Donnerstag, 26. Januar 2012

El Hierro Vulkan - Eldiscreto richtig in Szene gesetzt

News: - 16.49 Uhr Beben im Golfo von 1,9 RSk. in 23 km Tiefe
"Eldiscreto over the World" diesmal richtig in Szene gesetzt von den Wissenschaftlern der Involcan. Daß sich Vulkanologie sehr gut mit Fotografie verbinden lässt, wissen wir schon seit Monaten. Manch ein Fotograf wäre mächtig stolz solche Aufnahmen präsentieren zu können. Nur bekommt er vermutlich nie die Gelegenheit seinen Schnappschuss von so einem extravakanten Hochsitz aus, zu fokussieren. Auch ohne Fischeye Objektiv ist unser Vulkan ein richtiger Farbenkünstler, der es täglich versteht zu faszinieren und sein Antlitz in immer neuem Makup zur Schau zu stellen. Wenige, so glaube ich, haben vor den Ereignissen um El Hierro solch ein Naturspektakel fast Live miterlebt und mitgefühlt. Täglich mit neuen Überraschungen, dreimal schon totgesagt, aber immer wieder auferstanden - ohne bisher überhaupt sein Köpfchen oder nur die Spur seines Haaransatzes zu zeigen. Wie soll das erst werden, wenn er tatsächlich aus dem Meer empor steigt ?
Das überlasse ich jetzt Ihrer Phantasie und wende mich zum aktuellen Tagesgeschehen:

Auch hier war wieder einiges los:
Den gesamten gestrigen Tag kochte und sprudelte der Eldiscreto sein Süppchen weiter. Dabei erschienen auch rauchende Lavaklaster von mehreren Metern Umfang an der Meeresoberfläche. Man spürt nun förmlich wie sich die Austrittsstelle immer näher zur Wasseroberfläche empor arbeitet.
Drei kräftige Beben - das Stärkste und auch für die Anwohner spürbar um 20.22 Uhr von 2,8 RSk, um 17.01 Uhr mit 2,5 RSk. und 17.06 mit 1,8 RSk. Die Erdstöße lagen alle um die Eruptionsstelle in einer Tiefe zwischen 12 und 14 km Tiefe. Auf der AVCAN Grafik (links) sind auch die leichteren Beben der letzten 24 Stunden verzeichnet. Alle lagen im Süden.
Der Tremorverlauf spiegelt im Moment nicht das wahre Geschehen an der Eruptionsstelle wieder. Nach den Aufzeichnungen hat er erst heute Morgen gegen 5.20 Uhr seine Arbeit in bescheidenem Umfange wieder aufgenommen. Ein Blick in die Webcam verrät jedoch, daß Eldiscreto in alter Frische noch wie vor aktiv ist. Es scheint auch heute ein interessanter Tag zu werden.

Mittwoch, 25. Januar 2012

El Hierro Vulkan - noch riesiger Magmavorrat

News: Neuer Erdstoß um 13.00 Uhr von 1,6 RSk. bei Restinga in 13 km Tiefe.
- Die Beben werden heftiger um 17.01 Uhr mit 2,5 RSk. und um 17.06 mit 1,8 RSk. beide  um den Eldiscreto in 14 km Tiefe
- Weiteres Beben um 20.22 Uhr mit 2,8 RSk. in 12 km Tiefe im Süden
Gestern zeigte der Eldiscreto wieder einmal seine ganze Kraft. Es war nach der Oktober Eruption die stärkste sichtbare Aktivität. Stundenlang dampfte und rauchte es über der Eruptionsstelle. Dabei warf er Lavaklaster, Gase und durch die Hitze entstandenen Wasserdampf aus. Durch die über ihm liegende tonnenschwere Wassersäule von noch über 100 m Höhe wird seine wahre Gewalt im Moment noch gebändigt. Auch am Abend kurz vor Sonnenuntergang sprudelte es noch heftig.

