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Donnerstag, 19. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Ruhe gewünscht !

NEWS:
Innerhalb der letzten 24 Stunden keine neuen erwähnenswerten Beben. Still ruht der See. Eine absteigende Leiter (Grafik) seit dem Bebenschwall vom 25. Juni 2012.

Es sind gerade diese stillen Momente zwischen Hoffen und Bangen, die unbewusst an den Nerven zerren und das Gemüt langsam aber stetig zermürben und auch eine gewisse Gleichgültigkeit hervorrufen.

War es das jetzt? Gibt er nun endlich für die nächsten Hundert Jahre Ruhe oder geht es bald wieder los?
Diese Ungewissheit, die Ratlosigkeit und das "nichts machen können" ist für viele Herrenos schlimm. Auch die im Menschen eingebaute Schutzfunktion alles irgendwann zu ignorieren, das sich dann mit Sätzen wie "Ich will davon nichts mehr hören" artikuliert, hilft dem Unterbewusstsein nicht weiter.

Man möchte seine altbekannte Ruhe wieder finden - verständlich nach nun einem Jahr Bebentätigkeit.
Die Regie führt aber allein die Natur. Der Mensch kann nur Abwarten und vielleicht Beten und Hoffen.
Ernsthaft Beantworten kann er diese Frage jedoch nicht.

Es gibt Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit und die haben wir hier beim Eldiscreto erlebt, daß nach einer kurzen Ruhephase die Aktivität wieder verstärkt los legen. Es gibt aber auch andere Vulkane wo lange Zeit dann Pause war.

Lieber ein schnelles Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Dies möchte man sich und den Insulanern eigentlich wünschen. Möglichst weit draußen auf dem Meer, wenn es schon sein muß - und damit wäre die Vulkangeschichte für diese Generation wahrscheinlich abgehakt.

Donnerstag, 12. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Eindrücke und Gefühle

NEWS:
15.10 Uhr - Heute Morgen zwischen 9.00 und 12.00 Uhr 6 neue Beben zwischen ML2,0 - ML2,8 in 17 bis 20 km Tiefe am Westzipfel.
Wie Orgelpfeifen sieht die statistische Aufreihung der seit dem Wiederaufleben Mitte Juni erfolgten täglichen Beben aus. Die Erdstöße nehmen kontinuierlich weiter ab. Gestern brachten wir es gerade noch auf 20 Beben. Aber immer wieder sind in einer vermeintlichen Ruhephase auch etwas stärkere Beben dabei. So wie heute Morgen um 5.30 Uhr ein ML3,0 in 24 km Tiefe im Südwesten. Das Ausgangszentrum liegt nach wie vor in über 20 km Tiefe, auch wenn es hin und wieder auch zu vereinzelten flacheren Beben kommt. So wie gestern unter dem Tanganasoga in 3 km Tiefe. Wohin der weitere Weg geht, weiß zur Zeit Keiner. Der Vulkan lässt sich einfach nicht in seine Karten schauen.

Zu den jüngsten Pressemeldungen - ich hatte gestern darüber berichtet - hat sich Karin Kamm aus El Hierro zu Wort gemeldet:


"Ruhe in der Kiste oder Todeszone vor El Hierro

Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die Einwohner El Hierros nun schon seit vielen Monaten, wie in einer Psycho-Achterbahn ohne Handbremse. Als die Insel vor einem Jahr anfing zu beben, war es für die meisten ein echter Schock und eine Herausforderung sich auf die neue Situation einzustellen. Existenzängste sassen vielen im Nacken, die Politiker und Wissenschaftler taten was sie konnten, zappelten aber auch recht hilflos von Beben zu Beben. Dann erhob sich der "Eldiscreto" aus den Gesteinsmassen des Meeresgrundes, die Wasseroberfläche leuchtete in grünen, gelben, braunen Farben, Fische starben vor La Restinga, Lavabrocken zischten übers Meer, keinerlei Sach- oder Personenschäden, der Tunnel stürzte nicht ein und alles lief, abgesehen von der Angst, was noch passieren könnte, seinen gewohnten Gang. Wirtschaftlich ist Land unter, Touristen stornierten ihren Urlaub, die gesamtspanische Krise machte sich bemerkbar, die Arbeitslosenzahlen stiegen u.s.w.. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, als der Vulkanprozess im März 2012 offiziell als beendet erklärt wurde, die kleineren Beben wären normale Erscheinungen meinten die Vulkanologen und einen Tag später erklärten sie das Gegenteil, es ginge wieder los..

