Freitag, 11. November 2011

El Hierro Vulkan - Beben von 4,6 RSk. im Golfo

Ein Beben der Stärke 4,6 auf der Richterskala hat  in der Nacht den Golfo erschüttert. Das war das bisher stärkste Beben aus 21 km Tiefe. Nicht unerwartet, ich hatte bereits gestern darüber geschrieben und vom IGN auch so für möglich gehalten. Das Zentrum lag vor der Küste der Golfoebene. Inzwischen gehen auch Wissenschaftler davon aus, daß sich hier ein neuer Eruptionsschlund öffnen könnte. Es gab noch ein Beben um 18.31 Uhr mit 3,5 RSk. - um 0.32 Uhr mit 2,8 RSt. und um 5.30 Uhr mit 3,1 RSk. Alle zwischen 18 und 24 km Tiefe.
Die Bergstraße, der alte Golfozugang bei El Castano, musste zeitweise wegen Erdrutsch einseitig gesperrt werden. Aber dieses von mir schon lange erkannte Problem ist den regelmässigen Lesern bekannt. Weitere Schäden sind bislang nicht gemeldet worden.
Jetzt geht man davon aus, daß sich unter dem Golfo zwei Magmakammer in 19- 23 km und eine weitere in 10- 15 km befinden. Die Verbindung dieser Magmakammern mit einander mit mehreren Milliarden qm³ Magma findet wahrscheinlich im Moment statt.
Der Tremor zeigt heute Morgen einen recht ungewöhnlichen Verlauf. Zeitliche Unterbrechungen und starke Ausschläge dürften auf neue Aktivitäten hinweisen. Im Süden bei Restinga blieb es ruhig. Auch ist dort die Gaskonzentration etwas zurück gegangen.

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Donnerstag, 10. November 2011

El Hierro Vulkan - Die Menschen

Die Lage auf El Hierro ist unverändert. Kleine Beben im Golfo und leicht ansteigender Tremor mit Zitterphasen.
Heute ist Vollmond - auf Lebewesen hat der Vollmond Einfluss. Ob es auch Auswirkungen auf einen Vulkan haben kann, werden wir heute Abend sehen. Wer sich dafür interessiert hier der Link zu den Mondphasen

Die Kanarische Regierung hat ein finanzielles Sofortprogramm für die von der Evakuierung betroffenen Menschen von Restinga beschlossen. Damit hat der Kanarenpräsident Paulino Rivero ein Versprechen eingelöst, das er vor einigen Tagen auf El Hierro den Betroffenen gegeben hatte. Inwieweit das auch schnell in die Praxis umgesetzt wird, ist eine ganz andere Sache. Auf La Palma warten heute noch Geschädigte auf die vor über zwei Jahren während der Waldbrand Katastrophe zugesagten Hilfen.

Noch eine Bitte an Bewohner von El Hierro - Anfang nächster Woche wird "Unser Mann vor Ort" auf El Hierro eintreffen, um über die Situation und die Menschen vor Ort direkt zu berichten und auch zu schauen ob und wie El Hierro geholfen werden kann.
Wer auf El Hierro wäre bereit ihm in den ersten Tagen etwas unter die Arme zu greifen und mit Dolmetschen, Unterkunftssuche und bei evtl. Anlaufproblemen zu helfen. Angebote bitte mit Tel.Nr. an mich Lapalma1@web.de - Vielen Dank.


Da wahrscheinlich die wenigsten unserer Leser El Hierro und seine Einwohner kennen, möchte ich heute den Ruhetag nutzen, etwas über die Menschen und ihre Geschichte aus meinem El Hierro-Buch zu zitieren. Es dient vielleicht mit seinem Einblick in die Vergangenheit und Gegenwart zum besseren Verständnis:


Die Einwohner El Hierros, die Herrenos, sind weltoffene Menschen. Viele Nationalitäten leben hier gemeinsam und friedlich auf dieser kleinen Insel.

Viele Schicksale haben vor allem Menschen aus Südamerika nach El Hierro geführt. Alle fühlen sich als Herrenos und sind stolz auf ihre Insel.
Neben der Altbevölkerung, die größtenteils aus Festland Spanien stammt, finden wir Zuwanderer aus Venezuela, Kuba, Ecuador, Argentinien und Kolumbien. Auch die Neu- Zuwanderer aus Nordeuropa, vor allem aus Alemania und der Schweiz fallen auf.

Wie auf allen kanarischen Inseln ist der Anteil der Südamerikaner sehr groß. Fast jede Familie hat einen Bezug nach Südamerika. Das hängt damit zusammen, dass in früheren Jahren und Jahrhunderten Auswanderungswellen vor allem nach Venezuela erfolgten. Ob das hier auf El Hierro regenarme Jahre mit Ernteausfällen oder sonstige Katastrophen waren, die viele Herrenos zur Auswanderung trieben.

