Dienstag, 12. Juni 2012

El Hierro - die Naturgewalten

NEWS:

Bleiben wir heute bei der Natur - bei den Naturgewalten. Nicht nur Vulkane, große Waldbrände, Erdrutsche oder Überschwemmungen suchen regelmässig die Kanarischen Inseln heim, sondern auch heftige Stürme.

Vor Jahren hatten wir das erste Mal seit Menschengedenken einen Hurrikan mit gemessenen Windspitzen bis zu 225 km/h. Es war der Hurrikan "Delta" der im November 2005 eine Spur der Verwüstung mit 18 Toten auf den Kanaren hinterließ. Alles was nicht niet- und nagelfest verankert war, riss er mit. Faustgroße Steine flogen wie Papierfetzen durch die Luft, Bäume und Beleuchtungsmasten wurden wie Streichhölzer umgeknickt.

Das erste Mal, daß ich hier richtig Angst bekam. Nachdem mein Garagendach, der Hühnerstall und die Hundehütte samt Schäferhund weg geweht wurde (Hund hat unverletzt überlebt) wartete ich nur darauf, daß als Nächstes ein Steinbrocken durch die Fensterscheibe geflogen kommt um dem Sturm volle Angriffsmöglichkeit zu bieten. Das ist Gottseidank nicht passiert. Mein Windmesser hat noch 150 km/h angezeigt bevor er seinen Dienst quittierte und davonflog.
Genauso schnell wie der Hurrikan kam, war nach 4 Stunden der Spuk wieder beendet. Zurück blieben Millionenschäden.

Nicht ganz so dramatisch, aber doch eindrucksvoll ein stürmischer Seegang im Jahre 2007 im Hafen von Puerto de Tazacorte auf La Palma. Hier zum  Video

Aktuell zieht eine neue Sturmfront über die Kanaren. Der Wetterdienst AEmet hat die Warnstufe "Gelb" erweitert. Sie umfasst bis auf kleine Ausnahmen nun alle Inseln. Erwartet werden Windspitzen bis 85 km/h und hoher Seegang in den Küstenregionen. Gestern wurde bereits auf Fuerteventura ein deutscher Tourist von einer umstürzenden Palme erschlagen und ein weiterer Gast schwer verletzt. Die Unwetterwarnung wurde auch zeitlich bis Mittwoch 18.oo Uhr ausgeweitet. Bis jetzt ist auf La Palma nicht viel davon zu spüren. Nur leichter Wind und im Küstenbereich hoher Wellengang. Hoffen wir, daß es so bleibt und nicht schlimmer kommt.

Montag, 11. Juni 2012

El Hierro - Unwetteralarm

News: Über das Wochenende gab es keine neuen Vulkan- oder Bebenaktivitäten.
Der staatliche Wetterdienst AEmet hat eine Unwetterwarnung heraus gegeben. Diese Warnung gilt auch für El Hierro und für alle gelb gekennzeichneten Gebiete. Erwartet werden Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 85 km/h und hoher Wellengang im Küstenbereich. Die Warnstufe "Gelb" gilt zunächst von heute bis Dienstag 21.oo Uhr. Der Wind bläst aus Nordosten. Mit Einschränkungen der Flug- und Fährverbindungen muß gerechnet werden. Der Himmel ist heute wolkenlos bei angenehmen 26° Lufttemperatur.
Auf der Seitenleiste habe ich die beliebtesten und meistgelesenen Posts der vergangenen Monate verlinkt. Wer Lust hat kann sich hier noch einmal einlesen.

Daß das ganze Gezerre und der Konflikt um den Euro auch in Deutschland seine Spuren hinterlässt, hat eine neue Studie ergeben die in der Berliner Morgenpost veröffentlicht wurde:

Die Deutschen sehen für die Zukunft schwarz

In Zeiten von Euro- und Schuldenkrise glaubt nur noch jeder Zehnte daran, dass es seine Kinder einmal besser haben werden.
Für das, was da auf Europas Verbraucher zukommt, ist Ivan Bascles Bild beinahe zu idyllisch: "Kennen Sie das, wenn Sie an einem wunderschönen, sonnigen Tag am Strand sind, aber die ersten Wolken auftauchen und Sie wissen: Gleich kommt das Unwetter? In genau dieser Situation fühlen sich Europas Verbraucher derzeit", sagt der Konsumexperte der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group. Wie seit annähernd zehn Jahren hat BCG auch jetzt wieder Verbraucher überall auf der Welt nach ihren Erwartungen für die Zukunft gefragt. So negativ wie dieses Mal waren die Antworten noch nie - weiterlesen.

