Sonntag, 20. Mai 2012

El Hierro - Kartoffeln aus Israel

NEWS: Alles war gestern ruhig - keine neuen Beben.
Die Landwirtschaft war von je her auf El Hierro die Einkommensquelle. Keine landwirtschaftlichen Großbetriebe, sondern der kleine Bauer rang sich mühsam sein tägliches Brot von den kargen und wasserarmen Böden ab. Erst mit dem regen Aufkommen der Bauwirtschaft vor 15 Jahren - dank den üppigen Subventionen - wanderten viele Landwirte in diesen Wirtschaftszweig ab. Große Landstriche liegen heute brach und sich selbst und der Wildnis überlassen da. Die Viehhaltung, ob Ziegen, Kühe oder Schafe, wird aber noch auf der grünen Hochebene, der "Meseta de Nisdafe" betrieben. Das Zentrum der Viehwirtschaft ist der Ort San Andres.
Vor Jahren wurde am Ortsrand von San Andres eine großzügige Anlage für den einmal jährlich stattfindenden Viehmarkt und den Pferdesport errichtet. Alles vom Feinsten - die aber außer laufenden Unterhaltskosten keinen großen Nutzwert bringt. Früher hatte das hier gezüchtete Vieh kanarenweit einen sehr guten Ruf und es wurde reger Handel mit den Nachbarinseln getrieben. Dieser insulare Viehhandel ist aber inzwischen fast eingeschlafen. Die produzierte Milch wird in der inseleigenen Molkerei meist für die Herstellung der Käselaibe verwandt. Ob Käse aus Ziegen- oder Mischmilch - er wird über die Tienta`s oder die inzwischen auch vorhandene Supermärkte auf der Insel vertrieben. Trinkmilch in Tetrapacks kommt meist aus den nördlichen Regionen von Festlandspanien. Grundsätzlich sind Milchprodukte auf allen Kanarischen Inseln teuer. So kostet z.B. im Moment ein 250 gr. Becher Quark 2,49 €.
Durch das Abwandern vieler landwirtschaftlicher Kräfte in die Bauwirtschaft und das 2008 erfolgte Platzen dieser künstlich aufgebauschten Baublase, wurden viele Handwerker arbeitslos.
Hier noch einmal die Arbeitslosenquote vom 1. Quartal 2012.

Lanzarote: 34,94%
Gran Canaria 33,65%
Fuerteventura: 32,88%
La Palma 32,11%
La Gomera 31,86
El Hierro 31,78%
Teneriffa 30,58%

....und ein Ende ist noch nicht absehbar. Heute ist es leider so, daß selbst Kartoffeln aus Irland, England und selbst aus Nicht EU Ländern wie Israel eingeführt werden müssen. Traurig für eine Insel wo doch im Jahresverlauf  3 Mal auf dem gleichen Stückchen Land diese Knolle geerntet werden kann.

Eine verfehlte und einseitige Wirtschaftspolitik die kurzfristig einen Bauboom erzeugte, aber heute die Folgen desto dramatischer Spüren lässt. Es ist immer schwierig von einem gewissen auf Pump aufgebauten Wohlstand wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zufinden. Noch sind nur wenige bereit zurück in die Landwirtschaft zu gehen. Aber es zeigt sich schon, daß einige Flächen nun mehr mit Gemüse und Feldfrüchten angebaut werden. Die Herrenos sind ein zähes Völkchen das schon so manche Krisen durchgestanden hat und sicher auch diese Krise überleben wird.

Samstag, 19. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Neuer Forschungsbericht