In früheren Jahren führte die meist genutzte Verbindung per Schiff Richtung Südamerika über die Kanaren. Die Emigranten nahmen diesen Weg um im gelobten Land ihr Einkommen und vielleicht auch Glück zu finden. Mit oft abenteuerlichen kleinen Segelbooten wurde die Überfahrt Richtung Venezuela und Kuba gestartet. Viele erreichten ihr Ziel nie. Meist waren es nur die Männer die sich auf den Weg Richtung Amerika machten. Frau und Kinder wurden alleine zurückgelassen. Von vielen Männern verlor sich dann ihre Spur, ob gewollt oder ungewollt - das ist die Frage.

Die letzte große Auswanderungswelle erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg um 1950. Viele Emigranten kehrten nach Jahren, teilweise nach Jahrzehnten oder auch erst die nächste Generation als gemachte Leute in ihre Heimat zurück. Sie hatten es in Venezuela und den Nachbarländern zu Reichtum gebracht. Nicht alle, aber doch einige. Sie lebten dort als Farmer oder Tierzüchter.
Heirateten dort eine einheimische Frau und gründeten eine Familie. Durch politische Veränderungen und durch die Zunahme der Kriminalität sahen sich viele gezwungen, zurück in ihre alte Heimat zu gehen. Man kann davon ausgehen, dass fast jede Familie eine verwandtschaftliche Beziehung nach Südamerika hat.

Durch die Rückkehr der Immigranten wurden Sitten, Bräuche und Musik von Südamerika nach El Hierro mitgebracht. Auch hat sich im Verlauf der Zeit ein eigenes Dialekt, mit südamerikanischem Slang, heraus gebildet.
Besucher, Ausländer also Gäste werden von den Einheimischen mit Respekt und Höflichkeit empfangen. Man ist hilfsbereit und versucht dem Gast den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Die Herrenos halten aber Abstand und beobachten den Fremden ganz genau.

Die Insulaner nehmen nicht alles ganz so genau, wie mancher Deutsche das aus seiner Heimat gewohnt ist. Auch sind die Herrenos vielleicht nicht so weit bereist oder haben nicht den Wissensstand eines Nordeuropäers.

Sie sind jedoch nicht dumm. Viele Dinge beherrschen sie, von denen Sie keine Ahnung haben. Sie schaffen großartige Sachen mit geringsten Mitteln.

In den letzten 15 Jahren hat der Fortschritt, ob positiv oder negativ, viele Herrenos in die Neuzeit katapultiert. Es gibt nun die überall Strom und Fernsehen, fast jede Familie hat Telefon und ein Handy, es gibt gute ausgebaute Straßen, einen modernen Flugplatz und fast alle Konsumartikel wie in der so genannten modernen Welt. In Nordeuropa hat man dafür 50 Jahre gebraucht, hier ging das in nur wenigen Jahren. Dass dadurch Einige noch unter dem Konsumschock stehen, ist sicher leicht nachvollziehbar.

Kinder sind das ein und alles der Herrenos. Heute sind auch hier die Familien kleiner geworden. Drei oder vier Kinder sind normal. Früher hatte eine Familie 8-10 Kinder. Herrenos lieben ihre Kinder und auch fremde Kinder. Wenn Sie also mit Kinder reisen werden sich die Tore schneller öffnen.

Kinder werden überall mithin genommen. Ob ins Restaurant oder abends auf die Fiesta. Es ist keine Seltenheit das fünfjährige Kinder um Mitternacht mit ihrer Familie noch unterwegs sind. Das ist hier völlig normal.

Auch die Essgewohnheiten haben sich verändert - bei Klein und Groß. Gab es früher Gofio (geröstetes Mehl) und Potache (Eintopfgericht) und dazu einen Becher Milch oder Wasser, sind es heute die so genannten modernen Lebensmitteln. Chips und Pommes, Coca-Cola und jede Menge Süßes.
Fortschritt bringt halt nicht immer nur Segen.

El Hierro Vulkan - unter Beobachtung


Diese eindrucksvolle Aufnahme der INVOLCAN aus einem Guardia Civil Helikopter vom Dienstag Nachmittag möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Es ist der bisher aktivste Schlot im optischen Sichtbereich vor der Restinga Küste. Seit gestern ist er eingeschlafen. Berichtet wird heute nur von einem leichten "Blubbern" und dem Aufsteigen von Gasblasen. Die Spitze des Schlotes dürfte sich keine 100 m unter der Meeresoberfläche befinden. Der Ausstoß von Lava und Gase am Dienstag bis in 25 bis 35 m Höhe lässt eigentlich keinen anderen Schluss zu. Er kommt nun in die kritische Phase. Bei einem erneuten Schub wird mit dem Meereswasser sehr viel Wasserdampf produziert. Wasser vergrößert beim Übergang in Dampf sein Volumen um das 1700 fache (wenn ich in Physik richtig aufgepasst habe) und erzeugt eine explosive Eruption.
Die anderen Eruptionsstellen geben im Moment keine neuen Lebenszeichen von sich.

