Mittwoch, 21. März 2012

El Hierro Vulkan - die Zukunft des Tourismus

NEWS:
Schreck zur Abendstunde. Gestern um 18.14 Uhr schlugen alle seismischen Stationen der Kanaren, wie hier links auf Fuerteventura, wie wild aus und zeichneten einen in dieser Form noch nie gesehenen Tremor bzw. ein langes Beben auf. Schnell war jedoch geklärt, daß es die Erschütterung eines Beben von ML7,6 in Mexiko waren. Mit Verzögerung kommen auch diese Beben hier an und können registriert werden.
Nur die Stationen von El Hierro verzeichneten einen geringen Ausschlag, wie hier links zu sehen. Durch eine andere Justierung der Seismographen auf El Hierro wurde das Mexiko Beben nur schwach aufgezeichnet (rote Wellenlinie). Die IGN Wissenschaftler werden ihre Gründe haben, warum diese Geräte so eingestellt wurden. Vielleicht werden bewusst alle fremden Geräusche heraus gefiltert.
Es gab wieder zwei kleine Beben - am Dienstag um 3.12 Uhr mit ML2,0 im Süden und heute Morgen um 7.07 Uhr mit ML1,5 in 11 km Tiefe an der Westspitze. Sonst blieb es ruhig.

Zu den gestern veröffentlichten rückläufigen Touristenzahlen im Februar 2012 kamen interessante Meinungen.
Das Tauchgebiet um La Restinga ist durch die Eruption weitgehend zerstört. Das Unterwasserparadies mit seiner einzigartigen Flora und Fauna wird Jahre brauchen um sich wieder zu regenerieren. Restinga hat neben der Fischerei vom Tauchtourismus gelebt. Diese Einnahmequelle wird definitiv die nächste Zeit ausfallen. Kein Taucher wird extra anreisen, um eine öde Unterwasserwelt zu begutachten.
Vielleicht machen die Vulkantouristen diesen Ausfall wieder wett. Der Eldiscreto, auch wenn nicht viel zu sehen ist vor Restinga, gehört nun zum Pflichtprogramm jedes Urlauber. Ein Museumsbesuch, eine Küstenwanderung, ein Bootausflug und eine Tasse Kaffee - vielleicht auch ein Mittagessen, wird und kann schon hängen bleiben. Es kommt jetzt darauf an, wie attraktiv der "versteckte" Vulkan vermarktet wird. Ich hätte da so meine Ideen.
El Hierro wurde bekannter und wird in Zukunft stärker bereist. Nicht als "Bebeninsel" wie in einem Kommentar gestern sarkastisch angemerkt, sondern als die jüngste Vulkaninsel der Kanaren.

Der Reiz der Insel wurde durch die Vulkanaktivitäten in seiner Natur und Vielfältigkeit sonst ja nicht beeinträchtigt. Lassen wir mal eine Insiderin und Kennerin der touristischen Szene - Karin Kamm, zu Wort kommen:

