Dienstag, 31. Januar 2012

El Hierro Vulkan - ein königliches Schauspiel

NEWS:
Erst ein kleines Wölkchen, dann fing er an zu sprudeln und zu kochen. Genau so und nicht anderst hatten wir es vom Eldiscreto erwartet. Pünktlich zum Eintreffen des königlichen Besuches gestern setzte Eldiscreto seine Spuren. Die Aktivität verstärkte sich zum Abend und hält auch heute Morgen unvermindert weiter an. Aufsteigende Rauch- schwaden und ein wallendes Meer kann gut über die Webcam (rechts) beobachtet werden. Sollte das nun der Auftakt für die nächste Eruptionsstufe sein? Interessant wären nun natürlich neue Messungen über die tatsächliche Höhe des Vulkankegel. Ist er weiter in die Höhe gewachsen und wie weit ist er noch von der Meeresoberfläche entfernt?


Auch die Bebenstatistik (Avcan) der letzten 24 Stunden lässt nachdenken. Die meisten Erdstöße finden nun direkt unter der Insel statt. Genau im Bereich des vermuteten Magmakanal. Drei Beben über 1,5 RSk. um 16.42, um 18.23 und 4.04 Uhr in der ver- gangenen Nacht lagen in 12 bis 17 km Tiefe. Genauen Aufschluss kann uns nur eine neue Unterwasser Vermessung durch das Forschungsschiff Roman Margaleff bringen. Die Margaleff liegt zur Zeit im Hafen von Las Palmas (Gran Canaria) und wird neu aufgerüstet. Ich denke, daß sie in den nächsten Tagen wieder zurück in die Gewässer von El Hierro beordert wird.
Wer sich etwas tiefer mit Vulkanismus und den Vulkanen dieser Erde beschäftigen möchte, dem habe ich hier unter Vulkan Literatur einiges an Büchern und Accessoires aufgelistet.

Montag, 30. Januar 2012

El Hierro Vulkan - Gaswerte steigen wieder an

NEWS:
12.30 Uhr - pünktlich mit dem Eintreffen der königlichen Gäste, spuckt Eldiscreto rauchende Lavaklaster aus.
16.55 Uhr - Aktivität an der Eruptionsstelle nimmt zu - Tremor wird stärker
20.05 Uhr - zwei neue Beben von 1,5 u. 1,7 RSK. um 16.42 u. 18.23 Uhr in 12 bzw. 17 km Tiefe im Süden.
Die Kohlendioxidwerte (CO²) steigen wieder an. Nachdem sie Mitte Januar auf 661 Tonnen pro Tag gefallen waren, betrug die Kohlendioxidemission am 27.1. wieder 904 t/Tag. Diese Messwerte stammen nicht nur von der Eruptionsstelle sondern vom gesamten Inselkomplex. Auf der Involcan Grafik (rote Linie) kann der Gesamtverlauf betrachtet werden. Den bisherigen Höchststand mit 2398 t/Tag hatten wir Ende November 2011. Davon sind wir heute noch weit entfernt, liegen aber bereits schon wieder beim fast 3-fachen Normalwert (mittlere grüne Linie) von 345 t/Tag. Interessant zu beobachten ist auch der bisherige Bebenverlauf (graue Balken).
Die Anzahl der Beben hat mit Beginn der starken Eruptionsphase Mitte November 2011 kräftig nachgelassen. Allerdings sind nach wie vor täglich Erdstöße vorhanden. Ich erwähne in meinen Berichten nur Beben von mehr als 1,5 RSk. Gestern z.B. gab es auch wieder 9 leichte Erschütterungen (siehe Avcan-Markierungen). Die höchste tägliche Anzahl bisher in 2012. Auch wenn der Tremor ruhige Bahnen zieht und Eldiscreto nur eine geringe Aktivität an der Eruptionsstelle zeigt, ist die vulkanische Entwicklung weiter voll im Gange.
Heute ist ja großer "Königlicher Besuch" auf El Hierro angesagt. Kronprinz Felipe und Letizia statten unserem inzwischen weit über die Inselgrenzen hinaus bekannten Eldiscreto eine Visite ab. Vielleicht zeigt er den hoheitlichen Gästen doch etwas von seinem Können. Etwas Gequirrle und einige dampfenden Lavabrocken hinterlassen sicher einen nachhaltigeren Eindruck in Madrid, als dezente Zurückhaltung.

