Sonntag, 19. August 2012

El Hierro Vulkan - starker Druckabbau im Untergrund

NEWS:
13.00 Uhr - um 8.45 Uhr neues Beben von ML1,8 in 11 km Tiefe im Golfo
20.01 Uhr - Beben um 18.06 Uhr mit ML1.9 in 20 km Tiefe am Leuchtturm/Westen
 Oben das kleine und verträumte Örtchen Sabinosa das im Moment im Zentrum des Bebenschwarm steht. Das noch ursprünglichste Dorf El Hierros, einsam wie ein Adlerhorst am Steilhang erbaut, am Südwest Ausgang des Golfotales. Links der Blick aus dem Weltall - dort wo die gelben Punkte sind, liegt dieses Einod. Gestern hatten wir 19 leichte Beben in 9 bis 12 km Tiefe. Keine starken Beben und im Grunde auch keine Veränderung zu den Vortagen. Nur das Bebenzentrum wandert leicht unter den Bergkamm Richtung Süden. Gestern aber auch ein ML1,3 Erdstoß in der Inselmitte(rot) genau oberhalb des Kirchturm von La Frontera.

Viel Auffälliger ist aber der Rückgang der Inselverformung - ich hatte bereits vor Tagen darüber berichtet. Wir beobachten in den letzten Stunden ein stetiges Absinken der Inseloberfläche. Bis zu 9 cm hatte sich im Juli die Insel wie ein Hefekuchen aufgebläht. Durch den sich im Bereich der Magmakammer immer stärker entwickelnden Druckaufbau wurde die Insel aus ihren Fundamenten in die Höhe gehoben. Nun sinkt sie wieder ab. Gut 1 - 2 cm in den letzten 24 Stunden. Die GPS Messdaten sind nicht aktuell, da sie den weiten Weg über Japan machen müssen. Die Universität von Nagoya bei Tokio hat vor Jahren im Rahmen eines anderen Forschungsprojekt diese GPS Sensoren aufgestellt und wertet sie auch aus. Es steht nur diese einfache Grafik links zur Verfügung. Druckabbau und Rückgang der Inselverformung kann nur erfolgen, wenn sich ein Ventil geöffnet hat. Genau wie bei einem Autoreifen bei dem man das Ventil öffnet und die Luft entweichen lässt. Nur wo ist diese Luft - in unserem Falle die Vulkangase geblieben. Sie können durch eine Eruption auf dem Meeresgrund entweichen. Das würde man nicht unbedingt merken, wenn diese Öffnung in großer Meerestiefe vor der Insel erfolgt. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß sich durch den Magmaaufstieg auf jetzt 10 km Tiefe neue Hohlräume gefunden haben und für den nötigen Druckausgleich sorgen. Wir werden sehen wie sich diese Sache weiter entwickelt.
Auch zur Arbeit der IGN - des staatlichen Instituto Geografico National - muß jetzt einfach mal ein Wort verloren werden. Bisher haben sie eine gute Arbeit geleistet und die Welt mit aktuellen Messergebnissen versorgt. Auch wenn die wenigen öffentlichen Aussagen mehr politisch geprägt waren ( keine Eruption in Restinga und wenige Stunden später die Warnstufe "Rot" - oder im März 2012 die Vulkanaktivität für beendet erklärt haben) wusste man doch die Verlautbarung immer einzuordnen und richtig zu werten. Seit einigen Monaten ist zu beobachten, daß gerade bei den Seismographischen Aufzeichnungen von El Hierro vermehrt Störungen auftreten. Auch die Kalibrierung wurde auf die unterste Stufe zurück gedreht, so daß kaum mehr Beben zu erkennen sind. Wissenschaftlich macht das wenig Sinn und dürfte auch nicht der Grund sein. Als Beispiel gestern (oben) das Messgerät von La Gomera und die Aufzeichnung des ML3,8 Beben (grün) vor Teneriffa.

