Dienstag, 17. Juli 2012

El Hierro Vulkan - keine neue Entwicklung

NEWS:
15.44 Uhr - heute fast übersehen - um 7.46 Uhr ein Beben von ML3,4 in 18 km und kurz darauf von ML2,5 in 27 km Tiefe am Westzipfel.
Innerhalb der letzten 24 Stunden gab es nur wenige neue Beben bis ML2,0. Anders als in den letzten Tagen lagen die Erdstöße nicht im Meer vor dem Leuchtturm Orchilla, sondern direkt unter der Insel und in der Golforegion (siehe Avcan Karte). Der Ausgangspunkt lag teilweise in einer Tiefe von bis zu 30 km. Aus dieser Tiefe hatten wir schon lange keine Erdstöße mehr zu verzeichnen.
Gestern hatte ich von extrem heißen Temperaturen und der dadurch erhöhten Waldbrandgefahr geschrieben. Aufgrund der geringen Niederschläge im Winter und der geringen Luftfeuchtigkeit von aktuell 14 % (normal sind 65 %) ist die Natur völlig ausgetrocknet und es genügt ein Funke oder eine Glasscherbe um ein Inferno auszulösen.


Auf La Palma kam es gestern dazu. Seit 12.00 Uhr stehen große Waldbestände in Flammen. Wer die Entwicklung mitverfolgen möchte, geht auf die http://lapalma7.blogspot.com.es/ Seite.

Montag, 16. Juli 2012

El Hierro Vulkan - ein ruhiger Sonntag

NEWS:  Ab 11.00 Uhr gilt die AEmet Wetteralarmstufe "orange" für El Hierro. Eine Hitzewelle bis 39° und erhöhte Waldbrandgefahr wird erwartet.
19.00 Uhr - Waldbrand auf La Palma (Westseite oberhalb von El Paso). Die Lage spitzt sich zu. Alle Infos unter http://lapalma7.blogspot.com.es/


So sieht eine internationale Expertengruppe die Ereignisse die zur Eldiscreto Eruption 2011 bei La Restinga geführt haben (Grafik oben). Das Magma hat es damals schon nicht geschafft direkt von der Magmakammer, die in ca. 10 bis 16 km Tiefe lag und liegt, direkt an die Oberfläche aufzusteigen. Über einen Seitenkanal erfolgte dann die Druckentlastung (Pfeil).
Der Forschungbericht wurde von den Universitäten Las Palmas (Torrado/Carracedo/Rodriguez-Gonzales/Soler), Uppsala Schweden (Troll) und München (Wiesmaier) erstellt. Wer es Nachlesen möchte - hier zum Dokument.

Heute haben wir es mit einer ähnlichen Situation nur tiefer bei 20 km zu tun. Auch jetzt scheint es kein Durchdringen zur Erdoberfläche zu geben. Noch besteht auch keine direkte Verbindung zur oben beschriebenen "alten" Magmakammer. Sollte dies erfolgen, dann würde in einigen Wochen oder Monaten Eldiscreto zu neuem Leben erwachen.

Noch ist es aber nicht soweit. Die Beben kommen konstant aus der 20 km Tiefenzone. Der gestrige Sonntag war ein ruhiger Tag mit nur zwei Erdstößen (IGN-Grafik links). Auch heute Morgen bisher ein ML2,0 und 1,8 Beben. Alles scheint sich zu beruhigen, wären da nicht die plötzlich auftretenden Schläge wie am Samstagabend mit ML3,4.

Außer dem Vulkan gibt es aber auch noch andere Dinge die die Kanaren und mich berühren - unsere Bananen.
Auch auf El Hierro werden im Golfotal diese gelben Früchte angebaut. Was zur Zeit aber wieder geschieht, kann ich nicht kommentarlos übersehen. Lesen Sie "Kanarische Bananen auf den Müll" auf meinem La Palma Blog.