Sonntag, 10. Juni 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto ROV Erkundung

NEWS:
Ein neues Unterwasser Video von 10 min. Länge von der Atlantic Explorer um den Eldiscreto vom 7. Juni wurde veröffentlicht. QStar und die Uni Las Palmas (ULPGC) haben mit dem Unterwasser Roboter Sirius weitere Erkundungen in dem immer noch trüben Meereswasser unternommen. Hier geht es zum Video.
Auch größere Meeresbewohner wie dieser Delfin, kamen vor die Linse. Die kanarischen Westinseln El Hierro, La Gomera und La Palma sind ein bevorzugtes Terrain nicht nur für Delfine (Grosser Tümmler) sondern auch für verschiedene Walsorten. Grindwale (Pilotwal) und sogar Orcas wurden hier schon beobachtet. Erstaunlich viele Meeressäuger halten sich in diesem Bereich auf. Es ist die Schnittstelle zwischen dem kalten, dem gemäßigten und dem tropischen Verbreitungsgebiet.

Samstag, 9. Juni 2012

El Hierro - vom Regen in die Traufe

NEWS:
Die stetig ansteigenden Beben seit Ende Mai fanden ihren Zenit am 4. Juni 2012. Mit 16 Erdstößen an diesem Tag war der Höhepunkt erreicht und das Pulver verschossen. Die IGN Grafik zeigt, daß anschließend bis heute nur noch gelegentlich kleine Beben erfolgten.
Wahrscheinlich liegt doch die Ursache dieser Vielzahl von Erdstöße an zusammenbrechenden Hohlräumen im Bereich der Magmakammer und den von dort verzweigenden Kanälen. Bei einem Neuaufstieg von Magma aus dem Erdinnern hätte durch den Druckanstieg und das Vordringen der Magma die Bebenserie anhalten müssen. Das Magma sucht sich einen Ausgang und löst neue Beben aus.
Eine Magmakammer muß man sich als einen mehrere Quadratkilometer großen Hohlraum - gefüllt mit flüssigem Gestein und Gas - vorstellen. Solange genug Magma im Innern vorhanden ist, herrscht ein Überdruck. Entweicht nun Material durch eine Eruption entsteht eine Art von Unterdruck. Das Gebilde wird im Laufe der Zeit instabil und Teile davon stürzen ein. Dies kann dann eine Kettenreaktion auslösen, wie wir sie vermutlich erlebt haben.

Das Hauptthema neben dem Fußball ist jedoch die bedrohlich heraufziehende Bankenkrise die auch ein Beben der anderen Art auslöst.

Europa zittert um Spanien

"Furcht vor der Pleite: Erst musste Spanien einräumen, dass es am Finanzmarkt keine bezahlbaren Kredite bekomme. Jetzt zeichnet sich ab, dass Madrid schon an diesem Wochenende den Euro-Rettungschirm in Anspruch nehmen könnte. Doch warum ist Spaniens Krise so gefährlich?"
Eine verständliche Erklärung liefert die Süddeutsche.de in ihrer gestrigen Ausgabe.

Heute Morgen wurde bekannt, daß der IWF von einem kurzfristigen Finanzbedarf von 40 Milliarden Euro ausgeht. Dieser Betrag könnte sich jedoch auch verdoppeln oder verdreifachen. Dann sind es keine Peanuts mehr. Alles nur für die doch wichtigen und systemrelevanten spanischen Banken.
Alles schon einmal da gewesen. Erinnern Sie sich noch ! 
Bei einem Vulkanausbruch kann man Evakuieren - diesem Monster ist man jedoch hilflos ausgesetzt.            

Freitag, 8. Juni 2012

El Hierro - und seine Früchte

NEWS:
Vulkanisch keine neuen Vorkommnisse am gestrigen Donnerstag. Nur ein kleiner Erdstoß um 14.12 Uhr von ML1,0 in 12 km Tiefe im Golfo.

Das fruchtbare Golfotal

Nachdem ich bereits einiges über die Viehzucht auf der Hochebene Meseta de Nisdafe um San Andres erzählt habe, möchte ich mich heute etwas der Tiefebene widmen. Gerade das Golfotal mit seinem warmen subtropischen Klima, eignet sich hervorragend zum Anbau von Südfrüchten. Erst in den 1960er Jahren wurde der mit Lavabrocken übersäte Kessel urbar gemacht. Große Mengen "Mutterboden" aus der Hochebene wurde aufgefüllt, um Bananen und das Bromeliengewächs Ananas anpflanzen zu können. Nachdem El Hierro nicht mit reichen Wasservorkommen gesegnet ist, wurden Tiefbrunnen gebohrt, um eine unter dem Golfo liegende Süßwasserblase zu nutzen. Heute wachsen auf großen Feldern die kleinen aber süßen Ananas. Die Pflanze benötigt relativ wenig Wasser und Dünger und kann erstmals nach 18 bis 20 Monaten geerntet werden. Es ist eine Cooperativa (Genossenschaft) unter Federführung des Cabildo El Hierro die die Plantagen betreibt.

