Donnerstag, 25. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - die Entscheidung eines Krisenstabes

NEWS:
19.30 Uhr - ein ML1,6 Beben um 16.22 Uhr in 11 km Tiefe im Golfo beim Tanganasoga


 
Alles im grünen Bereich. Die "Vulkanampel", die die Bewohner vor Gefahren durch Vulkan- und Erdbeben warnen soll, steht seit Ende Juli 2012 wieder für die gesamte Insel auf "Grün". Auch ein Blick heute auf die IGN Seismo Aufzeichnungen ergibt ein ruhiges (leeres) Bild. Seit gestern Mittag um 12.00 Uhr sind alle Seismografen der Kanaren ausgefallen bzw. die Übertragungswege gestört. Es gab also auch gestern nach den Diagrammen keine weiteren Beben. Hoffen wir, daß im Laufe des heutigen Tages dieser Schaden behoben wird. Nicht ganz so "Grün" ist die Stimmung unter den Wissenschaftlern, insbesondere unter den Vulkanologen und Geologen nach dem Gerichtsurteil von Italien.



Können Geologen für eine Fehleinschätzung bestraft werden?


Wird sich nun überhaupt noch ein Wissenschaftler öffentlich äußern und seine fachliche Einschätzung zur Lage und deren wahrscheinlich künftigen Entwicklung kundtun?
Ja, das wird er weiter tun, mit der kleinen Einschränkung - solange er nicht in Amt und Würden, also Mitglied eines Krisenstabes ist.

Hier dürfte es in Zukunft schwer sein geeignete Wissenschaftler für diesen Job zu finden. Es war wohl nur ein Urteil in Italien, das aber sehr schnell Schule auch in anderen Europäischen Ländern machen kann. Alle demokratischen Staaten in Europa sind mit ähnlichen Rechtssystemen ausgestattet. Bei der "Klagewut" der Deutschen ist es nur eine Frage der Zeit bis das erste Verfahren anhängig ist.

War es aber gerechtfertigt kollektiv alle Mitglieder dieser Risikokommission gleich hart zu bestrafen?
Natürlich kommt es immer auf den Einzelfall an welche Schuld das einzelne Mitglied nach Meinung des Gerichtes auf sich geladen hat. Auch ein Verschweigen oder das Herunterspielen von erkannten Tatsachen oder Entwicklungen und eine damit verbundene Fehlentscheidung mit Opfern kann strafbar sein. Dies gilt auch heute schon in Deutschland, Spanien und Italien.

Um die Problematik einer Fehleinschätzung und die Haftungsfolgen besser zu verstehen, möchte ich das einmal am Beispiel eines deutschen Katastrophenschutzstab verdeutlichen. Ich spreche oder schreibe hier aus eigener Erfahrung. Über 20 Jahre war ich im Katastrophenschutz tätig, davon mehrere Jahre als Fachberater (Rotkreuzbeauftragter) im Katastrophenstab eines Landkreises.
Das Schema unten zeigt den Aufbau eines Stabes.

Geführt wird der Krisenstab vom Oberbürgermeister oder Landrat oder einem beauftragten Vertreter des entsprechenden Gebietes. S1 bis S6 sind administrative Aufgaben die meist von Beamten der Verwaltung wahrgenommen werden. Dies ist praktisch der politische Kopf der die Entscheidung trifft und auch die entsprechenden Anweisungen - die bindend sind - gibt.

Beigeordnet sind nun in der unteren Leiste die so genannte Fachberater. Das sind ständige Mitglieder, wie Feuerwehr, THW, Rotes Kreuz oder je nach Katastrophenfall auch Atomwissenschaftler, Luftfahrtexperten oder bei Erdbeben auch Geologen oder Vulkanologen.

