Dienstag, 6. März 2012

El Hierro Vulkan - Adios Eldiscreto

NEWS:
Seit gestern ist es amtlich. Die Pevolca (Krisenstab) hat die Vulkanaktivität in Abstimmung mit allen beteiligten wissenschaftlichen Instituten für beendet erklärt. Es ist nicht mehr mit einem Aufleben des Eldiscreto zu rechnen. Zwar werden in den nächsten Monaten aufgrund der immer noch vorhandenen Bodenverformung, der erhöhten Gaswerte und der immer noch auftretenden Beben die Kontrollmaßnahmen aufrecht erhalten bleiben. Eine neue Eruption wird nach heutigem Kenntnisstand jedoch ausgeschlossen. Eldiscreto hat sich zur Ruhe gelegt. Wie lange diese Schlafphase dauert, ob tausend Jahre oder nur wenige Monate, wird uns die Zukunft zeigen. Er ist und bleibt ein aktiver Vulkan.

Zurück bleiben durchlebte spannende Monate und wunderschöne Foto- und Videoaufnahmen die immer an die aufregenden Momente zurück erinnern werden. Auch wenn nun doch keine neue Vorzeige Insel entstanden ist, ist jetzt gerade El Hierro das Urlaubsziel um direkt vor Ort das Durchlebte noch einmal in Gedanken Revue nachzuerleben und die einzigartige und unverfälschte Natur zu geniessen.

Dieser Blog der doch viele gefesselt hat, wird bleiben. Ich bleibe am Ball und werde weiter berichten. Auch wird uns Karin aus El Hierro mit neuen Infos von der Insel versorgen. 
Jetzt kommen die wissenschaftlichen Auswertungen der Geologen, Vulkanologen und der Meeresbiologen. Manche Überraschung ist gewiss.
So wie gestern der Abschlussbericht über die Kampagne des Schiffes Ramón Margalef des Spanischen Institut für Ozeanographie, daß sich die Spitze des Vulkankegel überraschender Weise nur noch 88 m unter der Meeresoberfläche befindet. 88 m mehr und unser Eldiscreto hätte das Tageslicht erblickt. Dieses Mal sollte es noch nicht sein.
Auch habe ich für die nächsten Tage noch etwas "Besonderes" in petto bei dem der Eldiscreto die Hauptrolle spielt. Etwas das Sie wahrscheinlich noch nie gesehen haben. Wir arbeiten noch daran. Lassen Sie sich überraschen!


... und noch etwas. Dieser Blog wurde für den Besucher-Award nominiert. Hier bitte ich Sie unter "Freizeit" um Ihre Stimme. Danke !

Montag, 5. März 2012

El Hierro - erste Eldiscreto Unterwasser-Aufnahmen

NEWS: 19.00 Uhr - Pevolca (Krisenstab) erklärt Eldiscreto Ausbruch für beendet - Vulkanspitze nur noch 88 m unter der Meeresoberfläche.

Zwei kleine Beben, einen kaum mehr auffälligen Tremor und keine Meeresverfärbung über dem Eldiscreto. Das ist die Bilanz zur Stunde.
Die ersten Tauchaufnahmen vom Eldiscreto. Wegen der Wassertrübung gelingen Tauchgänge und Unterwasseraufnahmen nur in ca. 800 m Entfernung von der eigentlichen Eruptionsstelle. Ein TEAM der Deutschen Welle (DW) hat mit örtlichen Tauchern den ersten Sprung in die Tiefe gewagt. Die ersten Bilder sind erschreckend. Der Meeresboden und die Flora sind mit Ablagerungen der Eruption überzogen. Lava und Picon haben das Leben unter Wasser förmlich erstickt. Gase und der Mangel an Sauerstoff haben die meisten Fische, Schalentiere und Kleinstlebewesen getötet.

Aber es gibt bereits einen kleinen Hoffnungschimmer. Erste Lebewesen, wie eine kleine Moräne ( Bildmitte unten) haben den Weg bereits wieder zurück gefunden. Die Taucher und auch die Wissenschaftler glauben, daß sich neue Arten und Lebensformen entwickeln und ansiedeln werden. Vielleicht wird sich irgendwann das ehemalige Tauchparadies La Restinga zu alter Schönheit mit noch mehr Unterwasser- Leben wie in der Vergangenheit füllen. Eine Vulkaneruption kann sich so vielleicht auch segensreich für die Tier- und Pflanzenwelt und damit für den Tauchtourismus auswirken. Alles braucht allerdings seine Zeit und wird nicht Heute oder Morgen geschehen.