NEWS:
Ein neuer Forschungsbericht zur Eruption des Eldiscreto wurde von einem Expertenteam unter Leitung des Vulkanologen Dr. Juan Carlos Carracedo vom Instituto Geovol der Universität Las Palmas veröffentlicht. Die Grafiken zeigen, wie sich innerhalb weniger Wochen vom 24. Oktober bis zum 4. Dezember 2011 ein 350 m tiefes Barranco (Tal) von über 6 Kilometer Länge und ca. 1 km Breite mit einer mindestens 100 m dicken Lavaschicht aufgefüllt hat. Noch größere Lavamengen sind links auf den Karten zu erkennen, in das bis zu 1500 m tiefer liegende Gelände abgeflossen. Diese Menge hätte locker gereicht einen mächtigen Lavakegel auch über dem Meeresspiegel aufzubauen.
Diese Expertise ist im Wissenschaftsmagazin "Geology Today" unter dem Titel "The 2011 submarine volcanic eruption in El Hierro (Canary Islands)" erschienen und in englisch hier im Geology Today nachzulesen.
Neue Möglichkeiten einer effektiven und kostengünstigen Anbindung an Teneriffa muß gefunden werden. Dazu führt der Inselpräsident Alpidio Armas zur Zeit Gespräche  mit den Transportunternehmen Fred Olsen, Navierra Armas und der Fluggesellschaft Binter Airways. Natürlich pokern und hoffen die Betreiber auf weitere Subventionen so wie man das aus der Vergangenheit gewohnt war. Nur sind heute wahrlich alle öffentlichen Kassen leer und kein zusätzlicher Euro irgendwo abzuzwacken. Wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind vermag ich nicht zu sagen.
Fast alle El Hierro Touristen aus Nordeuropa kommen auf dem Südflugplatz "Reina Sofia" in Teneriffa an. Es gilt nun die Gäste zügig ohne Zwischenübernachtung oder lange Bustransfers zum 100 km entfernten Nordflugplatz weiter nach El Hierro zu befördern. Die meisten Gäste haben keine sperrigen Güter dabei, so daß die günstigere Möglichkeit - das Flugzeug ausreicht.

Binter Airways die pro Tag 4 bis 5 Mal vom Nordflugplatz mit ihren Inselhüpfern (ATR 28) meist nur halb besetzt El Hierro anfliegt und sich immer als Freund, Gönner und Helfer El Hierros darstellt, sollte überzeugt werden auch vom Südflugplatz zu starten.
Es muß keine eigen Maschine sein, eine kurze Zwischenlandung würde hier völlig ausreichen und würde die Flugzeit nur um ca. 30 min. verlängern. Wenn so die erste Morgenmaschine von El Hierro kommend und das letzte Abendflugzeug nach El Hierro Passagiere im Süden aufnehmen würde, müsste kein Gast mehr auf Teneriffa übernachten.
Das Flugzeug ist besser gefüllt, die Übernachtungstage auf El Hierro würden sich erhöhen und davon bin ich überzeugt - viel mehr Pauschalreiseanbieter würden El Hierro in ihr Programm aufnehmen, da die Anreise, das Handeling und die Kosten besser planbar sind.

Meine Idee und mein Vorschlag - ich denke überlegenswert und auch schnell und günstig umsetzbar.

Freitag, 18. Mai 2012

El Hierro Vulkan - und die Krise

NEWS:
Auch gestern Abend um 22.49 Uhr gab es wieder ein leichtes Beben von ML1,3 in 13 km Tiefe im Süden. Es gärt noch immer weiter, wenn auch auf Sparflamme. Auch nach jetzt 10 Monaten ist der Untergrund immer noch in Bewegung. Von einem Erlöschen oder einer Normalsituation träumen vielleicht die Optimisten, die Tatsache spricht aber eine andere Sprache. Auf der Avcan Grafik sind die Beben der vergangenen Tage rot markiert.
Wenn man von El Hierro eine Linie Richtung Osten zieht, kommt man zu den Beben zwischen Teneriffa und Gran Canaria und weiter über den Norden von Fuerteventura, wo es auch in letzter Zeit eine Reihe von Erdstößen gab. Vielleicht bewahrheitet sich doch die These der Wissenschaftler des Kieler Leibnitz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) die von einem Lavatunnel bis nach Afrika sprechen. Unter El Hierro (westliche Kanaren) wird die Magmaquelle der eigentliche Hotspot vermutet, der sein Magma bis nach Afrika schickt. Darüber hatte ich - hier zum Nachlesen - berichtet.
Der Inselpräsident von El Hierro Alpidio Armas. Ein noch junger Präsident was seine Amtszeit betrifft. Erst seit September 2011 in Amt und Würden und gleich mit der Vulkankrise konfrontiert (Foto: ABC.es). Der parteilose Alpidio Armas hatte es in den vergangenen Monaten nicht immer leicht und musste so manche herbe Kritik einstecken. Als Schnittstelle zwischen den Wünschen seiner Insulaner, dem Krisenstab Pevolca und den Machtinteressen  politischer Gruppierungen versuchte er einen Konsens herzustellen. Nicht immer ist es gelungen, aber der Wille war vorhanden. Erfahrung braucht eben seine Zeit und dafür sind ein paar Monate Regierungszeit noch zu wenig.