Sonntag, 15. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Epizentrum "Faro de Orchilla"

NEWS:



Der Vergleich des IGN Erdbeben-Histogramm vom Juli 2011 (links) und des aktuellen Histogramm vom Juli 2012 (rechts) lässt Parallelen erkennen. Ein starker Bebenschwall mit bis zu 200 Erdstößen am Tage und ein anschließendes Abflauen der Bebenaktivität. Der kleine Unterschied ist rot hinterlegt. Beben mit einer Stärke von mehr als ML2,0. Davon hatten wir bei der jüngsten Aktivität mehr als genug. Ich mag und kann dies nicht werten, aber es fällt schon auf. Ob natürlich dieser Vergleich als Strickmuster für eine Abschätzung der zukünftigen Entwicklung taugt, ist eine andere Frage. Zumindest ist es vielleicht ein Hinweis wie sich der Vulkan weiter verhalten könnte.
Nach nur wenigen Beben mit bis zu ML2,5 am gestrigen Tag, kam am Abend doch noch eine deftige Entladung. Um 19.52 Uhr ein Erdstoß mit ML3,4 in 20 km Tiefe vor dem Leuchtturm von Ochilla im Südwesten (Bild). Das Bebenzentrum verharrt weiter in Tiefen um die 20 km und schafft es anscheinend nicht an dieser Stelle Höhengewinne zu erzielen. Starke Gesteinsverdichtung, eine festere Mineralienmischung und keine Spalten in die das Magma eindringen kann, dürften die Ursache sein. Wie eine Barriere liegt diese Sperrschicht über der Magmakammer und macht ein Vordringen im Moment unmöglich.
Die Umgebung des Leuchturm "Faro de Orchilla" ist zur Zeit das Epizentrum. Ein inzwischen nicht mehr genutzter Leuchtturm am ehemaligen 0-Meridian. Viele Jahrhunderte lang endete hier die bekannte Welt. Auch als Columbus 1492 weiteres Land im Westen entdeckte, blieb man bei dieser Einstellung. Columbus verweilte sogar auf seiner zweiten Amerika-Reise für einige Tage in Nähe des O-Meridian. Noch 1634, also 150 Jahre nach der Entdeckung Amerikas berief Papst Luis VIII eine Versammlung von führenden Geographen ein, die El Hierro als "Meridian primero" festlegten.
Auch zur damaligen Zeit ist die Kirche der Zeit um Jahrhunderte hinterher gerannt. Es passte einfach nicht in das kirchliche Weltbild.

Erst im Jahre 1884 wurde auf einer Konferenz in Washington beschlossen, den O-Punkt nach Greenwich zu verlegen. (Auszug aus meinem Buch)


Samstag, 14. Juli 2012

El Hierro Vulkan - Bodenverformung weiter vorhanden

NEWS:
13.03 Uhr - heute Morgen nun doch schon wieder 4 Beben bis ML2,5 in 18 bzw. 19 km Tiefe in Nähe des alten 0-Meridian (Leuchtturm).
Um 19.53 Uhr ein kräftiger Erdstoß - Stärke und Lage noch nicht näher bekannt.
- ML3,4 in 20 km Tiefe am Westzipfel
Auch am Freitag, dem 13. Juni 2012 war die Bebenbilanz rückläufig. Es gab wohl insgesamt 16 Beben, die größtenteils am Freitagmorgen um 4.00 Uhr beim Bebenschwall aufgezeichnet wurden. Das erste Mal sind wir aber seit der neuen Aktivitätphase über 24 Stunden ohne Beben mit mehr als ML2,0. Sicher erfreulich - aber für eine Entwarnung noch viel zu früh. Schon zu oft hat uns in der Vergangenheit Eldiscreto  nach einer scheinbaren Ruhepause urplötzlich mit seinem Können wieder überrascht. Dieses Mal lassen wir uns nicht so einfach überraschen und schauen uns die GPS Messungen über die Bodenverformung (linke Grafik) an. Aufgeführt sind nur drei Stationen und interessant sind die blauen Punkte am rechten Rand. Die Verformung der Insel (Bodenerhebung und Verlagerung) ist nur minimal zurück gegangen und fast stabil. Der immense Druck in der Lavakammer ist weiter vorhanden und sucht nun einen Druckausgleich. Diesen Ausgleich kann durch weiteres Aufschmelzen der Kammerränder und durch Eindringen von Magma in Spalten und Ritzen mit weiteren Beben erfolgen oder über ein Ventil direkt zur Erdoberfläche geschehen. Das wäre dann eine Eruption. Welchen Weg er wählt werden wir noch sehen.