Diese Fachberater beraten nun nach bestem Wissen den Leiter des Stabes. In der Regel wird der Leiter des Krisenstabes dem Fachurteil des Experten folgen. Er kann die vorgeschlagenen Maßnahmen übernehmen - muß sie aber nicht.
Es ist seine freie Entscheidung ob er andere für ihn wichtige Aspekte in seine Entscheidung einfließen lässt.
Das können Gründe wie z.B. eine vorgeschlagene Evakuierung wegen Panik der Einwohner zu verschieben oder auch wirtschaftliche Gründe sein.
Es ist eine politische Entscheidung die der Leiter zu treffen hat, ohne den Rat seiner Fachberater zu berücksichtigen.
Hier genau ist der Knackpunkt zwischen dem vielleicht erfolgten Rat der Geologen und den tatsächlich veranlassten Maßnahmen.

Der Krisenstab tritt nach Außen als ein einheitliches Gebilde auf, auch wenn unterschiedliche Meinungen vorherrschen.

Auch bleibt es dem Leiter des Krisenstab vorbehalten, welche Experten er in seinen Stab überhaupt beruft. Wie wir das bei der Pevolca auf El Hierro erlebt haben, wurde nur ein Vertreter der staatlichen IGN als Berater aufgenommen.
Andere genauso gute oder vielleicht sogar bessere Experten wie Involcan oder der Vulkanologe Dr. Juan Carlos Carracedo wurden erst gar nicht gefragt.
Schon die Zusammensetzung von "angenehmen" Beratern entscheidet über den Erfolg oder Misserfolg solch eines Stabes.

Solange alles gut funktioniert und kein Mensch zu Schaden kommt finden die Entscheidungen des Krisenstabes auch bei den Anwohnern Zustimmung.
Bei den ersten Opfern kann diese Meinung jedoch sehr schnell umschlagen und sich wie jetzt in Italien gebärden.

Da ich davon ausgehe, daß in Italien die Struktur eines Krisenstabes vergleichbar ist, kann nicht ein Berater für die Entscheidung seines Leiters dem er nur zuarbeitet, bestraft werden.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

El Hierro - Entrüstung unter den Geologen

NEWS:
Auch gestern und in der vergangenen Nacht kein weiteres Beben unter El Hierro. Die Lage ist ruhig und die weitere Entwicklung muß jetzt erst einmal abgewartet werden.

Nicht ganz so ruhig geht es im Augenblick unter den Wissenschaftlern zu.

"Geologen können Erdbeben nicht vorhersagen"


"Ich sehe keine Möglichkeit mehr in Ruhe und Frieden in dieser Kommission weiter zu arbeiten" sagt der Vizedirektor Mauro Rosi von der höchsten italienischen Risikokommission (Krisenstab) nach dem Rücktritt seines Direktor Luciano Maiani. Mit ihm traten der Direktor des Institut für BauTechnologie, der Sektion von chemischen Risiken und des Institut für Naturgefahren von ihren Posten im Krisenstab zurück.
Über drei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben im italienischen L'Aquila wurden im Strafprozess am Montag alle sieben Angeklagten, sechs Wissenschaftler und ein Behördenvertreter - der Leiter des Krisenstabes - zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt. Auch werden die Wissenschaftler lebenslang von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen.
Die Staatsanwaltschaft warf ihnen vor, die Gefahr des Erdbebens im April 2009 unterschätzt zu haben, bei dem 309 Menschen ums Leben kamen und Tausende verletzt wurden.

Die Geologen und der Beamte der Zivilschutzbehörde  hätten die Anwohner rund um L'Aquila nur „ungenau, unvollständig und widersprüchlich“ über die Gefahren eines Bebens informiert, die tatsächliche Lage herunter gespielt und so den Tod vieler Menschen einfach in Kauf genommen., so die Begründung der Anklage.
 

DDie Kirche "Chiesa delle Anime Sante di L'Aquila" (Foto Wikipedia) nach dem Beben. Sie hat noch am Besten die starken Erschütterungen überstanden.