Intensiv kümmert er sich im Augenblick darum den Tourismus wieder anzukurbeln.
Es ist weniger das mangelnde Interesse von Gästen die Insel zu besuchen, sondern die unbefriedigende Transportsituation. Wie soll auch ein Gast von Teneriffa nach El Hierro kommen können, wenn es kaum Fähr- oder Flugverbindungen gibt bzw. die wenigen Transportmöglichkeiten nur über lange Anfahrtswege (Nordflugplatz Teneriffa) oder Zwischenübernachtungen (Fähre) möglich ist. Viele scheuen diese Umstände und verbringen dann doch lieber ihren Urlaub auf Teneriffa oder einer leichter erreichbaren Kanareninsel.

Die Fährbetriebe Fred Olsen und Navierra Armas als auch die Fluglinie Binter Airways sind Privatunternehmen und Gewinnorientiert. Trägt sich eine Linie nicht mehr wird sie einfach gestrichen. In den letzten 10 Jahren wurden alle Unternehmen von der Regierung mit Millionen Subventionen unterstützt. Nur so konnte dann eine für 600 Menschen ausgelegte Fähre auch nur mit 20 Mann an Bord ablegen. Ich habe das häufig selbst erlebt. Das ganze Schiff hat fast nur mir bzw. meiner Familie gehört.
Mit dieser gewohnten und großzügigen Subventionspolitik ist nun Schluss. Alle Kassen auf den Kanaren und in Madrid sind leer. Auch aus Brüssel sind keine großen Geldmittel mehr zu erwarten.

Andere Wege müssen also gefunden werden. Dazu aber Morgen mehr ...

Donnerstag, 17. Mai 2012

El Hierro - Urlaubserfahrung

NEWS: Gestern am Mittwoch und auch in der vergangenen Nacht gab es keine weiteren Erdstöße.
14.00 Uhr - Nachtrag - Gestern Abend um 21.00 Uhr doch ein leichtes Beben von ML1,1 in 7,4 km Tiefe im Golfo.

Urlaub auf El Hierro


Vor allem die An- und Abreise nach El Hierro gestaltet sich etwas abenteuerlicher als wie ein Direktflug nach Fuerteventura oder La Palma. Darüber hatte ich ja schon in den vergangenen Tagen geschrieben.
Am Besten lässt sich das an einem praktischen Beispiel nach vollziehen.

Hier nun der kleine Reisebericht von einer Familie, die im Februar 2012 für 2 Wochen ihren Urlaub auf El Hierro verbrachte.

"Ich muß erstmal anfügen, das wir schon viele Male auf La Gomera und La Palma gewesen sind, aber noch nie auf El Hierro.
Gebucht hatten wir eine Pauschalreise mit Transfer über den Reiseveranstalter L`tur ohne Mietwagen.
Vom Flughafen Stuttgart ging es zunächst zum Südflughafen Teneriffa (Reina Sofia). Nach dem Empfang durch den Reiseveranstalter (L`tur) erhielten wir unsere Fährtickets für die Hin- und Rückfahrt nach El Hierro. Mit einem Transferbus ging es dann weiter zum Hafen von Los Cristianos.
Die Olsen- Fähre fuhr allerdings erst gegen Abend.
Unsere Koffer konnten wir im Fährbüro der Olsen Agentur lagern, da die sonst am Hafen stehenden Koffercontainerwagen nur für die Gomera Fähre waren, nicht aber für die nach El Hierro.
So haben wir den Tag in Los Cristianos verbracht.
Abends ging es dann los mit der Fähre nach La Caleta (Hafen El Hierro). Dort sind wir mit einem Taxi abgeholt worden, das uns nach La Restinga zu unserer Apartmentanlage (Arenas Blancas) gebracht hat. Der Taxifahrer musste unterwegs in El Pinar kurz halten. Dort konnten wir den Schlüssel zu unserem Appartement entgegennehmen.



Die Appartements haben alle einen direkten Ausblick auf den Vulkan Eldiscreto.
Allerdings hat es während unserer 2 Wochen keinerlei Aktivitäten gegeben. In der Apartmentanlage (35 Einheiten) waren maximal 6 Einheiten belegt. Alle Gäste waren Spanier. Andere Touristen haben wir dort nicht gesehen.