Sonntag, 29. Januar 2012

El Hierro Vulkan - vier Beben am Abend

NEWS: 18.00 Uhr - heute absolute Sonntagsruhe - kein neues Beben - kaum Tremor und eine ruhige Eruptionsstelle.
Innerhalb von 8 Stunden erfolgten am gestrigen Nachmittag bzw. in der Nacht vier neue Beben. Um 16.44 Uhr mit 1,6 RSk., 17.40 Uhr mit 1,7 RSk., 21.29 Uhr mit 1,6 RSk. und den vorläufigen Schlusspunkt um 0.24 Uhr der stärkste Erdstoß mit 2,4 RSk. Alle Zentren lagen im südlichen Inselteil in einer Tiefe zwischen 11 und 14 km. Bereits am Samstag hatte ich darauf hingewiesen, daß die Bebenhäufigkeit weiter zunimmt und auf eine rege Aktivität im Untergrund hinweist. Auch die Eruptionsstelle selbst war Schauplatz heftiger Auswürfe von rauchenden Lavasegmenten. Inmitten dieser glühend heißen Lavaklaster versuchten die Wissenschaftler der Involcan an Bord der Adhara Messungen vorzunehmen und Lavabrocken zu bergen.
Mit einfachen aber wirkungsvollen Fischkeschern muß möglichst nahe an die Eruptionsstelle heran gefahren werden, um die dampfenden Brocken aufnehmen zu können. Diese Lavasegmente haben beim Auftauchen im Innern noch Temperaturen von über 400°. Es muß sich für die Besatzung wie eine Fahrt über der Hölle anfühlen, inmitten des aufquellenden und strudelnden Wassers nach den plötzlich empor schnellenden dampfenden Lavastücken Ausschau zu halten und sie an Bord zu hieven, - aber was tut man nicht alles im Namen der Wissenschaft.
Aufgefischt wurden auch eine Reihe von Qallen (Bild). Dies könnte das vermehrte Auftreten der Möwen und vielleicht auch der Seeschwalben erklären. Einen interessanten Hinweis dazu gab auch Pedro Gerstberger (Danke): " Viele Kleinmeerestiere von 1-3 cm Länge (Flügelschnecken, Schwimmgarnelen, kleine Quallen), die im offenen Ozean leben, haben nur geringe Möglichkeiten, aktiv selber Strecken zu schwimmen. Sie treiben passiv mit den Meeresströmungen. Wenn sie mit der Strömung über den warmen bis heißen Jacuzzi gelangen, werden sie nicht lange überleben. Sie werden durch die Gasblasen emporgerissen und, da sich an ihren Oberflächen Gasblasen anheften, längere Zeit an der Oberfläche treiben. Dort sind sie dann eine leicht aufzusammelnde Beute für die Meeresvögel."
Es scheint also genügend Nahrung für die Vögel vorhanden zu sein.

Des einen Freud des anderen Leid.
Um die erste Not der Herrenos etwas zu mildern, habe ich im November 2011 einen Spendenaufruf von Herrn Dr. Spriegel aus El Hierro veröffentlicht. Dazu ging mir nun die Bilanz zu.





Bericht zum Spendenaufruf vom November 2011
  Liebe Freunde El Hierros,
im November 2011 habe ich an dieser Stelle um Spenden für in Not geratene Familien El Hierros gebeten. Nach dem Aufruf wurden im Blog vereinzelt Stimmen laut, die Einwohner El Hierros hätten derartige Spenden nicht nötig bzw. man sollte lieber dorthin spenden, wo es noch dringender gebraucht würde. Abgesehen davon, dass man mit einer solchen Argumentation zu keiner Spende käme (es gibt immer jemanden, der eine Spende noch nötiger hat, als derjenige, an den man spenden will) haben sich einige wenige Leser des Blogs Gott sei Dank nicht durch diese abwegigen Beiträge von ihrer Spende abhalten lassen.