El Hierro, der Vulkan und die Touristen
Da ich vom Tourismus auf El Hierro lebe, spüre ich den Rückgang der Besucherzahlen am eigenen Geldbeutel recht deutlich, bin aber weit entfernt davon, die Schuld jmdm. im Besonderen zu geben. Wir waren im Winter durch die seismischen Aktivitäten in einer noch nie da gewesenen Ausnahmesituation, auf die sich alle hier erst einmal einstellen mussten. Die PEVOLCA wurde aus dem Boden gestampft, um irgendwie mit dem aktuellen Geschehen fertig zu werden und die Bevölkerung vor Schäden zu bewahren. Wie schlecht der Katastrophenschutz auf den Kanaren im Allgemeinen ist, war bekannt, streitende Experten trugen nicht gerade dazu bei, die Situation zu entspannen und Entscheidungsfindungen für die PEVOLCA zu vereinfachen, dazu Sensationsjournalismus, Verschwörungstheorien u.s.w.. Ich glaube, jeder hat auf seine Art getan was er konnte und aus Fehlern sollte man im günstigsten Fall lernen.
Gott sei Dank wurde die Insel nicht evakuiert, es hat keine schlimmeren Sachschäden gegeben und der Tunnel ist auch nicht eingestürzt. Den Wunsch, dass alles wieder so normal in seinen Bahnen läuft, wie vor dem Ausbruch der Beben und des Vulkans, hegen fast alle Insulaner. Was soll man auch anderes tun, als darauf zu vertrauen, dass es schon nicht so schlimm wird? Wie ein vor Angst gelähmtes Kaninchen auf die Webcam starren, in jedem Moment mit der gossen Explosion vor La Restinga rechnen und in Depressionen versinken? Bei niemanden steht die allwissende Glaskugel auf dem Schreibtisch, jeder hat seine eigene Theorie und wir versuchen hier unseren Alltag so gut es geht zu bewältigen und sind nicht scharf darauf, dass weiterhin Alarmstufe rot oder gelb bestehen bleibt.

Die Arbeitslosenzahlen steigen weiterhin, uns wurde eine neue Regierung beschert, Krise und leere Kassen, brutal wird der Rotstift auf allen Ebenen angesetzt, obendrein eine Dürre, wie es sie seit den 40iger Jahren nicht mehr gegeben hat und jetzt sind auch noch Erdölbohrungen in der Nähe von Lanzarote und Fuerteventura gegen den Willen der Bevölkerung geplant...

Das Buchungsverhalten nordeuropäischer Touristen ist in der Regel langfristig, ich hätte mir aus Deutschland im November El Hierro für den Frühling nicht als Urlaubsziel ausgesucht. Der Streichung der Fährverbindung nach La Palma folgt jetzt die Einstellung der Direktverbindung per Binter nach/von Gran Canaria, der Tourismus wird so sicher nicht angekurbelt und auch nicht, durch die Fahrpläne, die recht kurzfristig ins Netz gestellt werden. Hoffentlich finden die Politiker eine Lösung, sie suchen sie.

Trotzdem ist es mit entsprechenden Informationen möglich El Hierro von Deutschland aus an einem Tag zu erreichen und eine Zwischenübernachtung in La Laguna, der alten Universitätsstadt Teneriffas in der Nähe des Nordflughafens, die zum Weltkulturerbe gehört, kann eine Bereicherung des Urlaubes sein.

Dienstag, 20. März 2012

El Hierro Vulkan - rückläufige Touristenzahlen

NEWS: Beben um 3.12 Uhr mit ML2,0 in 11 km Tiefe im Süden ( erst jetzt bestätigt).