Bereits Tage vor dem Beben berief der Leiter des Zivilschutz den Krisenstab, darunter Italiens führende Seismologen, in L'Aquila zusammen. "Wir werden jeden Schwachkopf zum Schweigen zu bringen der vor einem großen Beben warnt" - war seine Vorgabe, wie Tonaufnahmen belegen. Die anwesenden Wissenschaftler schwiegen, wider besseren Wissen. Wie etwa der anerkannte und in Fachkreisen geschätzte Direktor Enzi Boschi des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie. Er war es, der bereits 1995 vorhersagte, daß „innerhalb von 20 Jahren“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit es zu einem Großbeben in L'Aquila kommen werde. Davon war auf dem Krisentreffen von ihm nichts mehr zu hören. Zu seiner Verteidigung erklärte er vor Gericht: Herr des Verfahrens“ sei eben die Zivilschutzbehörde gewesen: "Wenn die mich bitten, dieses oder jenes zu sagen, dann sage ich das.“
 

Meinung der Wissenschaft zum Urteil

Nicht nur in Italien sondern in ganz Europa ist die Empörung groß. Hier einige Auszüge:
 
"Ein derart hartes Urteil, bei dem zudem noch alle angeklagten Experten über einen Kamm geschoren werden, hätte ich in einem Rechtsstaat nicht für möglich gehalten", sagte Marco Bohnhoff, Professor am Geoforschungszentrum in Potsdam.
 
Herbe Kritik an der Verurteilung der Geologen kommt auch von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). „Ich halte das für ein krasses Fehlurteil“, erklärte Christian Bönnemann, der Leiter des Seismologischen Zentralobservatoriums der BGR „Die Wissenschaft ist nicht in der Lage, Erdbeben vorherzusagen. Möglicherweise wird das auch nie gelingen.“
 
Peter Herzig, Direktor am Kieler Geomar-Institut, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, sagte, eine Vorhersage von Erdbeben sei "mit letzter Sicherheit" nicht möglich. Man habe zwar Anzeichen für Naturkatastrophen, aber "das ist keine Wissenschaft, in der man zwei und zwei zusammenzählt, und dann kommt vier heraus". Solche Vorhersagen könne niemand treffen.
 
Auch aus der Schweiz gab es Kritik. „Wir werden in Zukunft noch vorsichtiger kommunizieren müssen“, sagte der Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes, Stefan Wiemer. Die italienischen Kollegen hätten wissenschaftlich gesehen alles richtig gemacht.
 
"Wissenschaftler müssen einfach korrekt die Ergebnisse wiedergeben - mehr nicht", sagte der Geophysiker Jochen Zschau vom Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam. Es sei nicht ihre Aufgabe, die Leute zu beruhigen. "Das ist Aufgabe des Zivilschutzes oder anderer." Der Experte begrüßte, dass das Urteil eine Diskussion über die unsicheren Erkenntnisse der Wissenschaft anrege.
 
Von den direkt Betroffenen in L`Aquilar hört man im Gegensatz dazu nun Erleichterung:
 
"Endlich ein wenig Gerechtigkeit für L'Aquila" so der ehemalige Präsident der Provinz Stefania Pezzopane.
"Warum stahlen uns die Experten die natürliche Angst". Wir hätten uns rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Die Experten wiegten uns aber in Sicherheit. Nun müssen die Wissenschaftler für die Politiker als Sündenböcke den Kopf hinhalten - so ein Anwohner.
 
... und genau hier, an der Schnittkante zwischen Wissenschaft und Politik - liegt der eigentliche Knackpunkt. Damit werde ich mich in den nächsten Tagen etwas Näher noch beschäftigen.

Dienstag, 23. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - gestern kein Beben

NEWS:

Nach langer Zeit wieder einmal ein Tag ohne Beben. Die in der IGN Seismografen Aufzeichnung vorhandenen Balken waren technische Störungen. Seit 19. Juli 2011 wurden bisher 13.428 Erdstöße registriert. Meist viele schwache und für den Menschen nicht spürbare Beben.
Ein Gerichtsurteil sorgt vor allem unter den Wissenschaftlern in Italien für Gesprächsstoff.

