Samstag, 15. Oktober 2011

Explosiver Vulkanausbruch in den nächsten Stunden


Soeben hat die Kanarische Regierung in einer offiziellen Mitteilung den bevorstehenden Ausbruch eines explosiven Vulkan in flachem Wasser bei Tacoron bestätigt. Die Eruption soll in nur 150m Wassertiefe erfolgen. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen.

Alle Katastrophen- und Sicherungkräfte setzen nun die geplanten Maßnahmen um. Sie gab den Befehl alle Zugänge zu La Restinga komplett zu schließen und den Luft- , Schiffs- und Straßenverkehr in diesem Bereich zu verbieten.

Sobald ich neue Informationen habe, melde ich mich.

El Hierro Vulkan - Lava kommt an die Meeresoberfläche

Die Hubschrauberbesatzung hat im Eruptionsgebiet von Restinga erstmals qualmendes Lava an der Wasseroberfläche geortet. Vieles deutet daraufhin, daß sich ein neuer Schlot in 120 - 150m Tiefe geöffnet hat. Es wurde eine Flugverbotszone erlassen. Das Forschungsschiff wurde in den Hafen zurück beordert. Die Sperrzone an Land wurde vergrößert.

Vulkan - jetzt wird einiges klarer

Um die Lage der Kanarischen Inseln besser verstehen zu können, schauen Sie sich einmal die Grafik an. Sie ist wohl nicht maßstabgetreu, zeigt aber deutlich, daß der größte Teil der westlichen Inseln und dazu gehört auch El Hierro, unter dem Meeresspiegel liegt. Nur die Inselspitzen ragen über die Wasserober- fläche. Die Meerestiefe zwischen El Hierro und La Palma liegt z.B. bei ca. 3500m.

Nach dem Instituto Geográfico Nacional (IGN), ist die Meereseruption von El Hiero eine sogenannte Spalteneruption. Das bedeutet, dass sie sich nicht an einem genau definierten Punkt abspielt, sondern auf einer Linie.
Die fragliche Spalte befindet sich in S-N Richtung und verläuft vom südlichen Meeresteil bei Restinga unter der Insel hindurch bis weit über das Golfotal hinaus. Die Länge wird mit 20 - 30 km definiert.
Dies ist der Grund warum die Vulkanologen vom IGN für den Moment nicht ausschliessen wollen, dass die vorhandene Spalte einen oder auch weitere Eruptionspunkte entwickelt, die dann auf der Insel selbst liegen können. Diese neuen Eruptionen können stärker und wesentlich gefährlicher werden.

Inzwischen hat sich auch die Verformung verstärkt, wie jüngste GPS-Messungen ergaben. Durch den ansteigenden Druck in der Magmakammer hat sich eine Art Blase entwickelt, die den betroffenen Inselteil um 35mm angehoben hat. Auch die Lage zu den Nachbarinseln hat sich um einige cm verändert.
Den Wissenschaftlern bleibt im Moment nichts anderes übrig, als aufmerksam das Naturgeschehen zu beobachten und rechtzeitig zu warnen.
Inzwischen wurde man auch bei der Suche nach einem Unterwasser-Roboter fündig. Der ursprünglich anvisierte französische Roboter der France Telecom Marine, kam nicht wegen mangelnder Eignung zum Einsatzort, so wie es offiziell zu hören war. Tatsache ist, daß weder die spanische noch die kanarische Regierung für eine evtl. Beschädigung oder den Verlust haften wollten, worauf der Betreiber ein Engagement ablehnte. Der neue Unterwasser-Roboter, auch ROV (Remotely Operating Vihicle) genannt, ist ein Liropus 2000 und gehört dem Ozeanographischen Institut in Barcelona, also einer staatlichen Einrichtung. Er wurde erst vor wenigen Monaten für 1,4 Mill. Euro angeschafft, taucht locker 2000m tief und ist bisher, außer zu Testzwecken, noch nicht eingesetzt worden. Mit seiner hochauflösenden Kamera und einer Beleuchtungsanlage von 17.000 Lumen erhoffen sich die Wissenschaftler genaue Einblicke in die entstandene Vulkanspalte zu gewinnen. Mit seinem Greifarm kann er auch Lavaproben aus großer Tiefe einsammeln.



Das Mutterschiff "Ramon Margalef", Kostenpunkt 18 Mill. Euro, dient als Leit- und Kontrollzentrum. Auf ihr haben 11 Forscher und 12 Besatzungmitglieder Platz. Wenn wir schon bei den Kosten sind: Ein Einsatztag wird mit 15.000 € veranschlagt. Diese Einsatzeinheit wird aber noch einige Tage auf sich warten lassen. Die "Margalef" liegt zur Zeit noch im Hafen von Viego in Nordspanien und wird frühestens Mitte nächster Woche vor El Hierro einlaufen. Es stellt sich natürlich nun die Frage, warum man sich nicht bereits vor Wochen um einen geeigneten und verfügbaren ROV gekümmert hat. Aber das ist hier halt einmal so!