Seit gestern gibt es auch eine neue hochauflösende Webcam. Der Standort liegt etwas oberhalb von Restinga. Gestern war sie völlig überlastet, darum erst heute der Direktlink. Es ist das Bestreben der privaten Betreiber "IloveSanta Cruz" (ein Dankeschön) aus dem Standbild auch noch ein Livebild zu erzeugen.


Wie aus der aktuellen Bebenstatistik der IGN ersichtlich halten die Erdstöße im Golfo weiter an. Das stärkste Beben gestern Abend um 18.41 Uhr mit 3,1 RSk. Der Tremor (aufsteigende Magma) läuft mit etwas gebremstem Tempo weiter. Die Warnung des Katastrophenstab vor einem Beben bis zu 4,6 RSk. im Golfobereich bleibt bestehen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, ob und wann es dazu kommt.

Mittwoch, 9. November 2011

EL Hierro Vulkan - Öffentlichkeitsarbeit Fehlanzeige

Die Beben im Golfo halten an. Um 10.39 mit 2,9 RSk. in 21 km und um 12.33 Uhr mit 2,7 RSk. in 16 km Tiefe. Der Tremor ist zurückgegangen, was aber mit der Neujustierung der Messgeräte auch zusammen hängen kann. An der Ausbruchsstelle ist es ruhig geworden. Aber lassen wir uns nicht täuschen, es kann sehr schnell wieder aufleben. So sind einfach die Vulkane.

Nach wie vor gibt es keine vernünftigen Bilder von den Ausbruchsaktivitäten des gestrigen Abend.
Die offiziellen Stellen stellen sich einfach stumm.
Das einzige Video das freigegeben wurde stammt von gestern Nachmittag, also vor dem eigentlichen Ausbruch.


Nach Meldungen will die Inselregierung in Zusammenarbeit mit der Telefonica zwei Webcams mit dem nötigen Servervolumen in Restinga installieren. Ob es dazu kommt und wann, steht noch in den Sternen. Schon vor Wochen wurde dies schon einmal versprochen und bis heute nicht umgesetzt.

Eigeninitiative ist jetzt gefragt. Mit etwas Glück haben wir vielleicht bald unseren eigenen Live Reporter vor Ort, der uns direkt und ohne große Umwege News, Fotos und Videos liefert. Aber bitte noch ein wenig Geduld - wir arbeiten daran.


.Viele tote Fische wurden gestern im Küstenbereich um La Restinga angespült. Sie waren nach den ersten Eruptionen vor 3 Wochen wieder zurückgekehrt und wohl von den neuen Ausbrüchen überrascht worden. Anderst als beim ersten Ausbruch starben sie nicht an Druckverletzungen. Die wahrscheinliche Ursache war dieses Mal Sauerstoffmangel durch die hohe Gaskonzentration im Wasser.

El Hierro - Vulkanausbruch

Nun ist es also soweit. Gestern Abend, kurz vor Sonnenuntergang, ist der wochenlang erwartete Vulkan im Süden ausgebrochen.
Bis zu 35 Meter hoch soll er Dampf, Gas und Lava ausgespuckt haben. Die Eruptionen erfolgten im 15 min. Abstand. Wegen der einbrechenden Dunkelheit stehen zumindest bis jetzt, keine Fotos zur Verfügung. Auch die Liveberichterstattung im Canarias TV war dürftig.

Der neue Vulkan liegt ca. 800 bis 1000 m südwestlich vor Restinga.


Diese Aufnahme aus dem TV Canarias zeigt den Beginn des Ausbruchs. Berichtet wurde von einer hohen Konzentration von wahrnehmbaren Vulkangasen um die Ausbruchsstelle.

Die Aufzeichnung des Diagramms der INVOLCA zeigt die starke Zunahme der Schwefelwerte kurz vor der Eruption.









Der Tremor (Magmaaufstieg)  hat wieder zugenommen und versorgt den Vulkan weiter kräftig mit neuem Material. Die Erdbeben im Golfobereich wurden in der Nacht stärker.
Um 22.58 Uhr ein Erdstoß mit 3,7 auf der Richterskala in 21 km Tiefe und um 4.15 Uhr mit 3,0 RSk. auf 16 km. Diese Beben auf der Westseite der Insel sind schwer einzuschätzen. Unter dem Golfo liegt die Hauptmagmakammer. Der Ausbruch jetzt im Süden ist ein abzweigender Seitenschlot. Ob die andauernden Erdstöße auch einen Magmaausgang direkt im Golfo schaffen, wird sich in den nächsten Tagen noch zeigen.
Sobald neue Informationen und Bilder zur Verfügung stehen, werde ich sie hier einstellen.