Mittwoch, 26. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Weitere Entwicklung ungewiss

Auch in der vergangenen Nacht hielt die Bebenserie im Golfo an. Insgesamt hat sich die Intensität verstärkt. Die meisten Beben lagen um 2,5 RSK. Der kräftigste Erdstoß erfolgte um 7.07 Uhr mit 3,1 auf der Richterskala.
Selbst die Geologen können sich so manche Vorgänge die im Augenblick ablaufen nicht schlüssig erklären.
Die grünen Punkte kennzeichnen die Beben der vergangenen Wochen. Die rötlichen Punkte, im Norden, die Beben der vergangenen Stunden. Insgesamt zeichnen die Punkte die ungefähre Lage und Größe der Magmakammer wieder. Wir sehen , daß der Umfang der Magmakammer vom Süden unter der Insel hindurch bis weit ins Meer vor dem Golfotal reicht. Die letzten Beben dürften auch ungefähr den Ausbruchschlot des Urvulkan kennzeichnen.
Interessant ist die Tiefe der Beben. Lagen sie in den vergangenen Wochen alle um den Bereich von ca. 10 km Tiefe, so sind die Jüngsten (Rot) jetzt in ca. 20 km Tiefe vorzufinden. Es bleibt zu vermuten, daß hier der Zufluss von neuer Magma aus dem Erdinneren Richtung höher liegender Magmakammer erfolgt.

Wie sagte heute am Morgen ein Wissenschaftler: Alles im Untergrund ist momentan in Bewegung. Ein Rückschluss auf die Entwicklung der nächsten Tage, wäre reine Spekulation.  Dem möchte ich mich auch anschließen - es bleibt wissenschaftlich spannend, für die Anwohner aber leider weiter ungewiss.

Dienstag, 25. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Kraterdurchmesser von 120 m


Jetzt steht es fest. Die Eruption im Süden bei Restinga war nicht nur ein kleiner Seitenschlund mit einer Krateröffnung von 1m².
Heute wurde festgestellt, daß es sich um einen richtigen großen Vulkan mit einem Kraterdurchmesser von 120 m handelt. Die Basisbreite des neuen Vulkan beträgt 700 m und seine Höhe zur Zeit 100 m. Er liegt mit seinem Sockel in 300 m Tiefe. Die Vulkanspitze also noch 200 m unter dem Meeresspiegel.
Die Lage ist aus obiger Infarotaufnahme der IEO ersichtlich. Besseres Bildmaterial soll morgen verfügbar sein.
Die Fachwelt staunt und die Politiker lassen sich beglückwünschen.
Ermöglicht wurden die Vermessungen durch den Einsatz des ROV Roboter Liropus. Zusammen mit seinem Mutterschiff Ramon Margalef und hochqualifizierten Menschen an Bord ist er seit Montag auf Exkursion.
Heute galt er für zwei Stunden als verschwunden. Dies wurde später dementiert bzw. der ROV wurde inzwischen wieder eingefangen.

Eine Satellitenaufnahme von Rapideye zeigt das ganze Ausmaß des grünen Teppich auf der Meeresoberfläche. Die Aufnahme wurde vor einigen Tagen geschossen. Auch hier im Vulkangebiet im Süden gab es heute wieder einige Erdstöße. Auch im Golfotal kommt die Magmakammer nicht zur Ruhe. Eine Reihe von Beben bis 2,7 RSk um 17.37 ließ die Bewohner aufhorchen. Auch wenn jetzt einige Medien das Ende der Beben herbeischreiben und beerdigen wollen, - wir befinden uns noch mitten drin.

El Hierro Vulkan - leichte Entspannung angesagt

Auch in den vergangenen 12 Stunden war das Golfotal Zentrum der Beben. Da alle Erdstöße ihren Ursprung in 18 - 22 km Tiefe haben, vermuten jetzt auch Vulkanologen, daß die Magmakammern sich mit neuem Material auffüllen. Die stärksten Beben mit 2,4 und 2,6 auf der Richterskala erfolgten um 3.40 bzw. 5.13  Uhr. Da der Magmaaufstieg (Tremor) unvermindert anhält ist äußerste Wachsamkeit angesagt. Die Wissenschaftler beobachten die Entwicklung rund um die Uhr. Eine Aussage was als nächstes passieren könnte, ist nicht möglich. Alle Optionen sind offen.