Unsere Eindrücke

El Hierro ist eine total wunderschöne ruhige Insel. Fast schon zu einsam.
Die Einheimischen dort sind alle sehr freundlich und zuvorkommend. Überall bekommt man Hilfe, wenn man welche braucht.
Man merkt, daß hier noch nichts vom (Massen)-Tourismus verdorben ist.
Wir haben uns dann die erste Zeit mit dem Bus (La Restinga-El-Pinar-Valverde) begnügt. Die Buspreise sind gnadenlos billig. 1,07 Euro für die Strecke La Restinga – El-Pinar. Dann noch mal 1,07 Euro für die Strecke El-Pinar- Valverde.
Zurück zahlt man dann nur 1,07 Euro für die komplette Strecke.
Später haben wir uns dann in Valverde einen Leihwagen für eine Woche gemietet. Gestaunt haben wir über den Preis von 25 Euro pro Tag (inklusive Vollkaskoversicherung) – noch nie hatten wir so einen günstigen Leihwagen.
Ostseite mit dem Hotel Parador an der Küste
Generell ist El Hierro die billigste Kanareninsel von allen - wenn man mal da ist.
Egal ob Lebensmittel, Mietwagen, öffentlicher Verkehr oder Restaurant`s.
2 Pizzen (egal welche) zusammen für 9 Euro in der örtlichen Pizzeria in La Restinga.
Bei unseren vielen Wanderungen auf der Insel, waren wir fast immer alleine. Es kam uns niemand entgegen und niemand hat uns überholt. Das lag aber auch wohl an der Jahreszeit und an der Angst, daß der Vulkan doch noch die Oberfläche erreichen könnte.
Deshalb waren wohl nur wenige Touristen dort.
Wir haben die komplette Insel „erforscht“ und „fast“ alles gesehen.
Das Wetter empfanden wir generell als wesentlich rauer als z.B. auf La Gomera. Einmal von den Temperaturen her und einmal vom oft frischen Wind.
Ich möchte jetzt nicht auf die Einzelheiten der Insel eingehen die sind ja auch in den Reiseführern beschrieben.
Zurück nach Teneriffa mussten wir dann am Freitag, da unser Rückflug nach Stuttgart am Sonntag war (Samstags fuhr keine Fähre).
Wieder wurden wir als Einzige mit dem Taxi abgeholt und zum Hafen gebracht.
Dann haben wir noch 2 Tage auf Teneriffa verbracht."

Vielen Dank an Familie Griepenburg für ihre Schilderung.

Außer der Fähre gibt es dann noch den Binter Flieger vom Nordflugplatz Los Rodeos in Teneriffa. Flugzeit ca. 35 min. Hier links habe ich den Flugplan für kommenden Montag mit vier Verbindungen, schön verteilt über den Tag, heraus gesucht. Am Wochenende sind die Flüge ausgedünnt. Es starten dann meist nur zwei Flieger - und der Direktlink zu  Binter Airways .

Mittwoch, 16. Mai 2012

El Hierro Vulkan - Neue Beben

NEWS:

Wenn man denkt das war es nun jetzt, wird man schnell wieder eines Besseren belehrt. Ein Erdbeben gestern von ML3,3 um 17.31 Uhr nicht unter El Hierro, sondern zwischen Teneriffa und Gran Canaria in 33 km Tiefe. Die Seismographen Aufzeichnung von Teneriffa oben zeigt die Ausschläge. Kurz darauf um 17.33 Uhr noch ein Nachschlag von ML2,6 in 26 km Tiefe. Genau in diesem Gebiet gab es in den vergangenen Wochen bereits mehrere Erdstöße. Aber unser Eldiscreto lässt sich dann auch nicht lumpen und meldet sich ebenfalls zu Wort. Zwischen 13.38 Uhr und 19.03 gleich drei Mal mit Beben zwischen ML0,5 und ML1,5 in 10 bis 18 km Tiefe.
Alle Magmabewegungen und die  Beben hängen im Untergrund irgendwie zusammen. Es ist ein Hotspot der aus dem tiefsten Erdinnern alle vulkanischen Aktivitäten auf den Kanaren speist und je nach Druck und Aktivität dann auch fast gleichzeitig über größere Entfernungen Beben auslösen kann. Ein völlig normaler Vorgang den man immer wieder beobachten konnte. Schließlich haben wir diesem Hotspot überhaupt unsere Existenz zu verdanken.

Daß allerdings mein La Palma das in den vergangenen Jahrzehnten hier immer im Mittelpunkt stand jetzt unberührt wie ein Fels in der Brandung steht, verwundert mich schon sehr. Außer einigen kleinen Beben gab es in den vergangenen 12 Monaten keine besonderen und erwähnenswerten Vorkommnisse.