Posts mit dem Label Vorsorgemassnahmen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Vorsorgemassnahmen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 27. Mai 2013

Vulkan - Vorsorge oder einfach Abwarten?

NEWS:
Es geht moderat unter der Insel weiter. Gestern 6 Beben bis ML1,7 in 10 bis 18 km Tiefe.

Kalifornier reden so ungern über Erdbeben wie andere Amerikaner über Sex (Zitat Spiegel-Online).

Dieser Vergleich mag zwar für den Nordamerikaner typisch sein, in anderen Ländern werden die Prioritäten aber wohl anders gesetzt.
Niemand wohnt gerne neben einem Atomkraftwerk, in einer stark erdbebengefärdeten Zone, unter einem Staudamm oder auf einem aktiven Vulkan.
Was hilft`s - von dort Wegziehen wäre eine Alternative. Wahrscheinlich die einzige Möglichkeit der drohenden Gefahr auf Dauer zu entgehen.
Einige Menschen haben das auch gemacht. Ich kenne eine Reihe von deutschen Familien die in den 1970/80 Jahren ihre Heimat wegen des Bau der Kernkraftwerke oder des Nachrüstungsbeschluss mit Pershing-Raketen, Deutschland verlassen haben. Sie sind ausgewandert und leben heute hier auf La Palma. Sie sahen durch den Wegzug aus dem "gefährdeten Gebiet" die einzige Möglichkeit, sich und ihre Kinder wirkungsvoll zu schützen.

Die meisten Bewohner allerdings sind mit ihrer Heimat so stark verwurzelt, dass diese Option für sie nicht in Frage kommt. Sie sehen lieber der drohenden Gefahr ins Auge.
Ob in San Francisco über der San Andreas-Verwerfung mit einer Starkbeben- Wahrscheinlichkeit von  99 % in den nächsten 30 Jahren oder am Fuße des Ätna oder Vesuv in Italien. Pompeji oder Herculaneum reichen nicht als abschreckende Beispiele aus und die Ereignisse sind wahrscheinlich schon zu lange her. Das sind nur einige bekannte Beispiele von Vielen.

Es mag die Trägheit des Menschen, das Verdrängen und Vergessen - aber vor allem der Optimismus des Menschen sein, dass dieser Kelch an seiner Generation vorüber geht und alles nicht oder nicht so schlimm kommen wird.
Von Menschenhand geschaffene Gefahrenquellen können im Laufe der Zeit wieder beseitigt werden. Gegen Naturgewalten gibt es aber keine wirksamen Mittel.

Hier ist nur die Vorsorge und Schadensminderung möglich. Ob durch bauliche Maßnahmen die Gebäude "Bebensicher" gemacht oder durch Prävention und Aufklärung oder Planung der "Ernstfall" geübt wird.
Viele Länder (Foto: THW) führen im Rahmen des Bevölkerung- oder Katastrophenschutz regelmäßig Übungen durch. Ob es nur Stabsübungen am Schreibtisch wie in Los Angeles oder Vollübungen wie hier in Augsburg oder gar unter Einbeziehung der Bevölkerung wie in Neuseeland sind. Vorsorge und entsprechende Übung ist immer noch die beste Möglichkeit im Falle eines Falles mit den geringsten Opferzahlen rechnen zu müssen.

Auch die schnelle Evakuierung der Bewohner aus dem Krisengebiet kann logistisch durch gespielt werden. Theoretische Planung und die tatsächliche Umsetzung in der Praxis sehen dann aber oft ganz anders aus. Auch macht es einen großen Unterschied ob eine Stadt wie Neapel mit knapp einer Million Einwohner oder eine kleine Insel mit nur 10.000 Bewohner geräumt werden muss. Beim Beispiel Neapel ist es die große Masse an Menschen - bei der kleinen Insel die Transportkapazität per Schiff oder Flugzeug. Was wäre, wenn z.B. der Hafen nicht mehr angelaufen werden kann oder Verbindungsstraßen unpassierbar sind.
Dies ist die Aufgabe der Planer im Krisenstab diese Szenarien im Vorfeld zu überdenken und entsprechende Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
 
Vorsicht ist besser als Nachsicht - so das alte Sprichwort.

Die Europäische Kommission hat das Vorsorgeprinzip in drei Grundsätzen so formuliert:
  1. Die Anwendung des Prinzips sollte auf einer möglichst umfassenden wissenschaftlichen Bewertung beruhen, in der auch das Ausmaß der wissenschaftlichen Unsicherheit ermittelt wird.
  2. Vor jeder Entscheidung für oder gegen eine Tätigkeit sollten die Risiken und die möglichen Folgen einer Untätigkeit bewertet werden.
  3. Sobald die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bewertung und/oder der Risikobewertung vorliegen, sollten alle Betroffenen in die Untersuchung der verschiedenen Risikomanagement-Optionen einbezogen werden.