Gericht verurteilt Krisenstab wegen Verharmlosung zu langjährigen Haftstrafen


Erdbeben in Italien: Ein Gericht hat sechs Geologen bzw. Vulkanologen und einen leitenden Behördenvertreter zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie sollen das Erdbebenrisiko in der Abruzzenstadt L'Aquila verharmlost haben.
Alle Angeklagten bekamen jeweils eine sechsjährige Haftstrafe.

Was war vorgefallen? Alle Angeklagten waren Mitglied einer sogenannten Risikokommission - auf deutsch einem Krisenstab - der sich um das Management und die Sicherheit der Bewohner im erdbebengefährdeten Gebiet um LÀquila in Italien zu kümmern hatte.
Seit Wochen gab es bereits im März 2009 leichte Erdstöße. Noch 6 Tage vor der Katastrophe erklärte der Krisenstab - alles sei Normal und keine starken Erdbeben zu erwarten.

Am 6. April 2009 erschütterte ein ML6,3 Beben das Gebiet um L`Aquila. 309 Menschen wurden getötet und Tausende verletzt. Fast 80.000 Bewohner wurden obdachlos. Bild das Rathaus von L`Aquila (Quelle Wikipedia)

Nach Meinung der italienischen Staatsanwaltschaft, hat der Krisenstab die Gefahr verharmlost. Das Gericht folgte diesem Antrag und verhängte sogar ein noch höheres Strafmaß als die geforderten vier Jahre Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Es zeigt aber, daß in Italien auch öffentliche Organe wie hier der Krisenstab für Fehlentscheidungen bzw. unterlassene Warnungen mit Todesfolgen strafrechtlich belangt werden können. Auch wenn nach allen wissenschaftlichen Methoden ein Starkbeben nicht mit Gewissheit sicher vorhergesagt werden kann, erfordert es die Sorgfaltspflicht zum Schutze der Bewohner auch vorsorglich unpopuläre Massnahmen zu ergreifen und rechtzeitig zu warnen.
Auch Nachzulesen unter Gericht verurteilt Erdbebenforscher zu langen Haftstrafen im Spiegel- Online.
Es nimmt also erstmals auch Wissenschaftler in die Pflicht für Schäden zu haften. Ich kenne jetzt die Struktur und den Haftungsaufbau eines italienischen Krisenstab nicht so genau . In Deutschland besteht der Katastrophenstab aus einem Leiter, dem so genannten HVB (Hauptverwaltungsbeamten). Das ist in der Regel der Oberbürgermeister oder Landrat. Beigeordnet sind wissenschafliche oder technische Berater, meist Vertreter der Feuerwehr, THW oder des Roten Kreuzes. Bei Hochwasser- oder Bebengefahr auch Vertreter der Fachbehörden. Sie beraten den Leiter des Krisenstabes. Die alleinige Entscheidung und damit auch die Haftung für Folgen bleibt beim Leiter des Stabes.
Mir ist bisher in Deutschland kein Fall bekannt geworden, daß ein Gericht einen Krisenstab oder dessen Leiter wegen einer Fehlentscheidung oder unterlassener Warnung verurteilt hätte.

Montag, 22. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - rund um den Eldiscreto

NEWS:

Am Sonntag gab es insgesamt 5 Beben. Ein Schwerpunkt war nicht auszumachen. Die Erdstöße verliefen vom Süden über den Tanganasoga bis vor die Küste des Golfo. Der stärkste Erdstoß mit ML2,1 um 8.19 Uhr erfolgte im Nordwesten einige Kilometer vor der Küste in 28 km Tiefe (IGN Grafik). Auf der Erd-bzw. Meeresoberfläche war von den unterirdischen Aktivitäten nicht das Geringste auszumachen. Ideale Bedingungen für die geplanten Wochenend- Veranstaltungen.

