Dienstag, 8. November 2011

El Hierro Vulkan - die zwei Seiten der Medaille


Foto: Flickr/Las Noticias de Canarias

Beeindruckende Aufnahmen von der Südspitze El Hierros, die den Ausbruch eines Unterwasser Vulkan dokumentieren. Vielleicht die Geburtsstunde einer neuen Insel ?
Das ist die eine Seite der Medaille. Aber auch die Ängste, die Unsicherheit und die ungewisse Zukunft der Anwohner ist das Spiegelbild solcher Naturereignisse. Immer auf gepackten Sachen sitzen, jederzeit sprungbereit, keine normale Tagesgestaltung - immer im Ausnahmezustand zu sein.
Alles ist jedoch nur eine Momentaufnahme und nicht von Dauer. Ein Erlebnis, das lange in Erinnerung bleiben wird, - ob positv oder negativ. In spätestens einem Jahr wird man nur noch darüber reden und die alt gewohnte Ruhe hat längst wieder Einzug gehalten. Für weitere Aufnahmen zum Fotostream

Foto: Flickr/Las Noticias de Canarias
Noch ist es aber nicht soweit. Im Golfo bebte die Erde von Mitternacht bis 8.00 Uhr am Morgen 15 mal. Mittlere und kleinere Erdstöße die kaum wahrzunehmen waren. Das Tiefenspektrum bewegt sich von 24 km bis zu 10 km Tiefe. Der Tremor (Magmaaufstieg) ging zurück. Aus dem Süden werden weiter sprudelnde Eruptionsstellen gemeldet.
Eine kleine Ruhepause die sich der Vulkan gönnt. Wer sich schon längere Zeit mit Vulkanen beschäftigt, kennt diese Vorgänge. Oft geht es dann mit doppelter Kraft weiter.

Das Institut Espanol (IEO) hat im Eruptionsgebiet hohe Eisenkonzentrationen gemessen, die um vier Millionen mal höher seien als Normal. Von 0,05 Nanomolaren sei der Wert auf jetzt 2300 Nm angestiegen. Was das für die Umwelt und Wasserqualität bedeutet, wird sich noch erweisen. Evtl. kann sich dadurch die Fruchtbarkeit des Meeres, ob positiv oder negativ, erhöhen. Eisen ist Bestandteil aller Dünger. 

Unser Forschungsschiff, die "Ramon Margaleff" meldet sich mit einem Video zurück. Es sind mehr technische Aufnahmen zum Unterwasser ROV-Roboter.
 

Montag, 7. November 2011

El Hierro Vulkan - Neuigkeiten vom Süden


Jetzt gibt es auch eine Webcam die Bilder aus dem Eruptionsgebiet liefert. Allerdings nur aus großer Entfernung von El Pinar. Ein herzliches Danke (muchas gracias) an den Betreiber der Kamera.



News: Seit 19.00 Uhr fast im 10 Minutentakt im Golfo neue Erdstöße. Das stärkste Beben um 20.18 Uhr mit 3,1 RSk.

Ein neuer Vulkanschlot soll sich ca. 1,4 km vor Restinga geöffnet haben. Das wäre dann Nr. 3. Alle Eruptionsstellen entwickeln im Moment rege Aktivitäten.
Der Tremor läuft weiter kräftig. Die Bebenaktivität im Golfo hält unvermindert an.


Untersuchungen der INVOLCAN mit der Wärmebildkamera am Eruptionsstrudel ergaben Temperaturunterschiede von 11° Celsius. Bei einer normalen Wassertemperatur von 23,9 C wurden im Strudelzentrum eine Temperatur von 35,3 C gemessen. Auf den ersten Blick vielleicht kein großer Temperaturunterschied, bedenken muß man allerdings die Tiefe der Austrittsstelle von vielleicht 150 m und die Vermischung beim Aufsteigen des heißen Wassers mit dem kalten Umgebungswasser. Magma tritt normal mit ca. 1200 C° aus dem Schlund aus.
Hier wäre es nun langsam Zeit genauere Daten vom Forschungsschiff "Roman Margalef" zu veröffentlichen. Nützlich wären neue Echolotaufnahmen vom Ausgangspunkt der jüngsten Ausbrüche.
Die Margalef setzt im Moment Markierungsbojen um die Eruptionstellen um von Land die Stellen genau vermessen zu können. 