Ich wurde auch gefragt, welcher Druck im Innern der Magmakammer zur Zeit herrscht. Das lässt sich natürlich nicht messen. Der Druck muß aber sehr groß sein, wenn er die gesamte Insel anheben kann. Vielleicht könnte ein Geophysiker diese Daten berechnen. Zahlen wurden hier noch nicht genannt.

In der Pressewelt habe ich noch eine Stilblüte gefunden die die jetzige Situation mit Sicherheit nicht wiederspiegelt: "Muss El Hierro evakuiert werden?" (Schlagzeile in comprendes gran canaria).

Freitag, 13. Juli 2012

El Hierro Vulkan - und der Fortschrittswahn

NEWS:
Gestern hatten wir nur 12 Beben über ML1,5. Die geringste Anzahl seit dem Wiederaufleben der Aktivität. Diese Anzahl dürfte heute allerdings bereits überschritten sein. Innerhalb einer halben Stunde von 5.05 Uhr bis 5.38 Uhr ereigneten sich heute Morgen bereits 10 Erdstöße. Schwache Beben zwischen ML1,9 und ML2,2 im Meeresgebiet um El Julan (siehe Avcan Grafik). Der Ausgangspunkt der Erdstöße gewinnt an Höhe und liegt nicht mehr in über 20 km Tiefe sondern im Bereich zwischen 16 - 20 km. Immer noch zu tief um von einem Magmaaufstieg zu reden. Prekär wird die Situation erst, wenn die Erdstöße aus einer Tiefe zwischen 9 bis 12 km kommen.

Gestern hatte ich über die unberührte Schönheit der Insellandschaft geschrieben. Heute zeige ich einmal die von Menschenhand geschaffenen weniger rühmlichen Monumente der Insel. Dieser Turm oberhalb von La Restinga dürfte jedem der regelmässigen Leser bekannt sein. Vielleicht nicht direkt, aber hier war die Telefonica Webcam zur Beobachtung der Eldiscreto Eruption montiert. Die spanische Telefonica, in Deutschland auch unter O² bekannt, hat als weltweit größtes Telekommunikations- Unternehmen auf El Hierro an die 20 dieser kleinen Eifeltürme aufgestellt.
Normal sollte man auf einer Natur- und Urlaubsinsel erwarten können, daß diese Technik wenn sie schon sein muß, unauffällig oder verdeckt erbaut wird. Nicht so auf dieser Insel. Auf den höchsten Erhebungen wurden ohne Rücksicht auf die Optik diese stählernen Monster aufgestellt. Besonders störend die Situation auf dem Mirador Tanajara bei El Pinar. Ein Mirador ist ein Aussichtpunkt mit einer besonders schönen und weiten Sicht an landschaftlich besonders interessanten Punkten, so die offizielle Beschreibung. Hier links stehe ich auf der extra angelegten Aussichtplattform dieses Mirador und lasse meinen Blick nach Süden über das weite Meer schweifen. Die weitere Kommentierung kann ich mir sparen.

Es muß schon ein besonders guter Draht zwischen der Obrigkeit und Telefonica geben, wenn diese quasi Monopolfirma an jedem beliebigen Punkt ihre Technik installieren darf. Es kann auch dem Cabildo von El Hierro nicht entgangen sein, welche Verschandelung sie gerade genehmigen. Telefonica ist übrigens eines der wenigen Unternehmen das jetzt noch Subventionen von 10 Millionen Euro erhält, um auf der Insel ein flächendeckendes kostenloses Wifi-Netz in den nächsten Monaten zu errichten. Bleibt nur zu hoffen, daß nicht noch zusätzliche Masten aufgestellt werden müssen.
Fortschritt und die vorhandene einmalige Natur lassen sich nur gut miteinander kombinieren,  wenn alles mit Bedacht und etwas Hirn umgesetzt wird. Es muß nach meiner Meinung nicht unbedingt sein, daß der Ziegenhirte auf seiner fernen Weide oder der Tourist im entlegensten Winkel jederzeit Movil (spanisches Handy) Empfang hat.