Das gleiche Beben auf dem Seismographen von El Hierro (links oben). Es ist schon fast eine Lupe erforderlich um das ML3,8 Beben überhaupt noch zu erkennen. Kleinere Beben gehen in dieser Aufzeichnung völlig unter. Dafür sehr viele "techn. Störfrequenzen" wie die schwarzen Balken oder unten die Wellenlinie mit dem tatsächlich nicht vorhandenen Tremor. Auch kann ich mir nicht vorstellen, daß unbemerkt  - also ohne Tremor - Magma aus 20 km Tiefe auf plötzlich 10 km Tiefe aufsteigt. Gehen wir einfach einmal nicht von "Absicht" sondern von Schlamperei und personeller Unterbesetzung in der IGN Zentrale aus und hoffen, daß diese "technischen Mängel" bald behoben werden.

Samstag, 18. August 2012

El Hierro Vulkan - Teneriffa Beben von ML3,8

NEWS:
14.55 Uhr - wenn nicht wieder technische Störungen vorliegen, dann hat gegen 12.00 Uhr der Tremor eingesetzt. Auch als Zitterbewegung auf EGOM (La Gomera) zu beobachten.
- kräftiger Druckabbau in den letzten Stunden (Tag) die Daten sind nie aktuell - die Verformung der Insel ging um 1 bis 2 cm zurück.


Der erste Blick heute Morgen auf den Seismographen ließ Größeres vermuten. Ein Beben von ML3,8 um 1.50 Uhr. Nicht auf El Hierro sondern vor der Küste von Teneriffa im Norden. Bei El Sauzal (Bild links) in 27 km Tiefe. Gefolgt von zwei weiteren Erdstößen mit ML2,8 und ML2,6. Diese Gebiet war in der Vergangenheit schon immer wieder Ausgangspunkt von Beben. Es zeigt sich, daß alle Kanarischen Inseln auf einem "Pulverfass" sitzen und vor allem die Westinseln jederzeit mit vulkanischen Aktivitäten rechnen müssen. Auf El Hierro ging es gestern etwas gemächlicher zu. 24 Erdstöße im Bereich bis ML2,0 in 10 km Tiefe. Schwerpunkt weiter der Golfo um Sabinosa. Vereinzelt aber nun auch Beben im Süden (siehe Grafik unten) in altbekannter Tiefe von 20 km. Die Golfobeben und damit der Magmastrom scheint sich langsam unter der Bergkette Richtung Süden zu bewegen.

Links haben wir das IGN Tiefenprofil der Beben. Das südwestliche Magmafeld (rote Punkte) liegt in 20 km Tiefe. Während das Golfo- Magma (blaue u. gelbe Punkte) in 10 km Tiefe liegt. Sollte sich der Vorschub nach Süden fortsetzen könnten sich beide Magmafelder vertikal treffen und vielleicht vereinigen. Das würden wir dann durch vermehrte Erdstöße in einem Tiefenbereich um die 15 km messen und feststellen können.

Gestern wurde in einem Kommentar (Danke) auf die zwei unterschiedlichen vulkanischen Schwefelgase hingewiesen.
Wir haben das Schwefeldioxid und den Schwefelwasserstoff. Nach Prof. Wikipedia handelt es sich um folgendes:

Schwefeldioxid, SO2, ist das Anhydrid der Schwefligen Säure H2SO3. Schwefeldioxid ist ein farbloses, schleimhautreizendes, stechend riechendes und sauer schmeckendes, giftiges Gas. Es ist sehr gut (physikalisch) wasserlöslich und bildet mit Wasser in sehr geringem Maße Schweflige Säure. Es entsteht vor allem bei der Verbrennung von schwefelhaltigen fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdölprodukten, die bis zu 4 Prozent Schwefel enthalten. Dadurch trägt es in erheblichem Maß zur Luftverschmutzung bei, es ist der Grund für sauren Regen.

Schwefelwasserstoff  ist ein übel riechendes, stark giftiges Gas. Es ist eine Verbindung aus Schwefel und Wasserstoff mit der chemischen Formel H2S. Schwefelwasserstoff verursacht schon in extrem geringen Konzentrationen den typischen Geruch von faulen Eiern, der bei der Zersetzung von Proteinen aus schwefelhaltigen Aminosäuren durch Fäulnis- und Schwefelbakterien entsteht.
Schwefelwasserstoff ist brennbar und farblos.

Freitag, 17. August 2012

El Hierro Vulkan - wohin führt der Weg ?

