Die Beben haben sich nicht weiter fortgesetzt. Es gab wohl in den letzten 24 Stunden einige kleine Erdstöße bis ML1,9 - diese sind aber unter El Hierro an der Tagesordnung. Zeit sich die aktuellen GPS Messdaten der Universität Nagoya (Grafiken) anzusehen. Links die vertikale Bodenverformung vom Messpunkt El Pinar im südlichen Inselteil von El Hierro. Seit Anbeginn der vulkanischen Aktivität im Jahre 2011 bläht sich mit jedem neuen Bebenschub die Inseloberfläche weiter in die Höhe. Seit März 2014 verharren die Werte auf hohem Niveau. Kein Rückgang und damit kein Entweichen oder Nachlassen des Innendruck ist zu verzeichnen. Es sind 23 cm vertikale Oberfächenverformung seit Ende 2011.
Ein Blick zur Nachbarstation Sabinosa im Golfotal zeigt ähnliche Werte (unterer Grafik UD). Die horizontale Verschiebung nach Norden (mittlere Grafik) bleibt auch konstant, während die Verschiebung auf der Achse Ost/West stark rückläufig ist (obere Grafik).
Es sind insgesamt GPS-Werte die auf kein schnelles Ende der Aktivtät hindeuten. Dies sind im Moment - neben der Gasemission - die einzigen Daten die einen Einblick in die geologischen Vorgänge unter der Insel ermöglichen. Schon beim nächsten größeren Magmanachschub aus dem Erdinnern kann die noch stabile Hülle Risse bekommen. Eine Eruption wäre die Folge.
Wann das allerdings sein wird, kann auch kein Wissenschaftler beantworten. Sicher ist nur, dass nach den heute zur Verfügung stehenden Messdaten, eine Eruption zu erwarten ist.
Es macht natürlich keinen Sinn darauf zu Warten, aber man sollte vorbereitet sein. Neue Beben in größerer Anzahl sind dann der letzte Wink für aufsteigende Magma.
Interessant als Vergleich sind die GPS Daten der nur 70 km entfernten Nachbarinsel La Palma (links). Es ist der gleichen Zeitraum.von Anfang 2012 bis heute. Kaum Veränderungen oder größere Ausschläge. Die vertikale Bodenverformung und auch die horizontale Verschiebung der Insel ist gleich Null. Das sind normale Werte wie sie auch auf den restlichen Kanaren zu beobachten sind. Das ist der Istzustand der sich auch auf La Palma schnell verändern kann. Der Hotspot ist kein regionales Ereignis. Er liegt auch unter dem südlichen Teil von La Palma. Zur Zeit hat er allerdings seine Fühler mehr Richtung El Hierro ausgestreckt. Die Haupt-Magmakammer die ihn speist, wird auf 60 x 60 km Größe geschätzt. Es sind alles Schätzwerte, verlässliche Daten gibt es nicht.
Wie schnell alles gehen kann, haben wir am Beispiel Bardarbunga auf Island gesehen. Innerhalb von 3 Wochen (Mitte August bis heute) hat sich die Inseloberfläche nur um 4,5 cm angehoben. Siehe die Grafik der Universität Iceland am Messpunkt GSIG in Nähe des Bardarbunga unten. Viele und auch starke Beben bis zur Eruption.
Keine jahrelange Vorwarnzeiten - es kann auch sehr schnell gehen.
Island ist natürlich kein El Hierro. Es liegt auch an der geologischen Beschaffenheit und Zusammensetzung der Erdkruste, wie schnell das Magma die Hülle durchschmelzen kann ... und hier scheinen wir auf den Kanaren ein ziemlich zähes Gestein zu haben.
Hallo Herr Betzwieser,
AntwortenLöschensind die 23 cm Erhöhung an der Inseloberfläche beobachtbar? Z.B. an Kaimauern oder Felsen am Meer?
Oder geht bei den vorherrschenden Gezeiten diese Inselaufwölbung "im Grundrauschen" unter?
Grüße aus Bayern
Hallo nach Bayern,
AntwortenLöschendas sind partielle Werte am entsprechenden Messpunkt. Optisch ist diese Verformung nicht wahrzunehmen.
Es ist auch erst seit einiger Zeit - seit Einführung von GPS - möglich, Verschiebungen oder Erhöhungen in dieser Größenordnung zu erfassen.
Erst wenn es Bewegungen im Meterbereich wie in Genua oder im Yellowstone Park gibt, dann sind diese Veränderungen für das geübte Auge auch sichtbar.
Schöne Grüße
Manfred