Im Nachgang noch ein interessanter Spiegel Artikel zum Thema Vulkangase.

El Hierro Vulkan - aufsteigende Schwefelgase

Ein neues Hubschrauber Video des Krisenstabes vom gestrigen Tag zeigt die Aktivitäten der sprudelnden Eruptionsstellen vor Restinga im Süden. Über die letzte Nacht bis zum heutigen Vormittag hat sich daran nicht viel verändert.


Vermehrt wir seit Sonntag über starken Gasgeruch, der nach Schwefel oder nach faulen Eiern rieche von den Augenzeugen vor Ort berichtet.
Die INVOLCAN die die Gasemissionen misst, bestätigte gestern auch eine 3,5 x höhere Kohlendioxid (CO²) Konzentration als an normalen Tagen. Der höchste auf El Hierro je gemessene Kohlendioxid Wert. Festgestellt wurde eine Kohlendioxid Emission von 1218 Tonnen am Tag. Normal liegt die Ausdünstung bei 345 t/Tag.
Diese hohe Gaskonzentration wurde bei vielen anderen Vulkanen ebenfalls schon festgestellt und gilt als Kennzeichen oder als Vorläufer für einen bevorstehenden Vulkanausbruch. Erst steigen die Gase und gefolgt dann von der Lava.
Vulkangase setzen sich aus einem Gemisch unterschiedlicher Gassorten zusammen. Nur einige davon können wir mit unserer Nase wahrnehmen. Dazu verweise ich auf meine früheren Artikel.
Besonders gefährlich ist das geruchlose Gas "Kohlendioxid" das gemessen wurde. Um was für ein Gas handelt sich hier:

Kohlendioxid oder Kohlenstoffdioxid (CO²) in verdünnter Form mit Luft ist völlig ungiftig. Zu hohe Gehalte in der Atemluft sind jedoch gefährlich. Ab einer Konzentration von 6% besteht die Gefahr der Bewusstlosigkeit, noch höhere Konzentrationen wirken tödlich. Kohlenstoffdioxid ist ein farb- und geruchloses Gas. Das Gas ist schwerer als Luft. Kohlenstoffdioxid ist gut wasserlöslich, es löst sich unter Bildung von Kohlensäure. Allen bekannt als aussprudelndes Gas im Mineralwasser.
Das Kohlendioxid kriecht und füllt zunächst Mulden und tiefer liegende Stellen wie Keller oder Schächte aus. Durch Luftverwirbelungen kommt es jedoch auch in höhere Regionen.

Der Tremor (aufsteigendes Magma) ist unverändert stark und zeigt keine Abschwächung. Auch die Beben im Golfo halten an. Der kräftigste Erdstoß heute erfolgte um 6.19 Uhr in 21 km Tiefe. Leichtere Beben werden nun auch verstärkt in 14 - 15 km Tiefe gemessen.

Foto: NHArq/Flickr


Mehrere detaillierte Fotos der aufgefundenen Lavabrocken finden Sie hier bei Flickr

Sonntag, 6. November 2011

El Hierro Vulkan - still ruht die See


News: Gobierno bestätigt zwei bis zu 20 m hohe Wasserfontänen um 18.00 und 18.05 Uhr mit Lava und Gas im Eruptionsgebiet. Dauer ca. 1 min. vom 5.11.2011

... oder passender die "Ruhe vor dem Sturm".  Das könnte das heute um die Mittagszeit aufgenommene Foto des Gobierno vermitteln. Lassen wir uns aber nicht täuschen, dieser Vulkan ist hinterhältig und fast unberechenbar. Das Ende der Aktivität haben wir noch lange nicht erreicht.