Sofort standen selbsternannte Orakler, wie der "vermummte Rechtssprecher" und seine Fangemeinde wieder auf der Matte, die immer ganz genau wissen, wann was wo passiert und das in ihren Kommentaren in "Diario del Hierro" über die Insel posaunen. Klar, in so wackeligen Zeiten braucht man etwas, woran man sich festhalten kann. Ich ziehe Avcan, IGN, Earthquake und Manfred vor um halbwegs sachliche Informationen zu bekommen.

Meine Bitte an alle, die etwas zum Thema veröffentlichen, bitte ein klein wenig mehr Einfühlungsvermögen in die Menschen vor Ort und ihre schwierige Situation. Wir wünschen uns nichts mehr, als in Ruhe und Frieden zu leben, bemühen uns zu akzeptieren, dass es manchmal etwas bewegt ist, ein Vulkan ausbrechen kann, alles möglich ist, woanders gelingt es den Betroffenen auch.
Aber kippt uns nicht noch eigene Ängste über den Kopf, evakuiert die Insel nicht so schnell vom Schreibtisch aus, ruft nicht nach der Schließung des Tunnels ohne El Hierro jemals betreten zu haben und verzichtet auf reißerische Titel in euren Zeitungen, um Nervenkitzel bei den Lesern zu erreichen. Vorsicht ist angebracht, aber Todeszone vor El Hierro ist schon herbe, wünsche diesen Autoren und ihren Familien einen kleinen, stinkenden Vulkan hinter ihrem Haus, damit ihnen klar wird wie sich das an fühlt, was sie mit derartigen Überschriften anrichten können - sie schüren Ängste bei den Anwohnern und auch bei den Touristen. Seit gestern Nacht hat es kaum Beben gegeben, Ruhe in der Kiste? Es bleibt abzuwarten.  
Karin"

El Hierro ist schön. Wunderschön, ruhig und träge wie immer. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Gerade komme ich von meinem "Familienurlaub" auf El Hierro zurück und kann meine aktuellen Eindrücke schildern. Mein Aufenthalt fiel ja in die jüngste bebenreiche Zeit mit bis zu ML4,2 Erdstößen. Davon habe ich wenig gespürt, genau genommen wurde ich nur von einem 3,8 Beben einmal wachgerüttelt. Sonst war alles wie immer. Die Kinder konnten im Meer Baden, alle Straßen und Caminos sind frei befahrbar, liebenwürdige Menschen, im Hafenbecken von Restinga tummeln sich kleine Fischschwärme und die Sonne scheint vom Himmel. Alles normal ohne Auffälligkeiten - so wie ein Tourist im Moment die Insel erlebt. Das Wahrzeichen des Golfotales, der Glockenturm von La Frontera, vor seiner gigantischen Felskulisse oder Foto unten der Blick diesmal von Süden über das "friedliche" Gofotal.
Da ich natürlich kein "normaler" Tourist bin und naturbedingt etwas tiefer in die Materie eindringe und auch durch meine früheren Recherchen zu meinen Büchern einen detaillierteren Einblick in so manche Dinge habe, fallen mir doch einige Unterschiede zu früher auf.
Optisch: Die Bauwut ist wegen Geldmangel und der Wirtschaftskrise fast ganz zum Erliegen gekommen. Nur an einigen wenigen Projekten wird noch gearbeitet. Nur die Telefonica scheint davon nichts zu spüren und setzt fleißig weiter unschöne und störende Masten in die Landschaft.
Viele Gebäude, Häuser und Wohnungen stehen leer und sind zu vermieten oder stehen zum Verkauf.
Das Verkehrsaufkommen ist zurück gegangen. Wesentlich weniger Autos sind auf den ohnehin schon schwach frequentierten Straßen unterwegs.
Nur wenige Touristen, dann meist von den Nachbarinseln oder aus Festlandspanien. In zwei Wochen Aufenthalt habe ich nur zwei oder drei deutsche Familien getroffen. Aber das war in früheren Jahren auch nicht anders.
Erst im "vertraulichen" Gespräch mit den Herrenos und den Residenten spürt man die unterschwellige Unsicherheit und Angst vor der Zukunft.
Was wird uns der Vulkan noch alles bringen?
Warum wir und das alles hier auf der doch sonst so friedlichen Insel?
Muß ich mein Haus verlassen in dem doch mein ganzes Geld steckt?
Was soll noch werden?
Nur einige Fragen von vielen. 12 Monate Beben- und Vulkan haben an den Nerven gezerrt und doch deutliche Spuren hinterlassen. Aber der Optimismus ist geblieben. Alle hoffen auf ein baldiges und schnelles Ende ob mit oder ohne sichtbaren Vulkan.