Das Ecogram - eine Art Wärmebild mit der Sonde EK60 gemessen von der IEO Ende Februar 2012 ergab eine Tiefe von 88 m von der Kegelspitze bis zur Meeresoberfläche. Inzwischen wissen wir durch die ROV Untersuchungen und Fotoaufnahmen der Uni Las Palmas, daß fortlaufend weiter Lava und Gase aus dem Krater ausgestoßen werden. Also müsste der Vulkankegel inzwischen weiter in die Höhe gewachsen sein.
Links eine Sonaraufnahme der Atlantic Explorer von letzter Woche, die den Verlauf des Eldiscreto Konus zeigt. Eine genaue Höhenbestimmung war nicht möglich, da es auf den Blickwinkel der Sonde ankommt. Jedoch dürfte die Spitze zwischen 80 und 90 m unter der Wasserlinie liegen. Darüber hört man jedoch kein Wort von der Pevolca (Krisenstab), die höchstoffiziell die Eruption für beendet erklärt hat. Es wäre zumindest wünschenswert, daß auch von Seiten der Behörde ein Irrtum eingeräumt wird. Fakt ist und das ist bewiesen, - der Vulkan ist aktiv und stößt weiter Lava aus. Neue Beben sind in den letzten Stunden nicht registriert worden.
Von der Touristenfront liegen neue Februar 2012 Zahlen vor. Laut Istac kamen im Februar 768 Gäste nach El Hierro. 172 Gäste weniger als ein Jahr zuvor (2011 - 940 Gäste).
Die meisten Touristen waren Spanier, aber auch 172 Deutsche und 7 Belgier. Die Belegungstage sanken von 2,93 (2011) auf 2,64 Übernachtungen im Februar 2012. Das lässt darauf schließen, daß vor allem Canarios der Nachbarinseln einen Wochenendtripp nach El Hierro unternahmen.
Es ist allerdings auch schwer El Hierro zu erreichen. In den letzten Wochen wurden sowohl Flug- als auch Fährverbindungen von den Nachbarinseln gestrichen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, daß viele Gäste für einige Tage nach El Hierro reisen würden, gäbe es nur akzeptable Verbindungen. Von La Palma z.B. wurde die einzige wöchentliche Armas Fährverbindung ersatzlos gekappt. Mit dem Flugzeug ist nur über den Umweg über Teneriffa die Insel El Hierro zu erreichen. Hier sollten die Tourismusverantwortlichen daran arbeiten, angenehmere Anreisewege zu finden. Dann würden sich auch schnell die Besucherzahlen erhöhen.

Montag, 19. März 2012

El Hierro Vulkan - weitere Details

NEWS:
Die Universität Las Palmas hat nun ROV Detailaufnahmen veröffentlicht. Bei den Aufzeichnungen oben sind deutlich glühende Lava Partikel in 70 m Tiefe im trüben Wasser auszumachen. Die Aufzeichnung links(Pfeile) zeigt Medusas (Quallen) die wahrscheinlich den Medregales (Makrelen) als Nahrung dienen.
In den letzten 24 Stunden gab es keine neuen Erdbeben. Auch der Tremor verläuft ruhig. Aufregung bringt etwas der von der AEmet ausgerufene Wetteralarm "Gelb" für die Küsten von El Hierro. Erwartet wird heute starker Seegang mit hohen Brandungswellen. Die Warnstufe gilt zunächst bis heute Nacht 24.oo Uhr.


Sonntag, 18. März 2012

El Hierro Vulkan - neues Lebenszeichen

NEWS: Auch Ihre Stimme zählt beim "Besucher-Award" rechts der Button (Danke)
Er kommt einfach nicht zur Ruhe. Auch wenn man glaubt, nach zwei Tagen ohne Erdbeben - jetzt ist er eingeschlafen, meldet sich Eldiscreto lautstark mit einem "Bäuerchen" zurück. Ein Beben von ML2,5 gestern um 13.38 Uhr in 17 km Tiefe im Süden (roter Kreis) und kurz darauf um 16.05 Uhr mit ML1,7 in 26 km unter Frontera. Die Tiefe zeigt, daß Magma aus der Hauptkammer nachschiebt und einen Weg zur Erdoberfläche sucht. Die Meeresoberfläche über dem Schlot im Süden weist noch keine Verfärbung oder Aktivität auf. Dies kann sich aber in den nächsten Tagen wieder ändern.

Die Große Bernsteinmakrele (Seriola dumerili) auch Grünel oder Bernstein-Stachelmakrele, spanischer Name Medregal genannt, wurde gestern von mehreren Kommentatoren und Lesern identifiziert (Danke). Sie kommt zikumglobal in allen Weltmeeren, deren Wassertemperatur bei mehr als 18°C liegt vor. Sie hält sich also auch direkt an den Kraterwänden bei 170 m Tiefe des Eldiscreto auf, wie die Video Aufnahmen der Uni Las Palmas beweisen. Die Bernsteinmakrele kann maximal 1,90 Meter lang werden, erreicht aber normalerweise nur einen Meter Länge. Ihr Maximalgewicht liegt bei 80 kg. Die Große Bernsteinmakrele ist ein umherziehender Raubfisch, der sich von anderen pelagisch lebenden Fischen ernährt. In kühleren Meeren lebt sie in wenigen Metern Tiefe, in wärmeren meist unterhalb von 100 Metern. Jungfische halten sich bis zu einer Größe von 30 cm in geschützten Buchten oder unter treibenden Tangen auf. (so Prof. Wikipedia)