Aber auch Gemüse wie hier auf dem Bild Broccoli - oder auch Porree und Zwiebeln gedeihen prächtig. Diese Produkte werden auf dem heimischen Markt angeboten und reichen aber zur Selbstversorgung der Insel nicht aus. Nach dem Rückgang der Landwirtschaft in den letzten Jahren müssen Früchte und Gemüse aus dem Ausland importiert werden. Trotz fruchtbarer Böden, Wasservorkommen und freier Arbeitskräfte war man leider nicht in der Lage die Grundversorgung der eigenen Bevölkerung zu organisieren. Das ist auch mein Kritikpunkt. Hätte man lieber die reichlich geflossenen Subventionen in ein gut funktionierendes Wassersystem und die Förderung der Landwirtschaft gesteckt anstatt in Beton zu investieren, hätte man heute sicher einige Sorgen weniger. Aber aus Erfahrung wird man ja klug.


Erfreut und erstaunt habe ich zur Kenntnis genommen, daß der Bürgermeister von La Frontera nun eine Initiative ins Leben rufen will, die brachliegende Felder und davon gibt es reichlich, verpachten möchte. Unbewirtschaftetes Land soll an "Arbeitswillige" zum Anbau von landwirtschaftlichen Produkten kostenlos verpachtet werden. Eine wie ich meine sehr gute Aktion, die längst überfällig war. Damit schafft man einige Arbeitsplätze und muß vielleicht in Zukunft die Äpfel nicht mehr aus Chile oder die Kartoffel aus Israel importieren. Die einfachsten Dinge sind oft am wirkungsvollsten und bringen nachhaltig Ertrag.

Am meisten wird jedoch die Platanos - die chinesische Banane angebaut. Eine wasserfressende Staude, die die typischen kleinen kanarischen Bananen hervorbringt. Für ein Kilogramm Bananen benötige ich ca. 800 l Wasser. Ein Säufer unter den Nutzpflanzen, der in nur 9 Monaten zur Reife kommt. Die Qualität kann sich allerdings sehen lassen und hebt sich im Geschmack und der Süße wesentlich von den Ami-Bananen ab. Unsere Platanos (auf La Palma gibt es noch viel mehr) haben 22 % Fruchtzuckergehalt. Die südamerikanischen Bananen bringen es nur auf ca. 17 bis 18%.
Allerdings sind hier die Erzeugungkosten 4 mal höher als in Südamerika. Nur über Subventionen lassen sich diese Platanos auf dem europäischen Markt absetzen. Auf Dauer auch nicht das Nonplusultra. Der Absatzmarkt beschränkt sich im Moment auf Festlandspanien. Nun möchte man auch den deutschen Markt erobern.
Die Vereinigung der Bananenerzeuger der Kanaren (Asprocan) startet zur Zeit eine Kampagne in Deutschland, um unsere Platanos "schmackhaft" zu machen. Alles weitere dazu im Fruchtportal.
Dabei muß sich unsere Platano überhaupt nicht verstecken.

Ihr einzigartiger Geschmack und die viele Verwendungsmöglichkeiten und ihr hoher Nährwert mit wertvolle Inhaltstoffe machen sie zu einem vollwertigen Lebensmittel.

Je 100 Gramm Banane erhalten sie:

Energie95,2 KcalMagnesium36,0 mg
Wasser 73,8 gCalcium 9,0 mg
Eiweiß 1,1 gPhosphor 28,0 mg
Fett 0,1 gEisen 0,6 mg
Cholesterin 0,0 mgZink 0,2 mg
Natrium1,0 mgVit. A 38,0 µg
Kalium 393,0 mgCarotin 0,2 mg
Vit. C 12,0 mg Vit. E 0,3 mg
Vit. B6 0,4 mg Folsäure15,0 µg
Vit. B2 0,1 mg Vit. B1 0,0 mg

Der rotbraune Bommel unter der Fruchtstaude ist die Scheinblüte. Die richtige Blüte sitzt am Ende jeder einzelnen Banane - auf dem Foto bereits eingetrocknet. In Handarbeit muß jeder Blütenstand abgeschnitten werden. Eine mühselige Arbeit.