Seit November bis heute sind etwas über 9.000 € eingegangen. Der überwiegende Teil der Spenden kam von Gästen und Mandanten, die von Karin Kamm und von mir nochmals persönlich angeschrieben wurden. Ich kann in jedem Fall allen Spendern bestätigen, dass die Spenden von den drei Gemeinden mit großer Freude entgegengenommen wurden. Ich habe dabei Bestätigungen vom Bürgermeister bzw. der zuständigen Stelle der jeweiligen Gemeinde, über den Geldempfang erhalten. Weiterhin wurde bestätigt, dass die Spenden ausschließlich an zahlreiche durch den Vulkan in Not geratene Familien weitergeleitet wurden (zum größten Teil in Form von Lebensmitteln und Medikamenten).

Ich möchte mich daher an dieser Stelle nochmals für Ihre Hilfsbereitschaft bedanken. Ich kann Ihnen versichern, dass selbstverständlich jeder Euro der Spenden zweckgerichtet verwendet wird, etwaige mir entstandenen Kosten wurden von mir persönlich getragen.

Mit freundlichem Gruß
Dr. Helmut Spriegel


Dem kann ich mich nur anschließen. Durch unsinnige Kommentare einiger Wenige wurde versucht, nur weil die Aktion nicht in deren Weltbild passt, eine uneigennützig "Gute Sache" totzureden und damit zu verhindern bzw. zu schmälern.
Allen die sich trotzdem an der Spendenaktion beteiligt haben, auch meinen persönlichen Dank.

Samstag, 28. Januar 2012

El Hierro Vulkan - Siesta schon wieder beendet ?

NEWS:
16.44 Uhr Beben von 1,6 RSk. in 12 km Tiefe unter Inselmitte.
17.40 Uhr Beben von 1,7 RSk. in 11 km Tiefe im Süden.
Keine Erdbeben, ein geringer Tremor und wenig Aktivität über dem Vulkan- schlot. Der ideale Zeitpunkt für den Seenotkreuzer Adhara und die Wissen- schaftler direkt über der Eruptionsstelle Messungen vorzunehmen und Lava- fragmente einzusammeln. Das war der gestrige Tag. Heute Morgen gebärdet sich unser Eldiscreto schon wieder etwas quirliger und stößt rauchende Lavaklaster aus. Ein Blick auf den Tremorverlauf (unten) zeigt auch, daß seit 7.00 Uhr heute Morgen (schwarze Linie) der Magmavorlauf sich verstärkt bzw. auf Widerstand trifft. Bleibt einmal wieder abzuwarten, was wir heute noch auf der Webcam zu sehen bekommen.
Die Bebenstatistik der letzten 10 Tage spiegelt die Zunahme der Erdstöße wieder. Zwar bleiben die starken Beben (rot) gering aber die Anzahl der Erschütterungen insgesamt (grüne u. schwarze Balken) hat zugenommen. Dies deutet auf eine Verlagerung oder das Nachfliesen neuer Magmamengen aus tieferen Erdschichten hin.