Aus dem obigen Foto lässt sich gut die Lage und Entfernung zur Küste ableiten. Das Krisenstab spricht inzwischen von 1 Meile (1,8 km) bis Restinga im Hindergrund. Es ist ungefähr die alte Eruptionsstelle von vor 4 Wochen. Über die Lage der anderen Ausbruchstellen wurde nichts bekannt gegeben. Mehrere Stellen, so der Krisenstab sprudeln vor sich hin und spucken eine bräunliche Brühe aus.
Im Küstenbereich und auch oberhalb im Gelände werden starke (giftige) Schwefeldämpfe wahrgenommen.
Die Bewohner von Restinga dürfen in der Zeit zwischen 8.00 - 18.00 Uhr für max. 1 Stunde in ihr Haus zurück um Tiere zu füttern oder Dinge mitzunehmen.

Was sagen uns die neuen Messdaten mit meiner Interpretierung:
Der Tremor hat seine alte Stärke erreicht, mit starken Schwankungen. Ein weiterer kräftiger Magmanachschub findet statt und eine Eruption wird in den nächsten Stunden erfolgen. Hoffentlich noch zur Tageszeit damit der Vorgang auch beobachtet werden kann.

Die Beben im Golfo halten weiter moderat an. Hier ist die Situation schwer einzuschätzen. Eine plötzliche Entladung mit einem sehr starken Beben ist möglich. Meine Gedanken und Sorgen liegen im Moment mehr im Golfo als an der Südküste, weil hier die örtlichen Verhältnisse wesentlich gefährlicher sind.

Gestern hat es der Katastrophenstab (Pevolca) es gerade noch geschafft die Anwohner von Restinga unversehrt zu evakuieren. Der Zeitpunkt (bei Eruptionbeginn) war jedoch viel zu spät gewählt. Bereits die Eruptionen vom Vortage hätten dieses Signal zur Evakuierung auslösen müssen.
Ich habe den Eindruck hier wird russisches Roulett gespielt oder die Pokerkarte bis zum bitteren Ende ausgereizt.
Nach ging alles gut! Im Golfo wird das jedoch nicht so funktionieren.

Das sind meine, - ich denke berechtigten Sorgen.

EL Hierro - Vulkanausbruch

Foto: Laprovincia Rafa Avero


Kurz nach 18.00 Uhr am Samstagabend brach nun der erwartete Vulkan bei Restinga aus. Mindestens zwei Explosionen beförderten Gas, Asche und anderes magmatisches Material in 20 m Höhe über den Meeresspiegel. Im nahen Ort Restinga brach Panik aus. Die Lage des neuen Vulkan wird unterschiedlich angegeben. Bewohner berichten von wenigen hundert Metern vom Ort, das Gobierno von ca. 2 Meilen (3,6 km).
Die im Ort verbliebenen 200 Anwohner wurden sofort evakuiert und in einem Schülerwohnheim in Valverde untergebracht.
Nach Berichten soll der Vulkan in der Nacht pulsierend alle 30 bis 40 min. Asche und Wasser in die Atmosphäre ausgeworfen haben. Mehr war in der Nacht nicht zu beobachten.

Im Nordgolfo in Los Polvillos wurden weitere 51 Anwohner wegen Steinschlag- und Erdrutschgefahr in Sicherheit gebracht. Das IGN hat weitere kräftige Erdbeben bis 4,6 RSk. prognostiziert.

Das ist die Bebenbilanz der vergangenen Stunden. Alle Erdstöße erfolgtem im Golfobereich. Insgesamt nur mittlere Beben bis zu 2,9 RSk. Der Tremor hat nach einer kurzen Verschnaufpause wieder voll an Fahrt zu genommen. Nach meiner Meinung wird es heute wieder kräftige Ausbrüche im Süden geben. Aber auch das Golfotal sollte man nicht aus dem Auge lassen. Hier sind noch Überraschungen möglich.

Die Asociacion Canaria Meteorologia (ACANMET) hat bereits Berechnungen angestellt, wohin eine evtl aufkommende Aschewolke abdriften kann. Durch die günstige Windrichtung von Nordosten wird sie sich in den südlichen Atlantik verteilen. Warten wir einmal den Tag ab was er offenbart und weiteres bringt.