Mittwoch, 13. März 2013

El Hierro - etwas Seismik und die Knolle

NEWS:

Die gestern auf dem CHIE Seismografen aufgezeichneten Erschütterungen (links) hatten wohl keine seismische Ursache. Zu pünktlich um 9.00 Uhr am Morgen begannen die Aufzeichnungen, um dann gegen 19.30 Uhr wieder zu enden. Der Zeitrahmen entspricht einem kanarischen Arbeitstag, so daß wohl eine Baumaschine oder etwas ähnliches in Nähe der Station der Verursacher gewesen sein dürfte. Auch hat die IGN in diesem Zeitraum keine Beben ausgewiesen.
Wie die IGN dafür aber kurz mitteilte, werden zum 18.März 2013 die seit der vulkanischen Aktivität 2011 auf El Hierro eingestellte Internetseite mit Messdaten vom Netz genommen. Nur noch über die IGN Hauptseite werden Daten in eingeschränktem Umfang übermittelt.
Über die Gründe werden keine Angaben gemacht. Wahrscheinlich sind es aber auch hier wieder fehlende finanzielle Ressourcen.
 

Gemüseanbau auf den Inseln geht weiter zurück

 
 
Eigentlich sollte man erwarten, daß in Krisenzeiten die Selbstversorgung mit den Grundnahrungsmitteln ansteigt. Gerade die Kartoffeln (hier Papas genannt) die in der kanarischen Küche eine dominante Rolle spielen, werden aber immer weniger angebaut.
Nach den Erhebungen des Landwirtschaftsministerium ging die Fläche für den Kartoffelanbau in den letzten 5 Jahren auf den Kanaren um 31% zurück.
Vor 5 Jahren nahm die Wirtschaftskrise mit dem Platzen der Baublase 2008 ihren Anfang. Lieber werden heute Kartoffeln aus England, Irland oder gar aus Israel eingeführt. Trotz der hohen Transportkosten scheinen sie aber immer noch günstiger dort zu produzieren sein.

Zur Erinnerung - auf den Kanaren und damit auch auf El Hierro oder La Palma kann aufgrund der guten klimatischen Bedingungen jährlich bis zu 3x diese Knolle auf dem gleichen Stückchen Land geerntet werden.
Es sind wohl kleine Anbauflächen, meist in Hanglage und damit kein großflächiger Maschineneinsatz möglich, aber die vermehrten Ernten sollten diesen Nachteil doch ausgleichen.

Eine Rolle spielen sicher auch die inzwischen auf fast allen Inseln installierten internationalen Supermärkte wie SPAR, LIDL, Mercadona oder Supersol. Diese Konzerne kaufen global in großen Mengen ein und nehmen auf den örtlichen Erzeugermarkt wenig Rücksicht.
Die alten Tiendas (Tante Emma Läden) verfügten nicht über diese Logistik und bezogen ihre Waren vom örtlichen Erzeuger.

Letztendlich ist es aber der Verbraucher, dem es oft egal ist woher sein Lebensmittel stammt. Nur billig und günstig soll es sein.
Er hat es eigentlich in der Hand wo seine Kartoffel erzeugt wird und entscheidet wie es mit dem Agraranbau auf seiner Insel und damit auch mit seiner eigenen wirtschaftlichen Zukunft weiter geht.

Es war natürlich auch ein Versäumnis der Politik die Landwirtschaft als alte Existenzgrundlage nicht entsprechend zu fördern. Lieber wurden die in der Vergangenheit reichlich geflossenen Subventionen in Beton investiert.
Jetzt ist es zu spät - vielleicht doch noch nicht ganz zu spät. Dann müsste aber ein schnelles Umdenken und die Bündelung der noch kargen vorhandenen Geldmittel in diesen Sektor erfolgen.

Der Markt ist vorhanden, nur muß die heimische Knolle konkurrenzfähig gemacht werden und Einzug in die Supermärkte finden.
Die Kartoffel ist nur ein Beispiel. Genauso sieht es bei der Tomate aus. Auch hier ging die Anbaufläche in den letzten 5 Jahren um 26% zurück. Dieses Gemüse wird allerdings mehr auf den östlichen Inseln angebaut.

