Samstag, 21. Januar 2012

El Hierro Vulkan - jetzt über 12.000 Erdbeben

NEWS: Neues Beben um 11.13 Uhr von 1,6 RSk. in nur 9 km Tiefe unter dem Berg Tanganasoga im Inselinnern. Der Tremor steigt kräftig an.
Genau 12.004 Beben wurden nun von Juli 2011 bis zum 20.Januar 2012 registriert. Ein Rekord an Erdstößen für die Kanaren und natürlich für El Hierro. Ob das ein Grund zur Freude ist darüber gehen sicher die Meinungen auseinander. Der direkt betroffenen Herreno empfindet dies sicher anderst als der ferne Betrachter. Freuen wir uns aber gemeinsam, daß alle Beben bisher keine großen Schäden oder gar Menschenleben gefordert haben. Auch gestern ging die Bebenserie weiter. Wie die AVCAN Karte zeigt lag das Zentrum im südlichen Bereich der Insel. Alles kleine und nicht wahrnehmbare Erdstöße zwischen 0,9 und 1,2 RSk. Aber sie sind weiter vorhanden.
Auch am heutigen Samstagmorgen ist die Eruptionsstelle des Eldiscreto aktiv. Weiter wird kräftig magmatisches Material ausgeworfen. Gelegentlich erscheinen auch rauchende Lavaklaster an der Meeresoberfläche. Auch wenn der Tremor in den vergangenen 24 Stunden Schwächeanfälle hatte, funktioniert die Magmaförderung ohne Unterbrechung weiter.


Diese Darstellung der OIE zeigt die Situation am Meeresgrund. Links der Vulkankegel des Eldiscreto und "rot" der Lavafluß. Auch im Lavastrom treten gelegentlich eruptive Phasen auf (als Plumas gekennzeichnet). Das sind dann die an der Meeresoberfläche vermehrt auftretenden Nachbarstrudel. Wahrscheinlich gibt es also nur einen Hauptkrater als Lavalieferant.
Bild Rolf Handke / pixelio.de

Jeder der des öfteren in die Webcam schaut, hat schon die Anwesenheit der kreisenden Möwen beobachten können. Irgend etwas scheint sie magisch an die Eruptionsstelle an zuziehen. Ob es die aufsteigende warme Luft oder das vielleicht üppige Nahrungsangebot ist oder ob sie auf der Suche nach Lavabrocken für Ebay sind, bleibt die Frage. Fische sind im Umkreis der Eruption wegen der Gase und des geringen Sauerstoffangebotes nicht vorhanden, das sagen uns die Wissenschaftler. Also müssten es andere Dinge oder Proteinlieferanten sein. Vielleicht Quallen, sonstige Weichtiere oder durch die Eruption aufgetriebene Krabbeltiere vom Meeresgrund.
Möwen sind Allesfresser, die je nach Gelegenheit lebende Nahrung oder Abfälle und Aas zu sich nehmen. Es wäre interessant, wenn uns ein Ornithologe oder Meeresbiologe unter den Lesern nähere Aufklärung verschaffen könnte

Freitag, 20. Januar 2012

EL Hierro Vulkan - bisher 145 Millionen m³ Lava ausgestossen !

NEWS:
Nach langem Warten liegt nun endlich die ersehnte bathymetrische Meereskarte des Spanischen Ozeanographischen Institut (OIE) vor. Die Spitze des Eldiscreto liegt nach den jüngsten Vermessungen des Forschungsschiff Ramon Margalef nur noch 130 m unter dem Meeresspiegel. Nach älteren Angaben aus dem Monat November/Dezember 2011 waren es noch zwischen 150 m und 180 m. Unser Vulkan ist also in den vergangenen Wochen um rund 35 m in die Höhe gewachsen.



Jetzt fehlen noch ca. 30 m bis zur kritischen Höhe einer direkten explosiven Reaktion mit dem Meereswasser. Das wäre dann die nächste Phase, die einer phreatischen Wasserdampf  Eruption. Jedoch noch beachtenswerter ist die Menge der bisher ausgeflossenen Lava. Waren es nach den letzten Messungen zwischen 5 - 7 Millionen m³, so sind es heute bereits ca. 145 Millionen m³ Lavamaterial. Durch seine Hanglage konnte bisher der größte Teil der ausgestoßenen Masse ein abwärts verlaufendes Tal auffüllen und abfließen. Der Lavastrom dürfte inzwischen eine Länge von mehreren Kilometern erreicht haben. Die Wissenschaftler der OIE schätzen das Volumen des Vulkankegel selbst auf ca. 57 Millionen m³. Würde sich Eldiscreto auf ebenem Meeresgrund befinden, könnten wir schon längst eine neue Insel bewundern.