Hier links der Blick von meiner Terrasse über den Rio von Tamaduste. In vielen Mails werde ich immer wieder gefragt, ob ein Urlaub jetzt auf El Hierro sinnvoll und zu empfehlen sei. Ich habe meinen "Urlaub" - es war fast mehr ein Arbeitsurlaub - mit der Familie genossen und heil und gesund überstanden und warum sollte es bei Ihrem Urlaub anders sein. Als Urlaubsdomizil würde ich im Moment eine Unterkunft im nördlichen Golfo, im Norden, Osten oder auf der Hochebene bevorzugen. Ängstliche Zeitgenossen können auch ihren Aufenthalt auf El Hierro zunächst verschieben, aber nicht streichen. Sie wissen sonst nicht was Ihnen so alles entgeht. Es lohnt sich wirklich und das sage ich als Kenner. El Hierro ist die schönste und interessanteste Insel der Kanaren (außer vielleicht meinem La Palma).
Ferienhausangebote finden Sie auf der El Hierro-Kampagneseite.

Freitag, 14. Oktober 2011

Vulkan - Freud und Leid

oder meine philosophische Zwischenbemerkung

Über die Menschen habe ich bisher noch wenig erzählt. In fast allen Medien ist die letzten Tage über den oder den kommenden Vulkan auf El Hierro berichtet worden. El Hierro ist in aller Munde.

Der eine freut sich, der andere überlegt seinen Urlaub zu verschieben oder ein anderes Urlaubsziel zu wählen, viele beobachten nur die spannenden Ereignisse auf der Insel, andere erfasst Angst und wieder andere fühlen sich ruiniert.

Wie bei vielen Dingen im Leben, so gibt es auch zur Zeit auf und um El Hierro - Licht- und Schattenseiten und unterschiedliche Emotionen.

Fangen wir einmal mit denen an, die sich über einen Vulkanausbruch freuen.

Das sind zweifelsohne die Wissenschaftler. Genau die Vulkanologen, Geologen, Geographen, Mineralogen, Geochemiker und Geophysiker. Ob mit Studium oder Autodidakten und Hobbyfreaks. Einfach alle die sich von einem Vulkan faszinieren lassen.
Dann haben wir noch die Pressevertreter, Fotographen und vielleicht auch der Würstchenverkäufer, die sich einen guten Artikel, ein Foto oder einfach nur Umsatz erhoffen.
Für einen Wissenschaftler ist das Miterleben einer Vulkan-Geburt der absolute Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn. All sein jahrelang erworbenes theoretisches Wissen, kann er nun natural am lebenden Objekt auf Tauglichkeit überprüfen und seine visuelle Bestätigung mit seinen theoretischen Vorhersagen abgleichen. Neue Erkenntnisse gewinnen und die Wissenschaft weiter entwickeln. Vielleicht geht er auch in die Geschichte als Genie ein.
Wann hat er schon die große Möglichkeit so eine Sternstunde direkt vor Ort Live mitzuerleben. Vulkanausbrüche gibt es wohl häufiger, aber die Entstehung eines gänzlich neuen Vulkan, das gibt es nur bei uns auf den Kanaren (zumindest zur Zeit).  

