Montag, 10. Oktober 2011

El Hierro - jetzt braut sich was zusammen


Seit 4.18 Uhr heute Morgen wird El Hierro von einer Nonstop Bebenwelle erschüttert. Es sind Schwarmbeben die alle um 1,0 - 1,5 auf der Richterskala liegen. Beben über einen so langen Zeitraum von Stunden gab es in den vergangenen Monaten noch nie.
Auf der Grafik des Seismometer haben die unterschiedlichen Farben keine große Bedeutung. Sie kennzeichnen nur zur besseren Unterscheidung die einzelnen Stunden. Auch das Zentrum der Beben ist im Moment nicht klar auszumachen. Mehrere dieser Erdstöße erfolgten nun auch wieder im Küstenbereich des Golfotales in Nordwesten.

Der Ausgangspunkt der letzten Beben im Nordwesten wurde nicht wie bisher in 10 - 12 km Tiefe, sondern ziemlich an der Oberfläche gemessen. Es scheint so, daß große Magmamassen ihren angestammten Platz im Moment verlassen und neue Räume an füllen. Ob sie sich zur Oberfläche vorarbeiten, kann ich nicht beurteilen. Sicher ist nur, daß sich etwas ungewöhnliches im Untergrund tut. Sobald mir neue Erkenntnisse vorliegen, werde ich berichten.


Das Ergebnis meiner kleinen Umfrage von letzter Woche liegt nun auch vor. Die Fragestellung war:

Würden Sie trotzdem jetzt Urlaub auf El Hierro machen ?

53%    Ja, ich habe keine Angst - davon würden 31% extra wegen der Vulkanaktivität die Insel besuchen.

47%    Nein, das ist mir zu gefährlich - davon würden 31% aber später vielleicht El Hierro  als Urlaubsziel auswählen.

Für mich doch überraschend, wie viele wagemutig, interessiert und vielleicht etwas sensationslüstern sind. Mit einem so hohen Anteil von 53% hätte ich nicht gerechnet. Meine Vermutung lag bei höchstens 20 - 25%.
Gut - das Votum wurde vom heimischen Schreibtisch aus getroffen. In der realen Wirklichkeit hätte es sicher etwas anderst ausgesehen.

In eigener Sache: Es freut mich, daß anscheinend vielen meine Seite gefällt. Gestern kamen alleine über 1200 Besucher auf diesen Blog. Dafür danke ich !
Falls Sie Anregungen, Vorschläge oder eigene Sachbeiträge einbringen möchten. Machen Sie davon Gebrauch. Es steht die Kommentarleiste unter jedem Artikel dafür zur Verfügung.

Sonntag, 9. Oktober 2011

El Hierro - die Vorhersage ist eingetroffen !

Noch gestern Vormittag hatte ich darüber berichtet, daß für die nächsten Tage auch Beben mit 4,0 und mehr auf der Richterskala möglich seien. Schon am Abend hat es sich bewahrheitet.
Ein Beben der Stärke 4,3 und auf ganz El Hierro spürbar.
Das Zentrum lag vor der Küste von Tacoron. Hier befindet sich die Teufelshölle, ein kleiner Badestrand und im Kiosko gibt es die besten Pizzas von El Hierro. Genau dieses Gebiet war in den 1995er Jahren als Raketenstartgelände für das europäische Satellitenprogramm ausgewählt worden. Siehe auch meinen Bericht vom 30.9.2011.

Die gestern entstandenen Schäden halten sich in Grenzen. Einige Straßen im Süden mussten wegen Steinschlag gesperrt werden. Von der Küste brachen Felsbrocken ins Meer ab. Auch soll es einen Erdrutsch am Tunneleingang im Golfotal gegeben haben. Damit dürften weitere Diskussionen und Untersuchungen wegen einer vorzeitigen Wiedereröffnung des Los Roquillos-Tunnel sich erledigt haben.
Ein Erdbeben der Stärke 4,3 auf der Richterskala ist im Grunde nichts besonderes. Oft kommen Beben dieser Stärke auf unserem Globus vor. Erst eine Kombination mit der Häufigkeit dieser Erdstöße lässt aufhorchen und macht die Sache gefährlich.
In der Presse und im Bewusstsein des Betrachters ist die Richterskala eingeprägt, obwohl in der Wissenschaft oft die modifizierte Mercalliskala angewendet wird. Auch die kanarischen Vulkanologen benutzen diese Mercallitabelle für ihre Bebenbestimmungen. Im Grunde ist es auch egal welche Skala benutzt wird, da bis zur Bebenstärke 6 Richter oder VI (röm. Zahlen) Mercalli, fast identisch sind. Erst bei stärken Beben weichen sie stark voneinander ab.
Zum Verstehen habe ich hier einmal beide Bewertungstufen aufgeführt:


Nach Charles Francis Richter der 1935 am California Institut of Technology seine Richterskala entwickelt hat, bedeutet eine Bebenstärkenerhöhung um 1 Grad eine Maximierung um das 10 fache. Das heißt, - ein Beben von 4,3 ist 10x stärker als ein Beben mit 3,3.