Hier sind die alten topographischen Karten vom Oktober 2011 (oben) und November 2011 (unten). Danach hat sich die Unterwasser Landschaft verändert. Gab es im Oktober (roter Kreis) noch eine Felsnase, so ist sie wohl durch die vulkanische Aktivität zunächst abgebrochen (blau) und heute komplett verschwunden. Dieser abgebrochene Felsbrocken dürfte eine Größe von mehreren hundert Metern gehabt haben. Ob er aufgeschmolzen oder vom Lavastrom verdeckt wurde, ist nicht ersichtlich.
Welche Schlussfolgerung können wir nun daraus ziehen: Unser Eldiscreto ist nicht nur eine kleine Warze, sondern ein mächtiger Vulkan. Vom Volumen seiner Magmaausschüttung hat er bisher mehr Lava ausgestoßen, als all seine kanarischen Vorgänger in den letzten 200 Jahren. Er wächst wegen seiner exponierten Lage zwar nur langsam aber stetig. Sollte die Aktivität so weiter andauern, würde er in ca. 6 Wochen, also bis Ende Februar/Anfang März die kritische Höhe von 100 m unter der Wasserlinie erreicht haben und heftige Eruptionen hervor bringen.
Interessant war gestern der Begleitkommentar der OIE anlässlich dieser Veröffentlichung. "Wir möchten uns für das Fehlen von Informationen in den letzten Wochen entschuldigen. Durch verschiedene technische Probleme und die langen Behördenwege kommen die Daten erst jetzt an die Öffentlichkeit. Die Pevolca (Krisenstab) ist alleine für die Sicherheit der Bevölkerung zuständig und entscheidet wann und was veröffentlicht wird." - so der sinngemäße Text.
Ich frage mich jetzt natürlich, was es so viel Neues und Verbergenswertes gab, um diesen Bericht so lange unter Verschluss zu halten - oder wollte nur wieder einmal die Pevolca ihre Macht und Wichtigkeit Allen demonstrieren?
Nun zum Tagesgeschehen. Nach seinem Atemstillstand seit gestern Nachmittag hat der Tremor heute Morgen gegen 4.05 Uhr wieder seinen Betrieb aufgenommen. Wahrscheinlich waren Teile des Lavakanal eingestürzt, die er nun wieder freigeräumt hat. In der Nacht gab es nur leichte Erdstöße im Süden.

Am 30.Januar 2012 kommt hoheitlicher Besuch nach El Hierro. Der spanische Kronprinz Don Felipe y Doña Letizia haben ihren Solidaritätsbesuch angekündigt. Ein schönes Zeichen des spanischen Königshauses für die krisengeschüttelte Insel. Vielleicht haben sie auch einige Gaben im Gepäck dabei.

Die neuesten Touristenzahlen vom Dezember 2011 wurden vom Kanarischen Institut für Statistik (Istac) veröffentlicht. Danach kamen 659 Gäste im Dezember auf die Insel. Ein Rückgang von 252 Personen gegenüber dem Vergleichsmonat 2010. Die meisten Gäste waren Spanier, 48 kamen aus Deutschland, 21 aus Frankreich, 5 aus Italien und 2 aus Belgien. Der Durchschnittsaufenthalt betrug nur 2,16 Tage im Vergleich zu 2010 von 3,05 Tage.

Donnerstag, 19. Januar 2012

El Hierro Vulkan - tiefe Einblicke

NEWS: Nach heftigen Ausschlägen ist der Tremor um 15.10 Uhr plötzlich völlig zusammen gebrochen. Irgend etwas scheint im Gange zu sein !
17.54 Uhr - laut OIE liegt Spitze des Vulkankegel 130 m unter der Meeresoberfläche - bisher 145 Millionen m³ Lava ausgeflossen.
Was sich gestern Morgen bereits durch den starken Tremor abzeichnete konnte am Abend an der Eruptionsstelle beobachtet werden. Kräftige Aufwallungen an der Meeresoberfläche und Auswurf von dampfenden Lavabrocken waren die Folge. Dazu kam um 20.28 Uhr ein Beben der Stärke 2,2 RSk. unter dem Eldiscreto in 16 km Tiefe. Der Tremor ist inzwischen abgeflacht und die Eruptionsstelle bietet heute Morgen einen ruhigen Anblick. Es ist dieses für Vulkane typische Auf und Ab das eine genaue Zukunftsprognose nicht zu lässt - und auch unser Eldiscreto macht hier keine Ausnahme. Es ist einfach Geduld angesagt und auch der Wissenschaft bleibt nichts anderes übrig als die nächsten Schritte in Ruhe abzuwarten.