Um 20.29 Uhr ereignete sich unter dem Epizentrum in 14 km Tiefe ein Beben von 1,6 RSk.  Der Tremor spielt verrückt und gibt nicht die tatsächlich zu beobachtende Eruptionsaktivität wieder. Auch meine gestern in den Raum gestellte Frage der Gezeitenwirkung scheint sich nicht zu bestätigen. Ein evtl. von Flut und Ebbe abzuleitender Rhythmus war zumindest in den letzten 24 Stunden nicht erkennbar. Der Eldiscreto macht einfach was er will und ist trotz aller Theorien und Mutmaßungen nicht berechenbar und sicher für weitere Überraschungen gut. Auch heute Morgen sind wieder rege Aufwallungen und Gasaustritte auf der Meeresoberfläche zu beobachten.
Das Foto zeigt das Gebiet oberhalb des Eldiscreto an der Straße von La Restinga Richtung dem jetzt gesperrten Tacoron. Hier sind noch deutlich die Spuren früherer Vulkanausbrüche zu erkennen. Diese Gebiete werden auch als "Malpaises" als unfruchtbares Land bezeichnet. Jüngste Schätzungen von Wissenschaftlern des Forschungsschiff Ramon Margalef gehen von einer vom Eldiscreto bisher ausgestoßenen Lavamenge von mehr als 145 Millionen m³ aus. Das entspricht der 12 fachen Menge die 1971 der Teneguia auf La Palma ausgespuckt hatte. Rekordhalter ist aber immer noch der Timanfaya von Lanzarote der in seiner fast 6 jährigen Aktivitätphase von 1730 - 1736 es auf 4 Milliarden m³ Lava brachte.
Lavaformation bei Tacoron
Dass sich auch die Wissenschaft täuschen kann, zeigen die Angaben zum Umfang der ursprünglich angegebenen Magmamassen in der unter dem Golfo liegenden Hauptkammer. Wie der Direktor Joan Marti der CSIS aus Barcelona im Oktober 2011 berechnete, sollten sich ca. 50 Millionen m³ Magma dort befinden. Diese Zahl ist inzwischen überholt. Jetzt geht man nach neuesten Schätzungen von weit über einer Milliarde m³ Magma aus. Vorräte die den Magmanachschub des Eldiscreto für mindestens ein Jahr lang sichern. Man wird sich also wenn diese Schätzungen zutreffen, noch auf einen langen Zeitraum und ein Weiterleben des Eldiscreto einstellen müssen. Erfreulich für Vulkanologen und Naturbegeisterte, aber wahrscheinlich weniger toll für die Bewohner von La Restinga.

Dienstag, 24. Januar 2012

El Hierro Vulkan - rhythmischer Tremor im Gezeitentakt ?

NEWS: Der Tremor hat nach einer Ruhephase um 10.48 Uhr wieder eingesetzt.
Die neuesten Luftaufnahmen der Involcan vom 23.1.12  zeigen die gestrigen Aktivitäten. Vor allem sehr viele Gase stößt unser Eldiscreto im Moment aus. Von einem Abklingen oder gar Erlöschen der Eruption kann also keine Rede sein. Um 12.21 Uhr gab es noch einen Erdstoß von 1,5 RSk. unter dem Vulkan in 12 km Tiefe. Dieses Szenario setzt sich auch heute Morgen weiter fort. Um die Ausbruchstelle kreisen weiter Möwenschwärme auf der vermuteten Suche nach Leckerbissen.  Aus dem Hubschrauber wurde während des Erkundungsfluges auch ein Video gedreht.
Die bereits angesprochenen Tremorintervalle halten an. Eine gewisse Rhythmik von 8 - 12 Stunden ist augenfällig. Warum in diesem Zeitraster von Aktivität und fast absoluter Ruhe die Impulse fast regelmässig auftreten, könnte etwas mit den Gezeiten des Meeres zu tun haben. Durch eine Änderung in den Druckverhältnissen wird vielleicht der Magmafluss zusätzlich angeregt, was dann zu verstärktem Vordringen der Magma mit entsprechenden Zitterbewegungen führt.