Der „verrückte Wissenschaftler“ weicht im Allgemeinen ja auch erheblich von der gesellschaftlichen Norm ab. Dies ist schon seit der Antike ein Kennzeichen des eigenbrötlerischen Philosophen oder des zerstreuten Gelehrten.
Wir wissen auch, daß Milliardenschwere Flugzeugtechnik, Flugleitsysteme, Lotsen und Bordcomputer nichts hilft, wenn Mutter Erde es plötzlich einfällt, sich ziemlich störrisch zu verhalten und Dampf ablässt. Die Folge für das durchtechnisierte moderne Leben: Ein paar Stunden reichen aus und am Himmel herrscht plötzlich Ruhe. Das Beispiel Island hat es gezeigt. Lassen wir also die Wissenschaft sich freuen und Wirken zum Wohle Aller.

dann haben wir noch diesen der Aktion braucht

Auf etwas mehr Spektakel hatten sie schon gehofft, die Bewohner von El Hierro. Sagt jedenfalls Pucho Padrãn, der Wirt des Restaurants 'Don Din 2' in La Frontera, einer der drei Gemeinden des Eilands. Seit Mitte Juli hat die Erde hier 9972 Mal gebebt, als wollte sie den Bewohnern der Insel erstens in Erinnerung rufen, dass selbige vulkanischen Ursprungs ist und - zweitens - der Vulkan auch mal wieder ausbrechen könnte. Es geschah dann auch. Aber fünf Kilometer vor der Küste, vor dem Ort La Restinga, in tausend Meter Tiefe, am Montag gegen vier Uhr morgens, wie die Behörden am Dienstag auf einer Pressekonferenz bestätigten. Es machte nicht mal richtig blubb. 'Wir sind sehr enttäuscht', sagt Gastronom Padrãn: 'Man hat ja gar nichts gesehen.' - weiterlesen in Süddeutsche.de

und den Verzweifelten

Aus einem offenen Brief an das Nachrichtenmagazin "Spiegel-Online"
liebe Journalisten:
danke für Ihre Berichterstattung.
UND
sind Sie sich eigentlich klar darüber, welchen wirtschaftlichen Schaden Sie der Insel EL HIERRO zufügen?
Ich habe ein kleines ländliches Hotel (Name - es wurde kürzlich im Zeitmagazin als Geheimtipp genannt ) 
Bei mir haben bis Dezember alle Gäste abgesagt; hier im Golfo Tal mussten viele Restaurants schließen.
Die Presse berichtet sensationslüstern, schreibt wenig abgewogen und ist nur halb informiert.
Beispiel: Die Punkte auf der Landkarte markieren zwar Erdbewegungen, diese wurden jedoch von den empfindlichsten seismologischen Geräten registriert, die es heutzutage gibt; d.h. von ca. 10000 Bewegungen haben wir ca. 58 gespürt und zwar so, als würde draußen auf der Straße ein schwerer Lastwagen vorbeifahren und die Wände etwas vibrieren lassen.Die ganze Welt glaubt natürlich, hier bebt es alle zwei Minuten.DAS IST NICHT SO!!!WIR SIND VOLLKOMMEN RUHIG, UNS GEHT ES GUT; WIR HALTEN ZUSAMMEN UND HELFEN UNS GEGENSEITIG WO WIR NUR KÖNNEN.
Sie bringen ein wunderschönes DPA Foto vom Golfo Tal mit dem Untertitel "El-Golfo-Tal auf El Hierro: Gigantische Lawinen" : Was soll das heißen in diesem Zusammenhang: GIGANTISCHE LAWINEN?? Was meinen Sie damit???
Wenn Sie uns helfen wollen, berichten Sie bitte sachlich; bedenken Sie, dass Menschen Ängste haben und dass es niemandem hilft, diese Ängste zu schüren!
Ich lade gern mutige Journalisten zu einem Aufenthalt bei uns ein; und bitte Sie alle, POSITIV über uns zu berichten, sich MENSCHLICH zu engagieren und mit der reißerischen Berichterstattung aufzuhören.
Wer etwas mehr über ein soziokulturelles Projekt der Insel EL HIERRO erfahren möchte, kann sich unter Name informieren (und sich sogar eine wundervolle CD mit der Weltmusik von EL HIERRO bestellen) und gemeinsam mit uns auf die Geburt von Europas jüngstem Vulkan warten!!!

Saludos vom Tanz auf dem Vulkan - Name und Freunde
(Name und Adresse ist mir bekannt)

Das sind nur einige Stimmungsbilder von El Hierro. Der Hauptteil der Herrenos ergibt sich seinem Schicksal. Sie sind es gewohnt und wissen seit Generationen, daß sie auf einem Vulkan leben und auch in Zukunft leben werden.