Eine eigene Welt mit bizarren Strukturen und Höhlen eröffnet sich beim Blick in ein Lavasegment. Nicht mit den bloßen Augen oder der Leselupe, sondern unter dem Mikroskop. Genauer unter einem Elektronenmikroskop World Phenom des Ars Electronica Center in Linz/Österreich
Bereits ein kleines Probestück eines Restingolita, wie das Lavaauswurfmaterial des Eldiscreto genannt wird, ist völlig ausreichend um in diese Mikrowelt einzudringen. Birgit Hartinger (Danke) vom BioLab Ars Electronica Center in Linz hat mir freundlicherweise diese Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Weitere Detail- aufnahmen unter einem Durchlichtmikroskop sollen in den nächsten Wochen noch folgen. 

Mittwoch, 18. Januar 2012

El Hierro Vulkan - Der Tremor baut auf

NEWS:
Zunächst die gute Nachricht für El Hierro. Es gab in den vergangenen 24 Stunden keine nennenswerten Erdstöße. Bedenklich entwickelt sich aber der Tremorverlauf. In den letzten Stunden ist er kräftig angeschwollen und zeichnet im Moment ein Bild wie in alten Tagen auf. Begleitet von kleinen Explosionen im Magmakanal scheint sich im Untergrund einiges zu tun. Entweder vergrößern nachrückende Magmamassen den bereits bestehenden Kanal oder das Magma sucht sich nun einen neuen Ausgang zur Erdoberfläche. Dieses gewaltsame Vordringen der Magma erzeugt Explosionen und löst kleine Beben aus, die als Zitterlinien auf der Grafik aufgezeichnet werden.
Es bleibt also spannend. An der Eruptionsstelle im Süden sind noch keine verstärkten Aktivitäten am Morgen zu erkennen. Der Eldiscreto sprudelt gemählich wie in den vergangenen Tagen vor sich hin. Das kann sich im Laufe des Tages aber noch ändern.
Seit beinahe 100 Tagen dauert nun die Eruption an. Begonnen hat die eruptive Phase am 10. Oktober 2011. Fast alle Wissenschaftler gingen damals von einer nur kurzen Aktivitätsphase aus. Einige Tage bis längstens 2 - 3 Wochen könne die Eruption andauern. Die Erfahrung mit den alten kanarischen Vulkanen, die nach kurzer Zeit bereits ihr Pulver verschossen hatten, ließ diese Einschätzung zu. Nicht aber unser Eldiscreto. Er läßt sich nicht so einfach in das Verhaltenschema seiner Veteranen einreihen. Es gibt wohl jüngste in der Bibliothek der Uni von La Laguna ausgegrabene Schriftstücke die im 17. Jahrhundert von einer mehrjährigen Aktivität eines kanarischen Vulkan sprechen. Er bleibt aber trotzdem ein Ausnahmevulkan ... und wir wissen nicht wie lange er noch gedenkt sein Farbenspiel auf die Meeresoberfläche zu zaubern.
Gestern im grünen Mäntelchen, heute im schicken roten-ocker Farbton und morgen in leuchtendem Gelb. Auch bisher schon, ohne sein wahres Gesicht oder nur die Spitze einer kleinen Insel überhaupt zu zeigen, eine imposante Erscheinung. 



Dienstag, 17. Januar 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto Geschichte ?

NEWS:
Das sind jüngste Involcan Aufnahmen vom 12.1.12. Zur Zeit ist nur einer der drei Vulkanschlote aktiv. Er spuckt unaufhörlich sein magmatisches Material aus. Magma Nachschub scheint genügend vorhanden zu sein, was auch der heutige Tremorverlauf anzeigt.
Gestern Abend gab es um 23.17 Uhr unter dem Eldiscreto wieder ein neues Beben von 2,0 RSk. in 13 km Tiefe. Diese Beben dauern nun bereits seit 5 Monaten an. Es ist verständlich, daß die Bewohner gerne wieder zu einem normalen und ruhigen Leben zurück finden wollen. Die ständige latente Angst und Gefahr im Nacken was vielleicht als nächstes um den Eldiscreto passieren könnte, zehrt und zerrt an den Nerven der Einwohner. Nichtsdestotrotz versucht man die unterschwellige Angst zu verdrängen und hat am Wochenende ein erstes Vulkanmuseum oder besser gesagt eine kleine vulkanische Ausstellung in La Restinga eröffnet. Mit Fotos, seismischen Aufzeichnungen und Lavafundstücken, den sogenannten "Restingolitas" möchte man gerne die Eldiscreto Episode als längst überstandenes Ereignis in die Vergangenheit verschieben. Noch ist aber der Vulkan aktiv und lässt sich nicht so leicht in der "Schublade der Geschichte" ablegen. Ich kann mir gut vorstellen, daß er noch so manche Überraschung im Gepäck hat.
Auch diese um den 10.1.12 entstandene "TeideAstro" Aufnahme aus dem NASA Satelliten von den unter Wolkenschleier liegenden Westkanaren, lassen die Eldiscreto Spuren (links unten) gut erkennen.