In der Diskussion stelle ich immer wieder fest, daß der Begriff "Vulkan" auf unterschiedlichste Weise definiert wird. 
Das Wort "Vulkan" kommt vom römischen Gott des Feuers Vulkanus. Nach ihm ist auch die gleichnamige Äolische Insel Vulcano benannt. In antiker Zeit war dieser Vulkan regelmäßig aktiv und so wurde er als die Schmiede des Feuergottes bezeichnet.

Heute ist die Bezeichnung "Vulkan" eine Definition von Austritten heißem, geschmolzenen Gesteins (oder Schlamm) auf der Erdoberfläche. Meist sind Vulkane auffällige, die Landschaft überragende Berge oder wie beim Eldiscreto, ein noch nicht sichtbarer Unterwasserkegel.
Der Vulkan kann einen oder auch mehrere Vulkanschlote haben (z.B. San Juan mit drei Schloten auf La Palma). Es besteht also immer ein räumlicher Zusammenhang. Der Zeitfaktor spielt dabei keine Rolle. Der gleiche Vulkan kann über tausende Jahre immer wieder ausbrechen.
Gespeist wird der Eldiscreto auf El Hierro wahrscheinlich von der gleichen Magmahauptkammer aus der schon vor Urzeiten seine vielen Vorgänger ihre Magma bezogen haben. Es ist also kein völlig neues Gebilde sondern nur ein neuer Auswurfschacht im Süden.

Das Cabildo (Inselregierung) von El Hierro versucht nun den Eldiscreto werbewirksam ins Bild zu setzen. Unter dem Titel "Vulcanes de Vida" (Vulkane des Lebens) ist ein Video entstanden, das Sie hier einmal begutachten können.


Montag, 23. Januar 2012

El Hierro Vulkan - Lava-Klaster noch 426° heiß

NEWS: 11.32 Uhr - Starke Aktivität über der Eruptionsstelle
             12.21 Uhr - weiteres Beben von 1,5 RSk. in 12 km Tiefe unter Eldiscreto
Ein Beben von 1,6 RSk. heute Morgen um 7.19 Uhr  in 14 km Tiefe läutet die neue Woche ein. Das Zentrum lag (siehe Grafik) unter dem Eldiscreto im Süden. Es sind jetzt wohl seit Wochen nur noch schwache Beben die aber zeigen, daß es im Untergrund weiter grummelt und rumort und die Magma in Bewegung ist. Auf der Meeresoberfläche über dem Eldiscreto sprudelt es weiter unaufhörlich. Ein Blick in die Webcams (rechts) zeigt Ihnen die momentane Situation.
Der Tremor zeichnet zwischen einem ruhigen fast unauffälligen Phasenverlauf, anschließend auch wieder stundenlang heftige Aktivitäten auf. Tremorauf- zeichnungen die man aus den vergangenen Wochen und Monaten so nicht kennt und erst seit drei Tagen immer wieder auftreten. Die Kurve unten stammt von heute Morgen.


Fotos der IGN von letzter Woche zwischen den schwimmenden und plötzlich auftauchenden qualmenden Lavafragmenten. Ein nicht ungefährliches Unternehmen des Rettungsbootes "Adhara de Salvamento Maritimo" um frische Lavaproben zu entnehmen. Direkte Temperaturmessungen an den Lavabrocken ergab immer noch eine Temperatur von +426°, obwohl sie beim Aufstieg im kalten Meereswasser bereits über 100 m zurückgelegt hatten. Infrarot Fernmessungen aus dem Flugzeug "Sasemar 103" zeigten dagegen nur eine leicht Erwärmung der Wasseroberfläche am Eruptionspunkt auf 19,7°. Die Umgebungstemperatur des Meeres lag zum gleichen Zeitpunkt bei 19,0°.
Ein Vulkanausbruch nur 65 km von El Hierro entfernt vor über 40 Jahren. Die Eruption des "Teneguia" auf meiner Insel La Palma im Süden bei Fuencaliente. Obwohl es nur ein harmloser Ausbruch war, zeigt dieses Video (Bild anklicken) eindrucksvoll die Urgewalt eines Vulkan.