Die komplette Reportage auf Deutsch des DW mit dem Video gibt es unter Unterwasser Vulkan

Sonntag, 4. März 2012

El Hierro Vulkan - und die Menschen

NEWS:
Auch gestern und in der Nacht gab es wieder eine Reihe von leichten Erdstößen. Der stärkste Erdstoß lag bei ML1,7. Die Lage der Beben ist aus der Avcan Grafik zu entnehmen. Der Tremor zieht als Bändchen unauffällig seinen Weg. Auch der Blick durch die Webcam lässt keine sichtbare Aktivität im Süden erkennen. Ein ruhiges Wochenende !
Wollen wir uns heute mal mit den Menschen auf El Hierro, den Herrenos etwas näher beschäftigen. Die Herrenos gelten selbst auf den Kanaren als abgeschiedenes, etwas eigenbrödlerisches, ein als fernab der jetzigen Zeit lebendes Völkchen. Alle Canarios kennen sie, haben aber meist selbst die Insel noch nicht besucht.
Plaza Prinzipal in Valverde
"Dort gibt es nichts außer einigen Bergen und Ziegen und viel Ruhe. Außer Wasser und Brot und etwas Ziegenkäse gibt es nichts zu essen. Es sei daher ratsam genügend Lebensmittel auf die Insel mitzunehmen."  Das waren die warnenden Stimmen der alten Palmeros vor meinem ersten Besuch auf dem Nachbarinselchen. Dies hat vielleicht noch den Zustand vor 20 Jahren beschrieben. Heute sieht es dort doch etwas anderst aus. Wie eine Dampfwalze ist die "moderne Zeit" mit all ihren Errungenschaften und EU Subventionen über die Insel gefegt und hat so einiges verändert. Wer könnte nicht besser den Herreno und das Spannungsfeld beschreiben, als eine deutsche Residentin die seit fast 3 Jahrzehnten auf El Hierro lebt und mit einem Insulaner verheiratet ist.

 Lassen wir Karin aus ihrer Erfahrung einfach erzählen: 
"El Hierro und die Herreños
Die Kommentare der letzten Tage, Sensationalismus oder geologisches Interesse, die Einwohner und so weiter, ließ es mir in den Fingern kribbeln..

El Hierro ist weiterhin ein kleines Paradies, z.Zt ein etwas trockener Blumentopf im Atlantik, Gott sei Dank, für Bewohner und Touristen, wieder angstfrei zu geniessen.

Die Herreños sind ein liebenswertes Völkchen, aber in der Tat ganz anders als die Deutschen. Der Präsident der Kanaren hat einmal gesagt, dass die Inseln der Entwicklung Nordeuropas 30 Jahre hinterher hinken, was besonders auf die Kleinste zutrifft. 40 Jahre Franco Diktatur, die Knute einer streng katholischen Erziehung, dazu eine starke soziale Kontrolle und die Abgeschiedenheit des "Endes" der alten Welt haben die Menschen geformt. Ende der 70iger Jahre wurde El Hierro plötzlich in die Neuzeit katapultiert, eine Herausforderung für die kleinen Dörfer und die minimal größere Inselgemeinschaft. Großgrundbesitzer und Dienstbotenmentalität werden nicht von einem Tag auf den anderen abgelegt, Demokratie, die neuen Technologien, Fremdsprachen, service know how und eine Organisation nach europäischen Regeln wollen erst gelernt werden, die Bewusstseinsveränderung braucht ihre Zeit und funktioniert nicht auf Knopfdruck.

In 27 Jahren auf El Hierro habe ich kapiert, dass weder mein Mann, noch seine Familie so werden wollen wie ich bin, also habe ich mich geändert und gelernt Geduld zu haben, mich und meine Umgebung nicht mehr mit meinem deutschen Perfektionismus zu überfordern, ich weiss, dass Sicherheit eine Illusion ist, mañana gehört jetzt auch zu meiner Lebenseinstellung, Unpünktlichkeit ist nicht mehr so tragisch, ich erlebe, dass selten etwas so funktioniert, wie ich es gern hätte, dass wir mitten im Atlantik den Naturgewalten ziemlich ausgeliefert sind und ein Flugausfall mich evtl. davor bewahrt abzustürzen, tranquila..