Was sagen uns nun diese ganzen Zahlen im Blick auf einen Vulkanausbruch. Aus der Vergangenheit wissen wir, erst bei einem Erdbeben ab 5,0 und mehr, besteht die Gefahr eines Vulkanausbruch. Das wurde 1949 beim Vulkan San Juan und 1971 beim Teneguia auf La Palma so auch gemessen. Jedem dieser Ausbrüche gingen Tage zuvor Erdbeben um 5,0 vorraus.
Auf El Hierro sind wir also auf dem besten Wege in die Fußspuren des Teneguia zu treten.

Samstag, 8. Oktober 2011

El Hierro: Beben der Stärke 4,3 auf der Richterskala

Erstmals hat ein Erdbeben auf El Hierro die Stärke von 4,0 auf der Richterskala überschritten. Um 20.34 Uhr bebte südwestlich von Restinga die Erde mit einer Stärke von  4,3.
Das Zentrum lag in 12,5 km Tiefe. Über Schäden oder Erdrutsche liegen noch keine Meldungen vor.

El Hierro: Paukenschlag um Mitternacht

Kurz vor Mitternacht hat eine ganze Serie von starken Beben die Insel aus der Nachtruhe gerissen. Das kräftigste hatte eine Magnitude von 3,7 auf der Richterskala.

Das war der zweitstärkste Erdstoß der jemals auf El Hierro gemessen wurde.
Das Diagramm zeigt die Ausschläge des Seismometers kurz vor Mitternacht.
Es ist schon verhext, warum unser Vulkan immer in der Nacht so grummeln muß. Das werde ich noch versuchen zu klären.
Inzwischen haben auch Vulkanologen des National Geografico Institut bei einer Anhörung eingeräumt, daß in den nächsten Tagen Erdbeben der Stärke 4,0 und mehr möglich sind und Erdrutsche und Steinschlag vermehrt auslösen können. Gestern gab es insgesamt 177 Erdstöße, heute Morgen wurden bereits über 60 registriert.

Inzwischen verlagert sich das Epizentrum wieder vom Meer Richtung Insel. Die roten Punkte geben den Standort der letzten Beben an. Genau an der Südspitze liegt der Ort Restinga. Für die nächsten Tage erwarte ich ein weiteres Vorrücken der Beben in das Inselinnere Richtung Golfotal. Von Urlaubern im Golfotal wurde mir berichtet, daß sich noch alles im "grünen Bereich" befindet, aber die Erdstöße und die Nervosität der Inselbewohner deutlich spürbar ist.

Freitag, 7. Oktober 2011

El Hierro - Vulkan meldet sich zurück

Wie es aussieht hat unser Vulkan seine Siesta (dt. alltägliche Mittagsruhe) wieder beendet. Seit gestern und vor allem in der vergangenen Nacht räkelt und schüttelt er sich wieder verstärkt. Am Donnerstag kam es zu 152 Beben, das Stärkste - wie sollte es auch anders sein - heute morgen um 2.30 Uhr mit 3,6 auf der Richterskala. Es kann also wieder los gehen.

Ich wage jetzt einfach mal eine Prognose, auch wenn ich vielleicht völlig daneben liege. Dieses ständige Auf und Ab wird bis Ende Oktober so weiter gehen. Ganz nach dem Motto: Soll ich oder soll ich nicht ! - Das Showdown, also das Endspiel, werden wir Anfang bis Mitte November erleben. Dann schläft er ein oder wir können seinen Schwefeldampf riechen.

Das Cabildo (Inselregierung) hat gestern beschlossen, für den Nordtunnel "Los Roquillos" eine eingehend geotechnische Untersuchung durchführen zu lassen. Der Tunnel ist seit einigen Wochen wegen Erdrutsch und Steinschlag, die durch die Beben verursacht wurden, komplett gesperrt. Ohne ein Gutachten das die Sicherheit des Verkehrs begutachtet, bleibt er auch weiter geschlossen.

Der Tunnel mit einer Länge von ca. 2 km wurde erst vor ein paar Jahren in Betrieb genommen und verkürzt die Strecke Valverde - Golfotal um 45 min.
Der Tunnel führt von der Hochebene bei Mocanal in Kurven abwärts ins Golfotal. Die Vorstellung, daß bei einer Tunneldurchfahrt durch ein Beben vielleicht die Zu- und Ausgänge verschüttet werden und man dann sein Grab unter Millionen Tonnen von Fels- und Gesteinbrocken findet, ist nicht gerade verlockend. Sicher ist diese Verbindung für die Menschen und die Wirtschaft im Golfotal wichtig, aber Sicherheit geht vor Profit und Bequemlichkeit.
Der Tunneleingang im Hindergrund vom Golfotal (Punta Grande) aus gesehen. Auch ohne Erdbeben musste der Tunnel in der Vergangenheit bereits mehrmals wegen Steinschlag gesperrt werden. Ein Tunnel war damals die einzige Möglichkeit eine kürzere Straßenverbindung zwischen Valverde und dem Golfotal einzurichten. Auch sind bis vor wenigen Jahren noch genügend Finanzmittel aus unterschiedlichsten Quellen geflossen. Heute würde dazu sicher das Kleingeld für diese Investition fehlen.
Auf der Karte unten ist mit Pfeil der Golfo-Eingang gekennzeichnet. Bei Mocanal im Norden führt er wieder ans Tageslicht. Jetzt muß die gelb markierte Strecke über San Andres südlich, weiter über die Berge nach Frontera benutzt werden.