Dienstag, 11. November 2014

L'Aquila Geologen Urteil aufgehoben

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Freispruch im L'Aquila Geologen Urteil gestern


Am 6.April 2009 erschütterte ein starkes Erdbeben von über ML6,0 die 70.000 Einwohner Stadt  L'Aquila in Italien. Es gab 319 Tote und über 1500 Verletzte und viele Häuser und Gebäude stürzten ein und sind bis heute nur zum Teil wieder aufgebaut (Foto: Wiki/Insilvis). Alle Mitglieder der Risiko- Kommission  (Katastrophenstab) die für die Warnung und Sicherheit der Bewohner zuständig waren, wurden zu langjährigen Haftstrafen von 6 Jahren verurteilt. Wider besseren Wissen sollen sie den Anwohnern eine falsche Sicherheit vorgespielt haben und so den Tod vieler Menschen billigend in Kauf genommen haben.
Unter den Wissenschaftlern brach über das L'Aquila Geologen Urteil ein Sturm der Entrüstung los - siehe dazu Beitrag "Entrüstung unter Geologen"

Jetzt hat ein italienische Berufungsgericht alle sieben Geologen und lokalen Politiker dieser Risiko-Kommission in zweiter Instanz freigesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

War das erste L'Aquila Geologen Urteil vielleicht zu hart, ist jetzt der völlige Freispruch ein Skandal. An der Sach- und Beweislage hat sich inzwischen nichts geändert. Doch kommen nun andere Richter zu einer völlig anderen Meinung. 
Die Stimmung unter den betroffenen Einwohnern und Angehörigen ist entsprechend.


Die L'Aquila Toten haben dafür sicher kein Verständnis


Es schreit förmlich danach, dass die Hinterbliebenen für Gerechtigkeit sorgen.
Auch Wissenschaftler und Politiker müssen für ihre Entscheidungen gerade stehen. Keiner zwingt einen Geologen in diesem Krisenstab mitzuarbeiten. Die Mitglieder werden für ihre Tätigkeit im Stab entlohnt. Es war sicher keine einfache Entscheidung - aber Vorzeichen einfach zu ignorieren und zahlreiche Menschen in ihren Häusern zurück zulassen und dem Risiko einer Verletzung oder gar dem Tod auszusetzen, muss auch gesühnt werden. Siehe auch Erdbeben - Fehleinschätzung und die Folgen


Nur der kleine aber wichtige Hinweis auf die Möglichkeit, dass ein stärkeres Beben nicht ganz auszuschließen sei, hätte gereicht. Viele Bewohner hätten es sicher vorgezogen bei Freunden oder im Pkw außerhalb der eigenen vier Wände zu übernachten. Die Opferzahl wäre sicher niedriger ausgefallen. 
Nur um Panik zu vermeiden, wurde wissentlich dieses Risiko eingegangen. Auch deutsche Geologen sind inzwischen dieser Meinung - siehe dazu das Interview mit Prof. Rainer Kind vom Geo-Forschungs-Zentrum Potsdam.

Das Vertrauen in die italienische Justiz würde noch weiter schwinden, wenn das Urteil so Bestand hätte. Aufgerüttelt wurden durch das L'Aquila Geologen Urteil aber europaweit die entsprechenden Gremien. Nicht jede Entscheidung, egal aus welchen politischen Gründen auch immer, wird mehr als "Gottgegeben" hingenommen.

Ehrlichkeit, umfassende offene Kommunikation und auch das eingestehen von fehlenden Erkenntnissen ist allemal besser, als den Tod von Menschen zu riskieren. Der Bürger ist heute mündig keine Halbwahrheiten oder Märchen aufgetischt zu bekommen. Er möchte seinen Politikern und eingeschlossen in diesem Fall auch den "Fachleuten" vertrauen und nicht ständig belogen oder besänftigt werden.

Ich weiß es ist ein frommer Wunsch, aber mein Verständnis von sachgerechter Information und Aufrichtigkeit. Anderen Menschen zu helfen und sie vor drohenden Gefahren zu warnen, ist nicht nur ein Job mit fester Arbeitszeit, sondern sollte auch eine Berufung sein.

2 Kommentare:

  1. Das beste, was ich zum Thema gelesen habe - auf Englisch und nicht ganz kurz:
    https://medium.com/matter/the-aftershocks-7966d0cdec66

    Er schildert die ganze Geschichte und lässt einen fassungslos und traurig zurück.
    Ich hoffe sehr, dass das Urteil bestehen bleibt. Bei allem Respekt für die Opfer des Erdbebens.

    Es ist nämlich nicht so einfach, wie sich das vorstellen.

    M.F.

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  2. Erdbeben sind nicht vorhesehbar, auch wenn sich das jeder wünscht. Ich hoffe das es beim Freispruch bleibt denn sonst wäre es ein falsches Signal an alle Experten in dieser Wissenschaft, blos nie wieder einem Krisenstab beizutreten. Was hätte man dann gewonnen?...Überhaupt keine Gefahreneinschätzung mehr.....Dann möchte ich mal die langen Gesichter aller sehen die jetzt die Leute die einen Fehler gemacht haben bzw die Situation falsch eingeschätzt haben verurteilen.

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