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Mittwoch, 20. Juni 2012

El Hierro Vulkan - wie geht es weiter ?

NEWS:
17.01 Uhr - Heute bereits wieder zwei kleine Erdstöße. ML0,8 im Golfo und ML1,3 im Süden in 18 km Tiefe.
Das ist die jüngste Bebenbilanz der Nacht von Montag auf Dienstag und am gestrigen Tag. Insgesamt 47 Erdstöße, davon 5 mit mehr als ML2,0. Im direkten Vergleich mit der letzten Bebenwelle vom 14.6.12 ist die deutliche Zunahme der Aktivität zu erkennen. Es war nun bereits die dritte Bebenwelle nach dem - 4.6., dem  14.6. nun am 18.6. -. Nicht nur die verstärkte Intensität sondern auch die verkürzten Zeitintervalle zwischen den Wellen lassen auf eine Zunahme und ein Vordringen der Magma schließen. Auf der AVCAN-Grafik (links) sind die jüngsten Zentren der Beben markiert. Wie ein Band ziehen sie sich von der Magmakammer im Golfo, weiter im Magmakanal unter der Insel Richtung Süden. Es ist genau der direkte und altbekannte Weg zur Eruptionsstelle des Eldiscreto bei La Restinga. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt werden wir in den nächsten Tagen den nächsten Schwall weiter südlich erleben können.

Noch nie in der jüngeren Vulkangeschichte der Kanaren hat sich ein Vulkan soviel Zeit gelassen wie jetzt unter El Hierro. Seit fast einem Jahr ist nun Eldiscreto mit kleinen Unterbrechungen aktiv. Alle gut dokumentierten Ausbrüche hatten nach spätestens drei Monaten ihr Pulver verschossen. Nur ein Vulkan auf Lanzarote im 17. Jahrhundert strapazierte über zwei Jahre die Nerven der Einwohner, bis er sich dann doch entschloss einzuschlafen.
In der geologischen Zeitrechnung sind Jahre nur Sekundenbruchteile und nicht einmal ein Wimpernschlag. Für ein Menschenleben kann ein Jahr aber sehr lang werden. Rein statistisch hat jeder Bewohner auf den Kanarischen Westinseln 1 bis 2 mal in seinem Leben die Chance einen Vulkanausbruch mitzuerleben. 1949 (San Juan), 1971 (Teneguia) und 2011 der Eldiscreto. Ob es ein Glück oder mehr Pech ist, wird unterschiedlich gesehen.
Tatsache ist aber, daß seit der Besiedlung der Kanaren vor ca. 4000 Jahren Vulkane und deren Ausbrüche ständige Wegbegleiter waren und auch in Zukunft sein werden. Ohne Vulkanaktivität gäbe es diese Inseln nicht und/oder sie wären auch längst wieder unter dem Meeresspiegel verschwunden.
Betrachten wir es als Glücksfall, daß es uns gegönnt ist hautnah die Natur bei ihrem Schauspiel zu beobachten.

Seit zwei Tagen kreuzt wieder das Forschungsschiff "Hesperides" um den Eldiscreto und auch im Golfo. Es ist eine schon bereits vor Monaten geplante Beobachtungsmission und hat mit den jüngsten Ereignissen nichts zu tun. Vielleicht werden aber neue Einzelheiten und bathymetrische Messergebnisse in den nächsten Tagen veröffentlicht.
Anfang Mai hatte ich über den Wave-Glider, der mit einem neuartigen Wellenantrieb ausgestattet ist, berichtet. Dieses experimentelle unbemannte Wasserfahrzeug hat den Eldiscreto inzwischen selbständig erreicht und befindet sich bereits wieder auf dem Heimweg nach Gran Canaria. Es war bei dieser Mission nicht seine Aufgabe Vulkan-Untersuchungsergebnisse zu liefern. Der Testlauf sollte nur beweisen, daß ohne Benzin- oder Solarantrieb und über die GPS Steuerung selbständig und autonom ein Ziel erreicht werden kann.  Wer den Bericht noch einmal nachlesen möchte Wave-Glider.