Absperrung oberhalb von La Restinga/ Foto: Leser Detlef Walter
Erstmals durften heute die Bewohner von La Restinga für eine Stunde in ihre Häuser zurückkehren, um notwendige Dinge zu holen. Bei der überstürzten Evakuierung blieb Ihnen vor einigen Tagen dafür keine Zeit. Übereinstimmend berichteten sie von einem penetranten Schwefelgeruch in den Straßen des Ortes und verstehen nun langsam, warum ihr Ort evakuiert werden musste.  

El Hierro Vulkan - weitere Erdbeben


Die Vulkansituation heute Morgen zeigt keine großen Veränderungen zum Vortag. Wieder gab es eine Reihe von Beben. Das Stärkste mit 2,7 auf der Richterskala um 3.52 Uhr im Süden. Jeder rote Punkt kennzeichnet einen Erdstoß innerhalb der letzten 24 Stunden. Ein klares Zentrum der Beben ist nicht auszumachen. Beunruhigend sind die nun wieder verstärkt auftretenden Erdstöße im Norden vor dem Golfotal. Die Punkte zeigen in etwa die Umrisse der Magmakammer im Untergrund, die sich von Süden nach Norden erstreckt. Ein besonderes Augenmerk verdient der  Punkt im Inselinnern, oberhalb des Golfo-Kraterrandes. Diese exponierte Stelle um den Berg Tanganasoga, - ich habe davon schon mehrfach geschrieben - könnte im Falle einer Eruption einen gewaltigen Erdrutsch auslösen, mit fatalen Folgen für das darunter liegende Golfotal.
Damit Sie einen Eindruck von den steilen Felswänden die über 1000m in den Himmel ragen bekommen, eine Aufnahme direkt aus dem Kraterkessel. Rechts auf meinem Buchcover ein Gesamtüberblick über den Halbkrater. Inzwischen haben auch offiziele Stellen anscheinend die Gefahr erkannt und drei Geologen vom Instituto Geologie y Minero mit der Untersuchung über die Abrutschgefahr dieser Steilhänge beauftagt. Auch das IGN schließt inzwischen nicht mehr aus, daß in den nächsten Tagen Erdbeben von 4,0 und mehr Erdrutsche und Steinschlag auslösen können.
Die Gaskonzentration, insbesondere die C0² Werte, über den Eruptionstellen im Süden sind stark angestiegen. Die beobachtete Meeresverfärbung von grün auf gelb-braun ist wahrscheinlich auf einen jetzt erhöhten Bimssteingehalt des Meereswasser zurück zuführen. Dies zeigt, daß die Vulkanschlote inzwischen nicht nur Gase, sondern jetzt auch Lava ausstoßen. Genauere Ergebnisse werden die Vorort-Untersuchungen des gestern Abend eingetroffenen Forschungsschiffes aus Gran Canaria ergeben. 
Das Armee Patroullienboot "Medas"  wird die Einhaltung der 4 Meilen Sperrzone rund um die Eruptionsstellen überwachen. Soviel zunächst, weiteres im Laufe des Tages.  


Freitag, 14. Oktober 2011

Vulkan - Freud und Leid

oder meine philosophische Zwischenbemerkung

Über die Menschen habe ich bisher noch wenig erzählt. In fast allen Medien ist die letzten Tage über den oder den kommenden Vulkan auf El Hierro berichtet worden. El Hierro ist in aller Munde.

Der eine freut sich, der andere überlegt seinen Urlaub zu verschieben oder ein anderes Urlaubsziel zu wählen, viele beobachten nur die spannenden Ereignisse auf der Insel, andere erfasst Angst und wieder andere fühlen sich ruiniert.

Wie bei vielen Dingen im Leben, so gibt es auch zur Zeit auf und um El Hierro - Licht- und Schattenseiten und unterschiedliche Emotionen.

Fangen wir einmal mit denen an, die sich über einen Vulkanausbruch freuen.

Das sind zweifelsohne die Wissenschaftler. Genau die Vulkanologen, Geologen, Geographen, Mineralogen, Geochemiker und Geophysiker. Ob mit Studium oder Autodidakten und Hobbyfreaks. Einfach alle die sich von einem Vulkan faszinieren lassen.
Dann haben wir noch die Pressevertreter, Fotographen und vielleicht auch der Würstchenverkäufer, die sich einen guten Artikel, ein Foto oder einfach nur Umsatz erhoffen.
Für einen Wissenschaftler ist das Miterleben einer Vulkan-Geburt der absolute Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn. All sein jahrelang erworbenes theoretisches Wissen, kann er nun natural am lebenden Objekt auf Tauglichkeit überprüfen und seine visuelle Bestätigung mit seinen theoretischen Vorhersagen abgleichen. Neue Erkenntnisse gewinnen und die Wissenschaft weiter entwickeln. Vielleicht geht er auch in die Geschichte als Genie ein.
Wann hat er schon die große Möglichkeit so eine Sternstunde direkt vor Ort Live mitzuerleben. Vulkanausbrüche gibt es wohl häufiger, aber die Entstehung eines gänzlich neuen Vulkan, das gibt es nur bei uns auf den Kanaren (zumindest zur Zeit).  