Sonntag, 19. Mai 2013

Vulkan - Schutz vor Erdbeben möglich ?

NEWS:

Auch wenn es in den vergangenen Tagen unter El Hierro relativ ruhig zu geht - in den letzten 24 Stunden hatten wir 3 schwache Beben bis ML1,3 - sind sich die Vulkanologen und Beobachter doch ziemlich sicher, dass damit die vulkanische Aktivität noch nicht beendet ist. In Intervallen traten in den vergangenen 2 Jahren immer wieder stärkere Bebenserien auf (Grafik links). Dabei wurde die Intensität der Erdstöße immer stärker. Auf der Statistik (unten) habe ich zum Vergleich alle Beben von ML4,5 und mehr seit Anbeginn der Krise 2011 aufgelistet. Von den 6 Starkbeben in diesem Zeitraum erfolgten allein 5 Erdstöße im vergangenen März 2013 bis zum bisher kräftigsten Erdstoß mit ML4,9 am 31.3.2013.

Nach Meinung der spanischen Geologen Vereinigung ICOG (Ilustre Colegio Oficial Geoolgos) wird für die Prävention zur Minderung von Erdbebenschäden zu wenig getan und gesetzliche Vorgaben nur schleppend oder gar nicht umgesetzt (Stellungnahme vom 14.5.2013).

Gibt es überhaupt einen Schutz vor Erdbeben?

Ein Erdbeben tötet normal keine Menschen. Es sind die durch ein Beben ausgelösten Folgeschäden. Steinschlag, Erdrutsch, Flutwellen, Feuer oder kollabierende Bauten wie ein Tunnel oder Häuser, die für Menschen gefährlich und oftmals tödlich werden können.
In erdbebengefährdeten Gebieten kann sich durch entsprechende Bauvorschriften das Siedlungs- und Einsturzrisiko minimieren lassen. Völlig bebensichere Häuser lassen sich bis heute technisch noch nicht erstellen. Entsprechende Baumaßnahmen können jedoch die Stabilität eines Hauses bis zu einem gewissen Beben-Grad gewährleisten.

Findige Köpfe sind auf der Suche nach immer neuen Ideen.
Seit dem großen Beben suchen die Menschen in Japan nach neuen Wegen, ihre Häuser erdbebensicher zu machen. Der so genannte Erdbeben-Airbag, den ein Architekt erfunden hat, zeigt angeblich große Erfolge - N-TV Mediathek

Auch deutsche Forscher haben ein Gewebe entwickelt, das Häuserwände stabilisieren soll. Die textile Gebäudeverstärkung wird mit einem Leim wie eine Tapete an die Wand geklebt und verputzt. Die zusätzliche Stabilität könnte den Einsturz von Gebäuden verhindern oder zumindest deutlich verlangsamen, so dass Zeit zur Flucht bleibt, das hoffen die Forscher - siehe Spiegel-Online

Dies sind alles Maßnahmen die in die Zukunft wirken und nur über Jahre und mit entsprechenden Geldmitteln umgesetzt werden können.
Der beste Schutz ist immer noch, wenn in erdbebengefährdeten Zonen keine Menschen wohnen.
Aber das ist jetzt wieder Theorie - vor einigen Tagen bin ich erst auf den Hang und die Ignoranz des Menschen in Vulkanzonen zu siedeln, eingegangen.

Was aber gemacht und schnell umgesetzt werden kann, sind entsprechende Planungen. Hier gehen Länder die nicht so akut von Beben bedroht sind mit gutem Beispiel voran. Das Erdbebenkonzept der Schweiz ist zu erwähnen. Es dürfte das in Europa am weitesten entwickelte Modellbeispiel sein.

Auch in Deutschland gibt es entsprechende Ausarbeitungen (z.B. Merkblatt Erdbeben GFZ). Obwohl hier das Risiko eines starken Erdbeben gering ist, haben fast alle Krisenstäbe entsprechende Vorbereitungen getroffen. Hier wird das Erdbebenrisiko allerdings meist unter einem etwas anderen Aspekt betrachtet. Es sind die quer durch die Republik vorhandenen Atomkraftwerke von denen dann in Folge eine Gefahr ausgehen könnte.
Diese Gefahr gibt es natürlich für El Hierro und die restlichen Kanarischen Inseln nicht. Hier gibt es keine Kernenergie.

Eine Planung kann jedoch nur im Ernstfall funktionieren, wenn sie auch allen bekannt ist. Keine Geheimniskrämerei und irgendwo in den Schubladen dahin schlummernde Pläne.
Überzeugen statt Verordnen - und dazu gehört die Öffentlichkeitsarbeit. Nur das schafft Vertrauen in die Einsatzplanung und die damit beauftragten Behörden.
Ebenso müssen diese Szenarien durch gespielt und geübt werden. Nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis.
So ist es dann vielleicht auch möglich - nicht Erdbeben oder Vulkanausbrüche zu vermeiden, aber die Folgeschäden zu minimieren.