Zunächst die gute Nachricht für El Hierro. Es gab in den vergangenen 24 Stunden keine nennenswerten Erdstöße. Bedenklich entwickelt sich aber der Tremorverlauf. In den letzten Stunden ist er kräftig angeschwollen und zeichnet im Moment ein Bild wie in alten Tagen auf. Begleitet von kleinen Explosionen im Magmakanal scheint sich im Untergrund einiges zu tun. Entweder vergrößern nachrückende Magmamassen den bereits bestehenden Kanal oder das Magma sucht sich nun einen neuen Ausgang zur Erdoberfläche. Dieses gewaltsame Vordringen der Magma erzeugt Explosionen und löst kleine Beben aus, die als Zitterlinien auf der Grafik aufgezeichnet werden. Es bleibt also spannend. An der Eruptionsstelle im Süden sind noch keine verstärkten Aktivitäten am Morgen zu erkennen. Der Eldiscreto sprudelt gemählich wie in den vergangenen Tagen vor sich hin. Das kann sich im Laufe des Tages aber noch ändern.
Seit beinahe 100 Tagen dauert nun die Eruption an. Begonnen hat die eruptive Phase am 10. Oktober 2011. Fast alle Wissenschaftler gingen damals von einer nur kurzen Aktivitätsphase aus. Einige Tage bis längstens 2 - 3 Wochen könne die Eruption andauern. Die Erfahrung mit den alten kanarischen Vulkanen, die nach kurzer Zeit bereits ihr Pulver verschossen hatten, ließ diese Einschätzung zu. Nicht aber unser Eldiscreto. Er läßt sich nicht so einfach in das Verhaltenschema seiner Veteranen einreihen. Es gibt wohl jüngste in der Bibliothek der Uni von La Laguna ausgegrabene Schriftstücke die im 17. Jahrhundert von einer mehrjährigen Aktivität eines kanarischen Vulkan sprechen. Er bleibt aber trotzdem ein Ausnahmevulkan ... und wir wissen nicht wie lange er noch gedenkt sein Farbenspiel auf die Meeresoberfläche zu zaubern.Gestern im grünen Mäntelchen, heute im schicken roten-ocker Farbton und morgen in leuchtendem Gelb. Auch bisher schon, ohne sein wahres Gesicht oder nur die Spitze einer kleinen Insel überhaupt zu zeigen, eine imposante Erscheinung.