Der „verrückte Wissenschaftler“ weicht im Allgemeinen ja auch erheblich von der gesellschaftlichen Norm ab. Dies ist schon seit der Antike ein Kennzeichen des eigenbrötlerischen Philosophen oder des zerstreuten Gelehrten.
Wir wissen auch, daß Milliardenschwere Flugzeugtechnik, Flugleitsysteme, Lotsen und Bordcomputer nichts hilft, wenn Mutter Erde es plötzlich einfällt, sich ziemlich störrisch zu verhalten und Dampf ablässt. Die Folge für das durchtechnisierte moderne Leben: Ein paar Stunden reichen aus und am Himmel herrscht plötzlich Ruhe. Das Beispiel Island hat es gezeigt. Lassen wir also die Wissenschaft sich freuen und Wirken zum Wohle Aller.

dann haben wir noch diesen der Aktion braucht

Auf etwas mehr Spektakel hatten sie schon gehofft, die Bewohner von El Hierro. Sagt jedenfalls Pucho Padrãn, der Wirt des Restaurants 'Don Din 2' in La Frontera, einer der drei Gemeinden des Eilands. Seit Mitte Juli hat die Erde hier 9972 Mal gebebt, als wollte sie den Bewohnern der Insel erstens in Erinnerung rufen, dass selbige vulkanischen Ursprungs ist und - zweitens - der Vulkan auch mal wieder ausbrechen könnte. Es geschah dann auch. Aber fünf Kilometer vor der Küste, vor dem Ort La Restinga, in tausend Meter Tiefe, am Montag gegen vier Uhr morgens, wie die Behörden am Dienstag auf einer Pressekonferenz bestätigten. Es machte nicht mal richtig blubb. 'Wir sind sehr enttäuscht', sagt Gastronom Padrãn: 'Man hat ja gar nichts gesehen.' - weiterlesen in Süddeutsche.de

und den Verzweifelten

Aus einem offenen Brief an das Nachrichtenmagazin "Spiegel-Online"
liebe Journalisten:
danke für Ihre Berichterstattung.
UND
sind Sie sich eigentlich klar darüber, welchen wirtschaftlichen Schaden Sie der Insel EL HIERRO zufügen?
Ich habe ein kleines ländliches Hotel (Name - es wurde kürzlich im Zeitmagazin als Geheimtipp genannt ) 
Bei mir haben bis Dezember alle Gäste abgesagt; hier im Golfo Tal mussten viele Restaurants schließen.
Die Presse berichtet sensationslüstern, schreibt wenig abgewogen und ist nur halb informiert.
Beispiel: Die Punkte auf der Landkarte markieren zwar Erdbewegungen, diese wurden jedoch von den empfindlichsten seismologischen Geräten registriert, die es heutzutage gibt; d.h. von ca. 10000 Bewegungen haben wir ca. 58 gespürt und zwar so, als würde draußen auf der Straße ein schwerer Lastwagen vorbeifahren und die Wände etwas vibrieren lassen.Die ganze Welt glaubt natürlich, hier bebt es alle zwei Minuten.DAS IST NICHT SO!!!WIR SIND VOLLKOMMEN RUHIG, UNS GEHT ES GUT; WIR HALTEN ZUSAMMEN UND HELFEN UNS GEGENSEITIG WO WIR NUR KÖNNEN.
Sie bringen ein wunderschönes DPA Foto vom Golfo Tal mit dem Untertitel "El-Golfo-Tal auf El Hierro: Gigantische Lawinen" : Was soll das heißen in diesem Zusammenhang: GIGANTISCHE LAWINEN?? Was meinen Sie damit???
Wenn Sie uns helfen wollen, berichten Sie bitte sachlich; bedenken Sie, dass Menschen Ängste haben und dass es niemandem hilft, diese Ängste zu schüren!
Ich lade gern mutige Journalisten zu einem Aufenthalt bei uns ein; und bitte Sie alle, POSITIV über uns zu berichten, sich MENSCHLICH zu engagieren und mit der reißerischen Berichterstattung aufzuhören.
Wer etwas mehr über ein soziokulturelles Projekt der Insel EL HIERRO erfahren möchte, kann sich unter Name informieren (und sich sogar eine wundervolle CD mit der Weltmusik von EL HIERRO bestellen) und gemeinsam mit uns auf die Geburt von Europas jüngstem Vulkan warten!!!

Saludos vom Tanz auf dem Vulkan - Name und Freunde
(Name und Adresse ist mir bekannt)

Das sind nur einige Stimmungsbilder von El Hierro. Der Hauptteil der Herrenos ergibt sich seinem Schicksal. Sie sind es gewohnt und wissen seit Generationen, daß sie auf einem Vulkan leben und auch in Zukunft leben werden.