Es ist natürlich auch wichtig dem Canario klar zu machen, daß er mit dem Kauf jeder englischen Kartoffel im Grunde seine eigene Lebensgrundlage gefährdet.
Es mag etwas "Nationalistisch" und eigensinnig klingen, aber der Herreno hat keine großen Auswahlmöglichkeiten. Tourismus und Landwirtschaft ist Einzig vorhanden.
Keine Auto-, Elektro- oder chemische Industrie. Überhaupt keine Industriebetriebe die Arbeitsplätze anbieten könnten.
Auch ein Versäumnis der Vergangenheit. Interessenten und Fördermittel waren vorhanden.

Bleibt letztendlich wie bereits seit Jahrhunderten praktiziert - das Auswandern nach Norden. Nach Deutschland, England, Belgien oder wieder in die "Neue Welt" nach Südamerika.

6 Kommentare:

  1. Vielleicht hilft die energetische Selbstversorgung der Kanaren. El Hierro ist ja schon dabei.

    Gran Canaria: Wellenkraftwerk soll Hälfte der Kanarischen Inseln mit Strom versorgen

    https://uhupardo.wordpress.com/2013/03/13/gran-canaria-wellenkraftwerk-soll-halfte-der-kanarischen-inseln-mit-strom-versorgen/

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  2. Hallo zusammen!

    Wäre eine Möglichkeit für die Canarii (?) nicht Selbstvermarktung der regionalen Produkte? Ich kenne die Mentalität der Menschen dort nicht genug, aber in Deutschland haben sich auch Bauern zu erzeugergemeinschaften zusammengeschlossen, die ihre (Bio-)Produkte in kleinen Hofläden verkaufen. (Schafft übrigens auch noch ein paar Arbeitsplätze nebenbei.)

    Gruß aus der Oberpfalz

    Andreas Gräbel

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    1. Hallo Andreas,
      das wird vereinzelt auch schon gemacht. Es gibt die Bauernmärkte die eigene Produkte verkaufen.
      Nur ist das Angebot und auch die Nachfrage noch zu gering. Schneller,einfacher und meist billiger ist da leider der Supermarkt.
      Man geht auch hier den einfacheren Weg und kauft alles zusammen beim SPAR.
      Es gibt jetzt auch Bestrebungen, daß z.B. der SPAR den Absatz bzw. die Abnahme hiesiger Kartoffeln garantiert.
      Aber die Entscheidung trifft der Käufer. Wenn natürlich einheimische Kartoffeln 25 % teuerer sind, spricht in Zeiten der Geldnot - der Geldbeutel.
      Gruß
      Manfred

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    2. Das mit der Geldnot ist wohl zutreffend, wenn man sich diese Statistik zu Gemüte führt:

      http://www.querschuesse.de/spanien-reale-einzelhandelsumsatze-mit-90/

      Als Tourist auf den Kanaren habe ich jedenfalls die Vielfalt und den Geschmack lokaler Produkte immer geschätzt und genossen. Genau wie die Atmosphäre lokaler Märkte. Wenn diese Kultur der Aldisierung geopfert und verlidlt wird, dann bin ich sehr traurig darüber.
      Leider wissen meist die Bewohner lokale Produkte vor der Haustür am wenigsten zu schätzen, ich spreche da aus eigener Erfahrung. Die rotesten Äpfel wachsen immer in Nachbar's Garten ...

      Danke für Ihren tollen Blog!
      Sabine Weinert

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  3. also ich komme gern nach La Palma und würde dort niemals Kartoffeln oder Tomaten essen , die nicht von dort angebaut sind.Die Papas - die machen doch gerade mit ihrem tollen Geschmack das Besondere im Urlaub aus. Tomaten schmecken doch auch nur die vom Bauern dort so super gut das merkt man doch sofort .Das wissen viele Touristen und nutzen das auch.
    lg S,Hentzschel aus Berlin

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  4. Hier ist es wohl wie in ganz Europa,es gilt nur noch Billig,Billig!Aber wer kein eigenes Land besitzt ist nun einmal auf billige meist minderwertige oder unter Ausbeutung von Mensch,Tier und Natur produzierten Müll angewiesen.Der Planet ist begrenzt und dewegen kann es nicht unendliches Wachstum geben.Wird ja hier in Deutschland jeden Tag gepredigt "Wir brauchen den Wachstum".Wenn es auf der einen Seit Wachstum gibt muss es woanders Rückgang geben.Für "Billig" muss jemand anders leiden.Beispiel:Wenn Versandhäuser gratis Versand anbieten,ist das nur möglich weil andere für unter 7€/h arbeiten gehen!

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