Im Süden dagegen ist Entspannung angesagt. Die Eruptionsstelle hat laut IGN Frau Carmen Lopez fast keine Aktivitäten mehr zu verzeichnen. Dies ist aber normal und  häufig bei Vulkanen beobachtet worden. Ruhepausen von Tagen, die sich auch über Monate hinziehen können, sind möglich.
Das noch zu beobachtende und an die Meeresoberfläche hoch gespülte Lavamaterial sinkt nach einigen Stunden, sobald es genügend Wasser aufgenommen hat, wieder zum Meeresgrund ab.

Bei jedem Ausbruch entstehen durch die Lava neue Gesteins-Mischungen, die natürlich auch einen Namen brauchen. Im Gespräch ist das neue Lavagemisch "Restingolitas" zu taufen. Wenn schon keine neue Insel, dann dafür aber ein neuer Stein.

Der ROV Tauchroboter ist seit gestern im Einsatz. Für Morgen werden erste Bilder, vielleicht auch ein Video, von der Eruptionsstelle erwartet.
Wie ein Roboter die Unterwasserwelt sieht, vermittelt dieses Video.


Montag, 24. Oktober 2011

El Hierro Vulkan - Was kommt nun ?

Das Zentrum der Erdstösse auch im Laufe des Tages, das Golfogebiet.

Um 9.26 Uhr ein Beben der Stärke 2,5 RSk. und um 15.11 Uhr von 2,9 RSk. Dazwischen noch weitere kleinere Beben. Es kristalliert sich immer mehr heraus, daß der Schnittpunkt der Beben, ca 1km vor der Küste der alte Vulkanschlund der Vorzeit sein könnte.
Auffällig ist die Beben-Tiefe von ca. 20km. Waren es doch bei Beginn der Aktivitäten vor Wochen hier Beben in 10km Tiefe. Warum sich nun die Beben in tieferen Zonen abspielen, kann uns vielleicht ein Experte erklären. - Danke.

Ich könnte mir gut vorstellen, daß bei Zunahme der Bebenstärke in den nächsten Tagen,  der Golfotunnel wieder gesperrt wird.
Was hören wir von offizieller Seite: Der Präsident von El Hierro hat erklärt, dass die aktuelle Situation sich viel länger als erhofft  hinziehen kann und Ruhe bewahrt werden soll.

aus La Gaceta

Diese sehenswerte Darstellung der Unterwelt von El Hierro in der spanischen Zeitung "La Gaceta" verdient einen Blick. Aus der Blickrichtung von Norden sehen wir rechts den steil unter den Meeresspiegel abfallende Golfo. Dort wo sich die bunten Punkte befinden ist die Talebene von La Frontera. Dieser Bereich ist im Moment von den Beben betroffen.
Links als langgezogen Unterwasser Bergkette eingezeichnet, befindet sich die jüngste Eruptionsstelle vor Restinga.
Als Unterband die um El Hierro vorkommenden Fischarten.

El Hierro Vulkan - Krisenmanagement

Die Sonntagsruhe scheint beendet. Seit letzter Nacht setzen wieder verstärkt Beben ein. Die letzten kräftigeren Erdstöße erfolgten um 6.04 Uhr mit 2,5 und um 6.41 Uhr mit 2,4.
Auf der Verlaufstatistik ist das Ansteigen gut zu erkennen. Die Grafik täuscht allerdings, da seit der Eruption das starke Hindergrundrauschen des Tremor alle Erdstöße unter 1,5 fast verschluckt und nicht ausgewiesen werden können.