Sonntag, 22. Januar 2012

El Hierro Vulkan - und der Eldiscreto sprudelt weiter

NEWS:
... und arbeitet sich Tag für Tag immer ein Stückchen weiter zur Meeresoberfläche empor. Ohne Unterlass oder große Unterbrechungen stößt er aus seinem Vulkanschlot Gase und Lava aus, die ihre Spuren an der Wasseroberfläche hinterlassen.
Gestern hatten wir wieder ein Beben um 11.13 Uhr der Stärke 1,6 RSk. im Inselinnern in der Nähe des Berges Tanganasoga in nur 9 km Tiefe. Auch wenn der Tremor wie heute Morgen wieder scheinbare Pausen einlegt fließt jedoch weiterhin stetig Magma zur Eruptionsstelle in den Süden. Wir können daraus schließen, daß der Förderkanal nun inzwischen so weit geöffnet ist, daß ungehindert das flüssige Gestein aufsteigen kann. Nur bei einem Teileinbruch des Kanal wird gewaltsam das Hindernis aufgeschmolzen und beiseite geräumt, was die explosiven Zitterbewegungen auslöst.


Zur unserer Möwenfrage von gestern habe ich einen interessanten Bericht zum Leben auf Vulkanen bei SCINEXX gefunden. Unter dem Titel "Besondere Lebensgemeinschaft" gebe ich ihn hier auszugsweise wieder:

„Während der Schlot gewachsen ist, hat sich auch die Population der auf dem Vulkan lebenden Tiere erhöht“, berichtet Chadwick. „Noch versuchen wir herauszufinden, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Anstieg der vulkanischen Aktivität und dem der Populationsdichte gibt.“ Die Tiere in diesem ungewöhnlichen Lebensraum, meist Garnelen, Krebse, Seepocken und Schnecken, sind speziell an die hier herrschenden Bedingungen angepasst. „Sie gedeihen in chemischen Bedingungen, die für normale Meerestiere giftig wären. Doch hier ernährt der Vulkan das Leben um ihn herum sogar.“

Die meisten Tiere profitieren von den zahlreichen hydrothermalen Quellen in der Umgebung des Feuerbergs. Denn diese liefern ihnen Nahrung in Form von dichten Bakterienmatten, die die Felsen bedecken. „Es scheint so, dass sich diese diffusen Quellen seit 2006 ausgebreitet haben und mit ihnen auch die Vent-Organismen“, erklärt Verena Tunnicliffe, Biologin der Universität von Victoria. „Es gibt auf dem Vulkan eine große Biomasse von Garnelen, zwei der Arten sind besonders gut an die vulkanischen Bedingungen angepasst.“
Foto: NSF


Garnelen nutzen Vulkan als Nahrungslieferant
“Die Loihi-Garnele weidet die Bakterienmatten mit winzigen Zangen ab, schneidet sie wie mit einer Gartenschere“, so Tunnicliffe. Diese Krebsart war bisher nur von einem kleinen aktiven Vulkan vor Hawaii bekannt. „Die zweite Art weidet als Jungtier zunächst auch, sobald sie jedoch ausgewachsen sind, vergrößern sich ihre vorderen Scheren und sie werden zu Prädatoren. Wir haben an den giftigen Vulkangasen sterbende Fische, Tintenfische und ähnliches auf den Kegel herunterregnen gesehen. Dort wurden sie von den Vulkangarnelen angefallen – eine nette Anpassung an die giftigen Effekte des Vulkans.“ ... weiterlesen
Ein ähnlicher Lebensraum könnte sich auch um den Eldiscreto entwickelt haben, der den Möwen die täglichen Kalorienhappen liefert.