Die Menschen sind hier genauso nett oder auch nicht, wie überall woanders auf der Welt. Ein überarbeiteter, gestresster Urlauber findet auf El Hierro seine Ruhe, fühlt sich von den etwas langsameren, hilfsbereiten Menschen angezogen, feiert ihre folkloristischen Fiestas mit, geniest die Berge das Meer, den Horizont, weit ab von der Hektik zu Hause und kann abschalten.

Steckt man allerdings im Arbeitsalltag oder ist Hausbesitzer/bauer, sieht es etwas anders aus : endlos lange Behördengänge, man flucht über die Inkompetenz vieler Beamter, die sich ständig ändernden Gesetze, Flug und Fährzeiten, die Unpünktlichkeit und die Unzuverlässigkeit der Handwerker, findet, dass es zu viele Fiestas gibt u.s.w..

Hat man eine realistische "Mitte" gefunden, meint nicht auf einer deutschen "Zweigstelle" im südlichen Meer zu sein und kann die Einheimischen so anders sein lassen wie sie sind, lässt es sich ganz gut hier leben.

Ich wollte so gern etwas für die Ehrenrettung der Fischer in La Restinga tun, klappte bis jetzt aber leider nicht. Viele Insulaner sind davon genervt, dass es kaum frischen Fisch gibt und können nicht verstehen, warum Boote von anderen Inseln kommen und mit fetter Beute im Schlepp die Fischgründe vor Tamaduste wieder verlassen, während bei den Fischern von La Restinga keinerlei Aktivität zu beobachten ist. Meine ,vor einer Woche gestellte Anfrage beim Patronato de Turismo und beim Rathaus in El Pinar und mein Angebot etwas zum Thema auf dem Blog zu schreiben, verpufften im Eldiscreto.. Quizas mañana??" - soweit Karin Kamm. Vielen Dank.

Zum Thema Unterwasser-Vulkan habe ich noch einige Bilder aus aller Welt gefunden, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.


Samstag, 3. März 2012

El Hierro Vulkan - Bilanz der "Ramon Margalef"

NEWS: 15.21 Uhr Beben von ML1,6 in 10 km Tiefe/Tanganasoga
Foto: OIE
So sahen die Wissenschaftler auf der "Roman Margalef" ihren Kontrollraum. Wie die Forscher des Spanischen Institut für Ozeanographie (OIE) gestern am Freitag nach ihrer Rückkehr in ihren Heimathafen Vigo bei einer Pressekonferenz erklärten, haben spanische Vulkanologen zum ersten Mal überhaupt die Gelegenheit gehabt, die Entstehung eines Vulkan direkt zu beobachten. Nach vier Monaten Arbeit, mit insgesamt 30 Forschern an Bord der Roman Margalef, waren alle vom Erfolg ihrer Mission begeistert.
"Es gibt einen neuen aktiven Vulkan" so José Ignacio Díaz, Leiter der OIE und der Oceanographic Flotte. Wie 20.minutos.es weiter berichtet, wurde die Unterwasserwelt im Süden von El Hierro schwer geschädigt. "Das Leben in der Gegend des Vulkans ist verschwunden, aber wenn die Aktvität erlischt, wird vieles wiedergeboren werden".
Die Arbeit auf dem Schiff war schwierig, da meist mit Schutzmasken wegen der giftigen Dämpfe gearbeitet werden musste. Auch der Eruptionstrudel konnte nur mit Sicherheitsabstand umfahren werden. Wegen der starken Wassertrübung konnten manche Aufgaben nur mit großer Kraftanstrengung gelöst werden.
Auch in den letzten Stunden gab es wieder vier Beben mit mehr als ML1,5. Ob es das letzte Aufbäumen oder eine neue Reaktivierung des Eldiscreto ist, kann im Moment selbst die Wissenschaft nicht sagen. Tatsache ist, daß die Beben in den letzten Tagen wieder zu genommen haben und vermehrt unter dem Golfo im Bereich der Magmahauptkammer auftreten. Wer jetzt bereits ein Erlöschen der Aktivität herbei reden möchte verkennt die Situation und kennt nur ungenügend die Verhaltensweise eines Vulkan.
Ich erinnere an die vergangenen Monate, wo schon so oft das Ende des Eldiscreto vorher gesagt wurde.
Wie z.B. im Oktober 2011 der Krisenstab bzw. der Inselpräsident Alpidio Armas anlässlich einer Pressekonferenz. Daß er sich damals getäuscht hat und am nächsten Tag La Restinga evakuiert und die Warnstufe "Rot" ausgerufen werden musste, ist sicher noch in Erinnerung.
Warten wir also ab und gönnen den Fischern von Restinga ihre Unterstützungszahlungen. Zur Zeit ist es einfach noch nicht möglich gefahrlos auf das Meer zu fahren und in den ohnehin toten Strandabschnitten des Südens Fische an Bord zu ziehen.
Ohne Subventionen wäre El Hierro auch ohne Vulkan, eine arme Insel. Der selbst erwirtschaftete Ertrag würde vielleicht noch das tägliche Essen garantieren. Aber es gäbe keinen Flugplatz, kein Golftunnel, keine gut ausgebauten Meeresschwimmbäder, kein neuer Hafen und sicher nicht das gut ausgebaute Straßennetz um nur einige Dinge beim Namen zu nennen.
Auch das Geld aus Deutschland hat über die Brüsseler EU Kassen seinen Weg auf die Insel gefunden. Jeder, und gerade der Deutsche hat das Recht, umfassend Informationen auch über den Eldiscreto zu erhalten - und das Interesse ist immer noch groß. Es ist kein Privileg von einigen Residenten für sich alleine El Hierro in Besitz zu nehmen.
Bereits im Dezember 2011 habe ich die Urlaubskampagne gestartet mit dem Ziel, El Hierro als Urlaubsinsel schmackhaft zu machen. Wie ich weiß, haben bereits viele Leser ihren nächsten Urlaub auf El Hierro eingeplant. Nutzen wir doch einfach alle diese Blattform um über die Schönheiten, die Ruhe, die Quesadillas, den Wein und die einzigartige Natur umfassend zu informieren. Zum zukünftigen Wohle aller Herrenos. Das wäre mein Wunsch.