Samstag, 17. März 2012

El Hierro Vulkan - erste Nahaufnahmen

NEWS: Beben
- 13.38 Uhr - mit ML2,5 in 17 km Tiefe im Süden
- 16.05 Uhr - mit ML1,7 in 26 km Tiefe bei Frontera
Erste kleine Video-Sequenzen wurden nun von der Universität Las Palmas veröffentlicht. Forscher hatten es endlich geschafft mit dem Unterwasser Roboter (ROV) bis an die Kraterwände des Eldiscreto heran zu fahren. Die jetzt veröffentlichten Aufnahmen sind allerdings nur kleine Ausschnitte. Mehr Details werden sicher noch folgen. Das erste Video wurde in bis zu 172 m Tiefe an der Vulkanaussenwand aufgenommen. Es wurde festgestellt, daß die Eruption weiter aktiv ist und heiße Gase in ca. 120 m Tiefe den Schlund verlassen und als Jet bis zu 40 m unter die Meeresoberfläche aufsteigen. Eine Kontrolle des ROV in den sehr heißen aufsteigenden Gasen war nur schwer möglich. Auch große vulkanische Bomben werden aus dem Krater ausgestoßen, die ab 60 bis 70 m unter der Wasserlinie in einer parabolischen Flugbahn durch die Schwerkraft wieder zum Meeresboden zurückgleiten.

In 170 m Tiefe entdeckte der ROV inmitten des Asche-Regen Fische. Es kann sich um Brassen handeln, die vielleicht in Koexistenz mit dem Vulkan leben. Ob noch andere Lebewesen wie z.B. Quallen in Vulkannähe vorhanden sind, konnte wegen der vielen Aschepartikel nicht eindeutig festgestellt werden.
Hier geht es zum zweiten Video der ULPGC.
Mein Fazit:
Der Vulkan ist weiter aktiv ohne Spuren an der Meeresoberfläche oder als Tremorlinie zu hinterlassen. Das Ende der Eruption wurde also etwas voreilig durch die Pevolca (Krisenstab) verkündet. Es gibt Leben in unmittelbarer Vulkannähe. Es bleibt nun abzuwarten ob die Aktivität nachlässt oder wieder verstärkt einsetzt.  
Interessant dürften auf jeden Fall die noch zurück gehaltenen Aufnahmen und Beobachtungsergebnisse werden. Die ersten Appetithappen waren zwar kurz aber schon einmal viel versprechend und machen Lust auf mehr.

Hier noch News von Karin direkt aus El Hierro......
Die Inselregierung, die kanarische Regierung, das Tourismusbüro und weitere Institutionen bieten ab heute einen Work-Shop unter dem Motto "Lerne alles über unsere Vulkane" für 50 Teilnehmer auf El Hierro an, der bereits vor Anmeldungschluss voll belegt war. Das allgemeine Interesse ist groß.
An 3 Wochenenden werden hochkarätige Biologen, Geologen, Vulkanologen und Inselexperten Vorträge halten und Feldstudien mit ausführlichen Erklärungen in der Lava, auf den Bergen und an der Küste veranstalten. Das Programm ist bunt, sehr interessant und soll unter anderem dazu beitragen unseren Unterwasser- Eldiscreto ein wenig attraktiver für den Tourismus zu vermarkten  und der Inselbevölkerung Hintergrundwissen zu vermitteln und Fragen zu beantworten. Wieder ein Schritt in die richtige Richtung...