NEWS:
10.57 Uhr - 3 neue Beben 6.54 Uhr ML2,1 - 7.45 Uhr ML1,6 und 8.39 Uhr ML1,9 in 10 bis 13 km Tiefe.
16.03 Uhr - weiteres Beben um 13.05 Uhr von ML1,8 in 9 km Tiefe vor Golfoküste
Die Lage ist unverändert. Auch heute Morgen bereits wieder 6 kleine Erdstöße bis ML1,6. Der Ausgangspunkt liegt in 9 bis 13 km Tiefe und ist im Moment konstant. Das Zentrum wie gehabt - rund 1 bis 2 km nördlich von Sabinosa. Auf der vergrößerten AVCAN/Google Karte haben wir links Sabinosa und rechts Los Llanillos. Die meisten Erdstöße liegen direkt vor der Küste und ziehen sich landeinwärts wie eine Perlenschnur zum Tanganasoga (unten rechts). Dieser neue Bebenschwall, es dürfte bereits der Vierte oder Fünfte seit Beginn der Aktivitäten sein, erfolgt nun wieder im Golfo in Nähe der vermuteten Magmahauptkammer. Beben im Golfo sind wir ja bereits gewohnt, nur die relativ geringe Tiefe von 10 km hatten wir in der Vergangenheit noch nicht. Einzelbeben wohl schon, aber nicht als Schwall.
Die IGN Grafik meldet für gestern 46 Erdstöße. Fast alle Beb(chen) unter ML2,0 (grüner Balken) und damit für die meisten Anwohner nicht spürbar.


Bei den Gasmessungen mit zwei mobilen Sensoren sind nach AVCAN Angaben seit einigen Tagen Veränderungen in der Schwefeldioxid (SO²) Emission spürbar. Nicht im Golfo sondern in La Restinga im Süden. Es wird ein stetiger Anstieg der SO² Konzentration festgestellt. Also wenn es nach "faulen Eiern" riecht, dann im Süden.
Mit dieser veränderten Grafik links lässt sich vielleicht in etwa der momentane Vorgang erklären. Die orange Magmablase hat einen Durchmesser von mehreren Kilometer und liegt in ca.10 km Tiefe. Am linken Rand liegt Sabinosa. Durch horizontales Aufschmelzungen nach links versucht die Blase ihr Volumen zu vergrößern um den vorhandenen Druck abzubauen. Dabei entstehen leichte Beben. Je höher nun dieses Magma wandert, desto mehr Gas wird freigesetzt. Der Druck lässt nach und das Gas kann sich aus der flüssigen Masse lösen. Das Gas steigt durch Spalten und Ritze auf und ist an der Erdoberfläche messbar. Aus diesem Grunde sind steil ansteigende Gaswerte, ein Indikator für eine bevorstehende Eruption. Davon sind wir aber im Augenblick noch weit entfernt.

Donnerstag, 16. August 2012

El Hierro Vulkan - es braut sich was zusammen

NEWS:
17.48 Uhr - bisher 40 von der IGN bestätigte Beben heute. Die zwei aufgezeichneten Erdstöße unten tauchen nicht auf. Vielleicht eine Frequenzüberlagerung mit zeitgleichen Beben in Brasilien von ML4,7 (werden allerdings nur auf CHIE Station angezeigt).
14.51 Uhr - um 12.42 und 13.12 Uhr zwei kräftige Beben oder bereits einsetzender Tremor. Aussagekräftige Daten liegen noch nicht vor.
12.40 Uhr: Heute bisher über 32 Erdstöße. Gleiche Lage und Tiefe. Der wilde Seismographen-Ausschlag um 7.30 Uhr war eine Übertragungs-Störung, also eine techn. Ursache.


Jetzt ist also genau das Szenario eingetreten über das ich in den letzten Tagen berichtet und auch so vermutet hatte. Die Beben werden stärker. Heute Morgen um 3.35 Uhr ein erstes ML2,2 Beben in 11 km Tiefe im Golfo (IGN Grafik oben). Das war nicht der einzige Erdstoß in der vergangenen Nacht. Allein seit Mitternacht über 25 kleine Erdstöße in 9 bis 11 km Tiefe und alle im Golfo. Auf der übersichtlicheren AVCAN Karte links die Lage der letzten Erdstöße. Nicht nur im Meer sondern auch unter Land. Um es geographisch einzuordnen: von Charco Azul de Sabinosa an der Küste, über Sabinosa am Steilhang mit Zielrichtung zum alten Vulkanberg Tanganasoga.
Was geht im Augenblick vermutlich da unten vor: Die Magma hat Aufstiegswege gefunden. Noch dürften es kleine Spalten und Kanäle sein. Durch den hohen Druck schiebt Magma nach und vergrößert die Wege. Die Beben werden weiter zunehmen und vielleicht bereits gegen Abend die ML3,0 Schwelle überschreiten - also spürbar sein.

