

NEWS:
9.01 Uhr - Tsunami-Alarm in Kalifornien und Hawaii. Nach einem Beben von ML7,7 vor der Westküste Kanadas, stellen sich die Bewohner auf eine Flutwelle ein.
14.26 Uhr - Flutwelle kleiner als erwartet ausgefallen - keine Opfer.
 

Nach einer trügerischen Ruhephase haben die Beben wieder eingesetzt. Schon sehr oft haben wir dieses Wechselspiel in der Vergangenheit erlebt. In den letzten 24 Stunden gab es 10 Erdstöße. Auftakt war ein Beben um 11.29 Uhr in 59 km Tiefe. Nach meiner Erinnerung gab es in dieser Tiefe bisher unter El Hierro noch keinen Erdstoß. Vorläufiger Schlusspunkt heute Morgen um 7.00 Uhr ein Beben von ML1,6 in Nähe des Eldiscreto im Süden (siehe IGN Grafik) in nur 1 km Tiefe. Auch wieder eine Seltenheit. Die Bandbreite der Auslösezentren geht vom Golfo bis zur Südspitze. Mittelpunkt bleibt aber das Inselinnern um den Berg Tanganasoga (Avcan Karte ganz oben). Diese Beben kommen alle aus der altbekannten Tiefe von 10 bis 12 km. Auch die max. Stärke bis ML2,1 weicht nicht vom Schema der vergangenen Wochen ab. Es bleibt jetzt zu beobachten, ob es der Beginn einer neuen Bebenserie ist und ob sich die Bebentiefen verändern wird. Steter Tropfen höhlt den Stein - auch hier werden wir über kurz oder lang eine Veränderung erfahren.

Samstag, 27. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - Tranquilo

NEWS:
13.36 Uhr - doch nicht ganz so ruhig heute. 3 Beben kurz hintereinander um ca. 11.30 Uhr mit ML1,3 bis 1,8 am Tanganasoga (12 und 14 km Tiefe) bzw. das stärkere Beben im Süden in 59 km Tiefe.

Als sei nichts gewesen. Seit Tagen kein neues Lebenszeichen, außer einem kleinen Erdstoß. Sollte es das jetzt gewesen sein. Für die Bewohner wäre es zu wünschen, aber so recht daran glauben kann ich noch nicht. Zu viel angestaute Kraft wölbt immer noch die Insel auf. Warten wir einfach weiter ab.
Regen ist angesagt. Nach den Vorhersagen des Wetterdienstes sogar Starkregen bis 65 Liter pro m² innerhalb von 12 Stunden auf La Palma. In Deutschland mag man vielleicht die Vorfreude auf Regen im Oktober nicht verstehen, aber wir brauchen das Nass dringend. Es ist unsere Lebensgrundlage.

.Einem vulkanischen Geburtstag gibt es auf La Palma zu Gedenken. Vor 41 Jahren - vom 26. Oktober bis 18. November 1971 - brach unser Teneguia im Süden bei Fuencaliente aus. Der letzte kanarische Vulkan der auch an Land ein sichtbares Zeichen, seinen Vulkankegel, hinterlassen hat. 1988 bei meiner "Erstbesteigung" war er noch so heiß, daß man an einigen Stellen Eier hätte braten können. Hier ein kleines Video von der Eruption.

Freitag, 26. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - durch Menschen verursachte Beben

NEWS:

Noch ist er nicht eingeschlafen. Gestern gab es wieder einen kleinen Erdstoß um 16.22 Uhr von ML1,6 in 11 km Tiefe. Das Ausgangszentrum lag unter Tigaday im Golfo (IGN Grafik). Diese vermeintlichen Ruhepausen oder besser Verschnaufpausen kennen wir ja bereits aus der Vergangenheit.
Auch in Süditalien bebte die Erde. Ein Beben von ML5,3 erschütterte in der vergangenen Nacht das Städtchen Mormanno in Kalabrien. Menschen wurden nach den ersten Berichten nicht verletzt. Es soll allerdings im Altstadtbereich Gebäudeschäden gegeben haben.
 

Hausgemachte Erdbeben

Erdbeben die vom Menschen selbst verursacht werden sind hinreichend bekannt. Ob im Bergbau durch das Anlegen von Stollen und Gängen die den natürlichen Gesteinsformationen ihre Stabilität nehmen und durch Abbruch oder Verschieben Beben auslösen. Oder durch den Einbruch ganzer künstlicher Höhlensysteme die die Erde zum Vibrieren bringt. Auch der Bau von unterirdischen Wasserreservoire, Flüssigkeitsinjektionen oder die Gas- und Erdölförderung können Auslöser sein. Im Grunde jede Veränderung in der Erdkruste die das natürliche Druck- und Stabilitätverhältnis verändert.
So wurde in den 1970 Jahren in den Rocky Mountain in Colorado, USA große Mengen Abwasser in die Tiefe gepumpt. Durch diese Injektion wurden in den Folgejahren eine Serie von Beben bis ML5,1 registriert. Schlussendlich hat die US-Armee damit begonnen das Abwasser wieder zu entfernen.

Untersuchungen haben ergeben, daß nicht durch den Zusatzdruck des Abwassers sondern durch den erhöhten Porendruck sich die ohnehin vorhandene Scherspannungen über seismische Bewegungen leichter abbauen konnten. Außerdem wurde die Reibung auf den Scherflächen durch einen Schmiereffekt verringert.

Aber auch die Entnahme von großen Mengen Grundwasser kann starke Beben auslösen.

Am 11. Mai 2011 wurden in Lorca in Südostspanien durch ein ML5,1 Beben 9 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Ein Forscherteam hat durch Satellitendaten und Nachforschungen festgestellt, daß durch große Wasserentnahmen in den letzten 50 Jahren sich der Grundwasserspiegel um ganze 250 Meter abgesenkt hatte. Durch diesen menschlichen Eingriff hätten sich die ohnehin aktiven Spannungen im Untergrund verändert und das Beben ausgelöst oder zumindest begünstigt. Ein ausführlicher Bericht dazu ist nachzulesen in Scinexx.
 
Was hat das nun mit unserem El Hierro zu tun. Auch hier wurden in den 1960 Jahren große Süsswasservorkommen unter dem Golfotal entdeckt. Trinkwasservorkommen unter der Insel und unter dem Meeresspiegel liegend und durch natürliche wasserundurchlässige Schichten vom salzhaltigen Meereswasser getrennt.
Zu dieser Zeit wurde die Talebene im Golfo gerade kultiviert und mit Bananen und Ananas bepflanzt. Nur durch das entdeckte natürliche Trinkwasserreservoir war hier in der trockenen Tiefebene Landwirtschaft überhaupt erst möglich. Es wurden Tiefbrunnen gebaut über die auch heute noch große Wassermengen entnommen werden.
 
Wie weit hier inzwischen der Grundwasserspiegel abgesunken ist kann ich nicht beurteilen. Durch die geringen Regenmengen in den vergangenen Jahren dürfte zumindest der Wassernachschub sehr gering gewesen sein. Es könnte sich inzwischen eine Art Vakuum gebildet haben, das die Aktivität der Beben und des Vulkan begünstigt.
Zumindest wäre es eine Überlegung wert, warum gerade jetzt nach über 200 Jahren Ruhe (letzter Ausbruch im Jahre 1796) wieder Aktivitäten zu verzeichnen sind.
Eine eingehende Untersuchung ob das vermutete Absinken des Grundwasserspiegel Einfluss darauf hat, wäre sicher angebracht.