18.33 Uhr - das letzte Beben von ML2,0 war um 8.55 Uhr heute Morgen. Seit dem überhaupt kein Beben mehr. Es ist schon verdächtig ruhig. Ich hoffe nur, dass sich nicht wieder etwas Größeres zusammenbraut.
Dass es noch Heftiger geht, das haben wir gestern Abend mit dem ML5,1 Beben erlebt. Ein Beben von besonders langer Intensität. Der Hauptstoß um 17.46 Uhr dauerte ganze 3 Minuten. Bis das Beben dann endgültig Abklang, dauerte es über 14 Minuten (IGN Grafik grün). Um 22.47 gab es einen weiteren Erdstoß von ML3,7 aus 20 km Tiefe und heute in den frühen Morgenstunden um 0.42 Uhr ein weiterer Nachschlag von ML3,3 aus 12 km Tiefe. Gestern somit insgesamt 18 Beben.
Nicht viele Erdstöße, aber von besonders kräftiger Natur. Dass El Hierro Beben ab ML4,5 auch auf der Nachbarinsel La Palma intensiv zu spüren sind, wissen wir bereits seit März diesen Jahres.
Ich saß wie üblich an meinem Schreibtisch als plötzlich das Gebälk meines kanarischen Holzdach über mir zu Knarren begann. Noch während ich über der Ursache nachdachte, begann der Boden unter mir zu vibrieren und das ganze Haus schüttelte sich. Es war schnell klar, dass es sich um ein Beben handelt und das Epizentrum bei El Hierro liegen müsse - was sich kurz darauf durch die seismischen Aufzeichnungen auch bestätigte.
Wesentlich intensiver wurde natürlich der Erdstoß auf El Hierro wahrgenommen. Erdrutsch und Steinschlag - bis zur Größe von einem Kubikmeter und breite Risse in der Asphaltdecke, machten die südliche Golfoausfahrt unpassierbar.
Selbst auf der Ostseite bei Valverde kamen Geröll- und Staublawinen zu Tal, wie das Kurzvideo von Antonio Lijo zeigt.
Auch wenn man gerne alles als "Normal" eingestuft sehen möchte, wird nach meiner Einschätzung die Stärke der Beben in Zukunft weiter zunehmen. Dann werden es keine "harmlosen" Erdrutsche mehr sein. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ganze Segmente und Steinplatten sich lösen und ins Golfotal ergießen.
"Steter Tropfen höhlt den Stein" - jedes weitere Beben kommt der "Sollbruchstelle" näher.
Es ist nicht eine Vulkaneruption die mir primär Sorgen macht, sondern die Beben und ihre Folgen.
Bewusst ist mir natürlich auch, dass es ein Spagat zwischen den wirtschaftlichen Interessen, wie dem Tourismus und evtl. Vorsorgemaßnahmen mit allen notwendigen Einschränkungen ist. Das sowieso durch die spanische Wirtschaftskrise schwer gezeichnete El Hierro möchte nicht noch weitere "Lebensgrundlagen" freiwillig opfern und ihr bisher "geregeltes" Leben einfach so weiter führen.
Aber man sollte sich zumindest darüber einmal seine Gedanken machen. Nach dem Ereignisfall ist man dann immer schlauer.
Die seismischen Tiefenmessungen erfolgen immer vom gleichen Niveau, das ungefähr der Meeresoberfläche entspricht. Das flachste Beben liegt also nur 5 km unter dem Meeresgrund.
Das wäre ein Tiefe - die eine echte Chance für eine Eruption haben könnte. Weit genug von bewohntem Gebiet entfernt, aber doch sichtbar.
Es ist allerdings bei 3.000 Meter Meerestiefe sehr schwer beobachtbar was dort wirklich so vorgeht. Ich könnte mir vorstellen, dass heute aus der Luft dieses Gebiet beobachtet wird um Meeresverfärbungen aufzuspüren.
Warten wir einmal ab, was die nächsten Tage so noch alles bringen.