Was nicht in dieses Schema passt sind die gemessenen geringen Gas-Emissionen. Auch meine kleine Umfrage gestern zu spürbaren Auffälligkeiten oder Schwefelgeruch lies keine Besonderheiten erkennen. Danke für die Mails und Kommentare.
Anders als im letzten Jahr hat es jetzt die Magma bereits in viel flachere Zonen empor geschafft. Vor einem Jahr lag das Zentrum bei ca. 14 - 15 km Tiefe im Golfo. Ich glaube aber trotzdem, daß die Magma nach Süden abgedrängt wird. Bis zum alten Eruptionspunkt sind es nur wenige Kilometer.

 Auf der jüngsten IGN Grafik ist der rasante Anstieg der kleinen Beben - gestern 29 und heute bereits über 25 zu erkennen. Und was hören wir von der Pevolca (Krisenstab) .... Nichts - - Sen. Santana und seine Leute sind  momentan mit La Gomera beschäftigt.
Unten eine unvollständige Auflistung der heutigen meist schwachen Erdstöße. Alle im Tiefenbereich von 10 bis 11 km und alle im Golfo. 


Mittwoch, 15. August 2012

El Hierro Vulkan - ungewöhnliche Beobachtungen ?

NEWS:
18.47 Uhr - weitere 4 schwache Beben im Golfo in der erwähnten Tiefe.
Im Grunde ist es auf El Hierro zur Zeit ruhig. Ferienzeit, Badezeit - viele Herrenos verbringen den Tag mit der Familie und den Touristen am Meer. Es ist heiß und alles läuft noch einen Gang langsamer. So wie immer im Sommer. Der Vulkan bleibt Vulkan und ist Vergangenheit und die immer noch kleinen Beben spürt man nicht - Urlaubsidylle eben. Wenn man jedoch etwas genauer hinschaut - und oft erkennt man die Unterschiede erst im Detail, dann vollzieht sich im Moment im Untergrund vielleicht etwas ganz Wesentliches. Die Beben wandern Richtung Oberfläche. Allein heute Morgen 6 schwache Erdstöße in 6 bis 12 km Tiefe. Die letzten drei Tage zusammengefasst auf der Tabelle (zum Vergrößern anklicken). Alle Beben, mit Ausnahme des Südbeben, im Bereich um die 10 km Tiefe. Still und heimlich hat das Magma einen Weg nach oben gefunden. Es ist nicht auszuschließen, daß die Bebenstärke in den nächsten Tagen auch zunimmt. Je nach dem wieviel Magma und Gas nach oben drängt können das auch stärkere Beben werden.
Die zweite wichtige Feststellung - alles ereignet sich im Golfo.  Nicht bei La Restinga und nicht an der Westspitze, sondern im Bereich um den Charco Azul und Pozo de la Salud, also unterhalb des Tanganasoga. 
Sicher ist im Augenblick nur, daß diese Anzahl und die Lage der Erdstöße nicht auf Spannung oder Entspannung oder Setzungen zurückzuführen sind. 

In den letzten Tagen geisterten Meldungen und auch Kommentare durch das Web die von ungewöhnlichen Beobachtungen und Empfindungen berichteten.

Meine Bitte und Frage an Anwohner und Touristen im Golfotal:

Haben Sie in den letzten drei Tagen ungewöhnliche Dinge beobachtet oder erlebt  (Tierverhalten, Erschütterungen, Gerüche, Kopfschmerzen) oder war alles wie immer. Eine kurze Notiz in den Kommentaren oder eine Mail wäre hilfreich - Danke.

Hier habe ich noch bei National Geographic einen besonderen Meeresbewohner entdeckt. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Seepferdchen. Es ist ein Phyllopteryx Taeniolatus oder ein Seedrache, der in den australischen Gewässern beheimatet ist. Das Männchen trägt am Unterleib die befruchteten Eier. Teamwork würde man das auf Neudeutsch nennen.