Freitag, 27. Januar 2012

El Hierro Vulkan - neue Forschungsergebnisse

NEWS:
Nichts kann die ruhige Idylle trüben. Diesen Eindruck erweckt zumindest heute der Anblick des Meeres bei Restinga und die Tremorstatistik.
Bereitet sich Eldiscreto bereits auf den königlichen Besuch am kommenden Montag vor? Kronprinz Felipe und seine Gattin statten ihm am 30.1.12 einen Staatsbesuch ab. Felipe feiert zudem an diesem Tage seinen 44. Geburtstag. Welch eine Ehre für unseren Unbekannten.
Aber wir sollten uns nicht täuschen lassen. Solche Siesta Ruhepausen hat unser Eldiscreto schon mehrfach eingelegt um anschließend mit gesammelter Kraft desto kräftiger weiter zu poltern.
Im Untergrund sieht es dagegen nicht ganz so ruhig aus. Am gestrigen Nachmittag um 16.49 Uhr erfolgte in 23 km Tiefe im Golfo ein Beben von 1,9 RSk. und in der Nacht um 4.24 Uhr im Süden von 2,0 RSk. in 13 km Tiefe. 
Jetzt dringen auch die ersten wissenschaftlichen Detail Untersuchungsergebnisse der wochenlangen baythymetrischen Vermessungsarbeiten der Forschungschiffe Ramon Margalef und der Sarmiento de Gamboa vom Instituto Espanol de Oceanografia (IOE) an die Öffentlichkeit. Danach sieht die Unterwasser Landschaft am Südzipfel von El Hierro wie auf der Karte aus. Prof. Elena Gonzales Cardenas, Dekan an der Universität von Castilla-La Mancha hat in Zusammenarbeit mit der Avcan die Ergebnisse erläutert.
Die obere rote Aufnahme zeigt das Meeresgebiet vor Beginn der eruptiven Phase. Mit Ausbruchsbeginn im Oktober 2011 hat sich unser Eldiscreto (Crater) im Umfang und in der Höhe immer weiter ausgedehnt und dürfte vor zwei Wochen ungefähr die Ausmaße wie im Bild grün unten angenommen haben. Ein Großteil der ausgeworfenen Lava ist hangabwärts (Lengua) ins tiefer liegende Tal abgeflossen.
Hier der Blick von der Rückseite (aus Norden) auf den Eldiscreto und dahinter das steil abfallende Meerestal (Richtung blau).
Während der Eruptionsphase könnte dann, wie zeichnerisch dargestellt, die östliche Vulkanflanke abgebrochen sein und hat damit der nachströmenden Lava freien Ausgang talabwärts gegeben. Damit lässt sich auch der geringe Höhenaufbau des Vulkankegel erklären.
Hier der Gesamtüberblick mit dem Eldiscreto (rot) und die davon geflossenen Lavamassen (braun). Der erste Blick sollte nicht täuschen, aber die Lavazunge hat eine Länge von mindestens 5 Kilometer. Auch das Gefälle der Landschaft beträgt vom Eldiscreto bis zum linken Bildrand fast 1400 m. Hier hat es natürlich die dünnflüssige Lava vorgezogen dem Talverlauf abwärts zu folgen.
Der Querschnitt von Westen bzw. Süden aus gesehen macht die Sache noch etwas deutlicher. Warum allerdings die ausgetretene Lava entgegen aller physikalischer Grundsätze hier nach oben fließen soll, ist auch mir unverständlich. Nach jüngsten Verlautbarungen der IOE soll sich inzwischen die Südflanke (talabwärts) so stark ausgebaut haben, daß nicht mehr die großen Mengen Lava abfließen können. Dies kann dann einen schnelleren Kegelaufbau zur Folge haben.

Im Laufe der zurück liegenden Eruptions- phasen wurden immer wieder räumlich auseinander liegende Gasausströmungen beobachtet. Wie hier auf der Aufnahme gut zu erkennen. Möglicherweise gab es mehrere Nebenöffnungen, ein so genannter "Mund oder Münder", die bei Überdruck zeitweise auch Gase abgaben. Inzwischen konzentriert sich der Lava- und Gasausstoß fast nur noch auf den Hauptkrater.




Auch im Golfo gab es zwei Stellen mit erhöhter Gas Emission. Der eine Punkt lag bei Salmor Roques (Felsen) im Norden und der Zweite in Nähe der Arenas Blancas im Südwesten. Was sich hier genau ereignet hat, wird im Bericht nicht näher erwähnt. Soweit meine zusammenge- fasste Interpretation. Den gesamten Bericht (span.) finden Sie hier.


Wer noch auf die Schnelle einen Vulkan Kalender 2012 von El Hierro erhaschen möchte, schreibt eine Mail an harald.kugel@arcor.de. Fam. Kugel hat von ihrem Teneriffa Besuch noch 3 Exemplare in Reserve.