Hier habe ich eine simple und leicht verständliche Grafik der Uni Frankfurt zur Ausdehnung, auch Wölbung oder Blasenbildung, der Erdoberfläche vor einem Vulkanausbruch gefunden. Achten Sie bei Bild 1 auf den sog. Tiltmeter. Die Magmakammer füllt sich und braucht mehr Raum, die Erdoberfläche wölbt sich, auch Inflation genannt (Bild 2). Es erfolgt die Eruption und die nun entleerte Magmakammer füllt sich wieder mit zurück fließender Magma oder Gestein auf. Das nennt man Deflation. Zurück bleibt ein Vulkankrater oder im Extremfall eine große Caldera (Senkkrater) wie hier auf La Palma.
Genau dieser Vorgang erfolgte auf El Hierro vor Beginn der Eruption im Süden. Gemessen wird das mit genauen GPS Geräten. Nun beobachten wir wieder ein leichtes Ansteigen der Inflation. Die Magmakammer füllt sich aus dem Erdinnern auf und das verursacht wahrscheinlich die Beben im Golfotal.

Heute hat sich auch die Kanarische Presse des Missmanagement und der schlechten Informationspolitik des Krisenstabes (Pevolca) angenommen.
Die Diario de Avisos, eine der größten Zeitungen schreibt sinngemäß:

"Mehr als ein Dutzend guter kanarischer Wissenschaftler kann die Vulkaneruption nur aus der Ferne als Zuschauer und am Bildschirm tatenlos mit verfolgen. Sie wurden nicht gefragt oder in den Krisenstab nach El Hierro eingeladen.
Glauben Sie nicht, daß ein Ozeanologe über die vielleicht giftige Zusammensetzung des Meereswasser Auskunft geben kann? Oder ein Biochemiker Spezialist auch für Gas ist? Alle wurden sie nicht gefragt und vom Katastrophenstab einfach ausgeschlossen.

Einzig das Nationale Geographische Institut (IGN) wurde herangezogen. Sie haben bisher zweifellos gute Arbeit verrichtet. Aber mit den richtigen Spezialisten wären manche Entscheidungen besser und vor allem schneller möglich gewesen.
Die Unterwasser Hydrophone (Mikrofone) wurden zu spät montiert. Es fand lange Zeit keine Zusammenarbeit mit dem Spanischen und Kanarischen Institut für Meereswissenschaft statt.
Es ist eine Krise in der Krise, wenn Personalentscheidungen nicht nach Sachzwängen sondern nach sonstigen Abwägungen vorgenommen werden." - Ende des Zitat-

So läßt sich auch erklären, warum ein leistungsfähiges Forschungsschiff wie die "Margalef" erst seit heute im Einsatz ist. Auch die nicht nachvollziehbaren Entscheidungen um Restinga oder den Golfotunnel werden nun klarer.
Im Katastrophenstab sitzen meist Politiker aus Cabildo, Gemeinden, Militär und Hilfsorganisationen. Die oder der Wissenschaftler vom IGN hat nur eine beratende Funktion. Die Entscheidung treffen noch immer die Politiker und so ist es auch mit der Informationspolitik.
Auch die Laprovincia schlägt in die gleiche Kerbe und kritisiert die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Institutionen und die Verwirrung der Behörden. Es gab bisher mehr Fragen als Antworten.
Auch manch schockierende Erklärung wie die Antwort des Sprechers der IGN auf die Frage eines Journalisten zum Stand und der weiteren Entwicklung der Vulkanaktivität, antwortet der Volcanólogo Ramon Ortiz : "Fragen Sie den Vulkan". Dies ist keine vertrauensbildende Öffentlichkeitsarbeit und läßt an der Kompetenz Zweifel aufkommen.
Hier rufe ich noch einmal eine Mail eines Lesers in Erinnerung der schrieb:

Leider muss ich immer wieder feststellen,dass die Behörden entweder keine,verspätete oder sehr abgeschwächte Informationen heraus geben. Mich versetzt diese Tatsache viel mehr in Angst, als das eigentliche Geschehen. Panik entsteht durch Unwissenheit und nicht durch Aufklärung"