Montag, 9. September 2013

Vulkan - Direktlift aus dem Erdmantel

NEWS:

Das sind die Beben- Ausgangszentren der vergangenen drei Tage. Die Lage erstreckt sich vom Golfobecken, unter dem Inselmassiv bis zum südlichen El Julan (rosa). Am 6.9. gab es 10 Erdstöße, am 7.9. noch 9 und gestern 12 Beben. Die Stärke ging bis ML2,5 und kam im Schnitt aus 10 bis 12 km Tiefe.
Eine Ausnahme bildete ein Beben am 7.9. um 12.18 Uhr vor dem Westzipfel (blaues Dreieck) mit ML2,8 aus 22 km Tiefe.

Highway zur Hölle

Normalerweise dauert es lange bis Magma aus dem Erdinnern in die Erdkruste aufsteigt und nur wenige Kilometer unter der Erdoberfläche eine Magmakammer bildet oder füllt.
Unter den Kanaren dauert dieser Vorgang oft hundert oder mehr Jahre bis die Magmakammer so gefüllt ist und der Innendruck einen kritischen Punkt überschreitet, dass es zu einer Eruption und dem Entleeren der Magmakammer kommt.

Hier gibt es allerdings auch Ausnahmen. Im Jahre 1963 brach der Vulkan Irazú in Costa Rica aus. Innerhalb von nur wenigen Monaten stieg das Magma aus 32 km Tiefe empor und es kam zu einer Eruption.
Über 20 Menschen wurden getötet, da es keine große Vorwarnzeit gab und die Vulkanologen keine so rasche Entladung erwarteten. Der Ausbruch dauerte 2 Jahre an.
Die Magma nahm nicht den sonst üblichen Umweg über die Magmakammer, sondern strömte direkt an der Erdoberfläche aus. Seismische Messungen, die lange Eruptiondauer und die große Menge ausgeworfener Lava, ließen nur diesen Schluss zu. Dieser Vulkan wurde also direkt aus dem Erdmantel mit frischer Magma versorgt.

Ein US Forscherteam um Terry Plank vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York machte sich auf die Suche nach Besonderheiten dieses Vulkan.

Was verlief hier anders als bei den gewohnten Eruptionen?

Den Grund für den raschen Aufstieg konnten sie zwar auch nicht feststellen. Sie fanden aber eine Besonderheit in der ausgeworfenen Lava. In dem Mineral Olivin das beim Aufstieg der Magma Kristalle bildet, waren erhöhte Nickelwerte messbar.
Normal vermischt sich Nickel gleichmäßig in der Magma. Durch den raschen Aufstieg hatte es jedoch nicht genügend Zeit und wurde im Olivin festgehalten und konserviert.

So konnte zumindest festgestellt werden, dass die ausgeworfene Lava sich noch vor kurzer Zeit in mindestens 32 km Tiefe befand.
 "Highway to Hell" - Eine Autobahn zur Hölle, wie das Fachmagazin "Nature" berichtet.

Dass es kein Einzelfall oder ein lokales Phänomen war, ergaben nun Untersuchungen an Vulkanen in Sibirien, den USA und Mexiko. Auch hier fanden sich diese verräterischen Nickelspuren.

Es muss also nicht unbedingt eine jahrelange Bebenserie einer Eruption voran gehen. Auch ohne Magmakammer kann das flüssige Gestein innerhalb kurzer Zeit die Erdoberfläche erreichen.
Ob es die Gesteinsart oder Festigkeit der Erdkruste ist, manche Gesteinsmischungen vielleicht leichter aufzuschmelzen oder es ein extremer Innendruck ausmacht - das dürfen die Wissenschaftler noch klären.

Unter El Hierro und den Kanarischen Inseln scheint eine "feste" Gesteinsstruktur vorhanden zu sein. Jeder Vulkan hat seine oder eine gemeinsame Magmakammer. Unter El Hierro reicht sie bis auf 5 Kilometer unter die Inseloberfläche heran.
Wie mühsam die Magma ihren Vortrieb voran bringt, das erleben wir nun seit über 2 Jahren. Irgendwann in einem Monat oder erst in Jahren wird sie es bis zur erneuten Eruption schaffen.

Diese Magmakammer ist nicht neu entstanden, sondern bereits seit mindestens 1,2 Millionen Jahren vorhanden. Ohne sie hätte es keinen Gebirgeaufbau vom Meeresgrund gegeben und wir hätten statt El Hierro hier wahrscheinlich noch Atlantik.

Das sind aber geologische Zeiträume. Es sollte uns eigentlich bewusst sein, welches Glück (für manche Bewohner auch Unglück oder Pech) wir haben, diesen doch in einem Menschenleben recht seltenen Entstehungs- Vorgang miterleben zu dürfen.

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