Freitag, 2. März 2012

El Hierro Vulkan - neue Mikroorganismen entstanden

NEWS: Neue Beben
- 17.06 Uhr mit ML1.9 in 14 km Tiefe im Süden
- 19.27 Uhr mit ML1.5 in 21 km Tiefe im Golfo
- 19.28 Uhr mit ML2,0 in 24 km Tiefe im Golfo
Das Forschungsschiff "Ramon Margalef" verlässt nun die Kanarischen Gewässer und kehrt zurück zum Heimathafen Vigo in Nordspanien. In den vergangenen 4 Monaten hat es in mehreren Missionen die Unterwasser Landschaft um El Hierro und das Anwachsen des Eldiscreto beobachtet, erforscht und dokumentiert. Leider kam aus technischen Gründen der moderne Unterwasser ROV nie richtig zum Einsatz. Seit gestern Abend kreuzt nun zur Beobachtung ein Schiff der spanischen Marine um die Eruptionstelle.
Weitere Schiffe werden in den nächsten Wochen folgen. Die meisten Kreuzer dienen der Beobachtung und weniger der Erforschung, da sie technisch dafür nicht ausgerüstet sind.
Bild: Avcan
In den letzten 24 Stunden hatten wir 10 Beben. Schwerpunkt ist das Eldiscreto Gebiet, wobei die Stärke der Erdstöße wieder zugenommen hat.
19.07 Uhr - ML2,1 in 12 km Tiefe im Süden
19.46 Uhr - ML1,9 in 18 km Tiefe im Süden
20.17 Uhr - ML2,0 in 14 km Tiefe im Süden
00.01 Uhr - ML1,8 in 12 km Tiefe im Golfo

Alles Beben um die ML2,0 und für den Menschen nicht spürbar. Der Untergrund kommt einfach noch nicht zur Ruhe. Auf der Meeresoberfläche sind auch heute keine großen Verfärbungen oder Eruptionshinweise zu erkennen. Es scheint so als sei der Auswurfschlot verstopft.
Bild: Euglenophyta Uni Marburg
Die El Banco Español de Algas (Algen- Datenbank), angeschlossen an das Zentrum der Biotechno- logie Marina von der Universität Las Palmas Gran Canaria (ULPGC), studiert zur Zeit die neuen Arten von Mikroorganismen, die nach dem Unterwasser Ausbruch von El Hierro aufgetaucht sind.
Obwohl es noch zu früh ist über Ergebnisse zu sprechen, sind bereits Verschiebungen der Organismen zu erkennen, so Martel Anthere vom Institut. So sind Arten die direkt nach der Eruption vorhanden waren verschwunden und neue resistente Organismen die sich den geänderten Umweltbedingungen anpassen, neu entstanden. Es bleibt also auch hier in der Mikrobiologie spannend, was die weiteren Forschungsergebnisse noch ans Licht befördern.