Sonntag, 6. Mai 2012

El Hierro - Innovative Technik im Einsatz

NEWS:

Hier noch einmal der Link zum NDR Fernsehbeitrag: El Hierro: Die Insel der 1.000 Vulkane  der am 1. Mai gesendet wurde. Leider steht kein Video zur Verfügung. Bleibt zu hoffen, daß der Beitrag wiederholt wird und wir rechtzeitig den Sendetermin diesmal erfahren. (Danke an Sabine Willmann).
Ein Nachtrag zu meinem Artikel über den Wave-Glider der sich im Moment auf dem Weg von Gran Canaria nach El Hierro befindet. Der Wave-Glider hat keinen eigenen Antrieb - also auch keinen Elektromotor. Das System nutzt die natürlichen Wellenbewegungen als Vortrieb aus. Vielleicht vergleichbar mit einer Flaschenpost, aber über GPS steuerbar. Da dies ewig dauern würde, besitzt der Glider zwei Teile: eine Art Floß, das an der Wasseroberfläche schwimmt und die Antriebseinheit (Bild), die sich an einer 7 m langen Leine unter Wasser befindet. Diese Antriebseinheit ist 1,91 m lang und 1,07 m breit. Wenn das Floß durch eine Welle nach oben gehoben wird, klappen die Flügel nach hinten. Gleitet es von einer Welle herab, klappen sie nach vorne. So wird die Kraft der Wellen als Vortrieb genutzt.
Ein völlig neuartiges innovatives Antriebssystem, das zwar nur eine mässige Geschwindigkeit erreicht, aber funktioniert. Zwei Wave-Glider schickte man bereits von Kalifornien über den Pazifik nach Australien und Japan los - und sie haben ihre Ziele gefunden. Japan konnte nach einer Reise von 300 Tagen erreicht werden. Zum Funktionsprinzip hier ein Video.
Diese Glider können mit allen möglichen Messgeräten und auch einer Kamera bestückt werden. Unser El Hierro Glider hat allerdings keine Kamera an Bord. Nur die genaue Position kann über die bordeigene GPS Anlage abgerufen werden. Auch Tauchgänge sind derzeit noch nicht möglich.
Eingesetzt wurde er bereits bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko um die Ausbreitung des Ölteppich zu messen.

Samstag, 5. Mai 2012

El Hierro - Wave-Glider auf dem Weg zum Eldiscreto

NEWS: Auch am Freitag keine neuen Vulkanaktivitäten.
Heute Morgen um 6.21 Uhr leichtes Beben von ML0,8 in 6 km Tiefe im Golfotal.
Die Plocan (Plataforma Oceanica de Canarias), eine Einrichtung der kanarischen Regierung, schickt einen Wave-Glider nach El Hierro. Dieser Wave-Glider ist ein autarkes unbemanntes Wasserfahrzeug (Fotos: Plocan u. Robotics) mit Taucheigenschaften und kann wochenlang auf hoher See bleiben. Unabhängig von externen Stromquellen erzeugt es über Solarzellen die benötigte Energie. Gesteuert über eine eigene GPS-Anlage fixiert es La Restinga an und wird in wenigen Tagen über dem Eldiscreto eintreffen. Das interessante daran ist, daß es in Echtzeit Bilder bzw. Videos sendet, die über das Internet von den Forschern  nonstop 24 Stunden weltweit abgerufen werden können. Inwieweit wir Zugang zu den Echtzeit-Aufnahmen bekommen, muß ich noch abklären.

Über einen absenkbaren Glider (Foto) können Kameras und Messinstrumente mitgeführt werden. Das Gerät hat ein Gewicht von ca. 150 kg und fährt langsam mit 2 - 3 Seemeilen/Std. über das Meer. Entwickelt wurde der Wave-Glider von der amerikanischen Firma Liquid Robotics in San Francisco und wurde bereits von der Operationsbasis Kawaihae auf Hawaii erfolgreich getestet. Hier ein Produkt -Video des Herstellers.
Der Wave-Glider ist bereits auf dem Weg nach El Hierro und soll bis Mitte nächster Woche dort eintreffen. Aktuelle Standortinformationen gibt es unter Wave-Glider Mission. Großartige Bilder dürfen wir allerdings nicht erwarten, da die Tauchtiefe der Plattform begrenzt ist. Das Gerät wurde wahrscheinlich weniger für die Vulkanbeobachtung, sondern mehr für die Langzeitbeobachtung von Fischschwärmen oder für die Walbeobachtung konzipiert. Es ist eine Demofahrt und auf jeden Fall eine recht interessante technische Möglichkeit.

Ich kann mich erinnern, daß vor Jahren von der Uni Bremen oder Kiel ein ähnliches Projekt mit einem großen Boot (etwa Seglergröße) auf den Weg gebracht wurde. Es fuhr selbständig von der Nordsee Richtung Karibik.
Vor den kanarischen Inseln trat allerdings ein technisches Problem auf, so daß es 3 Monate im Hafen von Santa Cruz de La Palma vor Anker lag. Ich habe es mir damals angeschaut und Fotos gemacht, die ich auf die Schnelle jetzt nicht finden kann. Ein Technikerteam aus Deutschland wurde eingeflogen um es zu reparieren. Für mich verlor sich dann die weitere Spur. Vielleicht weiß einer der Leser hierzu Näheres und kann mich ergänzen.
Die Begleitcrew vor dem Start auf Gran Canaria