Auch diese großen Meerestiere wie der am 7. Oktober 2012 vor der Küste von La Restinga beobachtete Walhai (Foto) verirren sich ab und zu in küstennahe Gewässer. Der Walhai (Rhincodon typus) ist der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart. Sie ernähren sich ähnlich wie Riesenhaie und Riesenmaulhaie von Plankton und anderen Kleinstlebewesen, die sie durch Ansaugen des Wassers filtrieren. Nach neueren Untersuchungen fressen sie aber auch Fische bis zur Größe von Makrelen und kleinen Thunfischen. Wegen seiner Nahrungsspezialisierung ist dieser Hai ungefährlich für den Menschen (Wikipedia).
Das komplette Video der Walhai Beobachtung habe ich am Ende angehängt.

16. Open Fotosub in La Restinga

Karin (danke) war am Wochenende vor Ort und schildert ihre Eindrücke:

Bin gerade aus La Restinga zurück und noch immer ganz im Bann vom Fotosub und dem Fast - Vulkanschwimmen. Bei strahlendem Sonnen und Mondschein, Windstille und angenehmen Temperaturen herrschte im kleinen Fischerdorf La Restinga am Wochenende reges Treiben, obwohl auf der anderen Seite der Insel die La Peña Jungfrau mit Prozession und typischen gratis Leckereien befeiert wurde.
Die bunte Abschlussveranstaltung des 16. Open Fotosub am Samstag Abend auf der Hafenmole war ein voller Erfolg. Ca. 300 Zuschauer liessen sich von den technisch ausgefeilten Unterwasseraufnehmen erstklassiger Fotografen begeistern und auch der Jury ist es sicher nicht leicht gefallen, die gesponserten Prämien im Gesamtwert von 15.000 € unter nur 9 der 22 Teams zu verteilen. Laut Fandiving soll das Niveau und die Qualität der Fotos noch nie so hoch gewesen sein wie in diesem Jahr. Arturo Telle von Gran Canaria bekam für seine atemberaubenden Serien den ersten Preis, aber die eigentliche Sensation ist, dass es wieder Leben im Mar de Las Calmas gibt. Schneller als erwartet erholt sich die Natur vom Vulkanausbruch des letzten Jahres und nicht nur kleine Fische wuseln in den atlantischen Tiefen.
Das Siegerfoto geschossen von Arturo Telle. Weitere prämierte Aufnahmen findet man bei El Hierro Digital.






























Vulkanschwimmen (Travesia A Nado Volcan De Las Calmas)
Auch die 121 Vulkanschwimmer versammelten sich am späten Samstag Nachmittag zu einer Informationsveranstaltung im Zelt auf der Mole und man konnte die Neugierde und spannungsvolle Erwartung der Sportler geradezu spüren. Bedingt durch die starke Strömung der vergangenen Tage Richtung Eldiscreto kam Plan B zum Einsatz, alternativ von Tacoron (6,4 km) und von Puerto Naos (2,5 km) entlang der Küste nach La Restinga zu schwimmen. Über mehrere Monate wurden Wetter, Wind und Strömung geradezu wissenschaftlich beobachtet und ausgewertet, um so die Sicherheit der Teilnehmer garantieren zu können. Vulkanschwimmen wäre toll gewesen, aber die Erlaubnis zu erhalten, durch die streng kontrollierte Reserva Marina schwimmen zu dürfen war auch etwas Besonderes, zumal dort Wale (ganz harmlose) beobachtet wurden.
Geni, vom Sportverein Nisdafe, und seinen 60 freiwilligen Helfern ist ein organisatorisches Meisterstück gelungen. Die Fischer von La Restinga markierten mit mehreren ihrer Boote die Route und andere schwammen für evtl. auftretende Notfälle nebenher. Außerdem stand, man höre und staune, ein Rettungshubschrauber für den Fall der Fälle bereit (wie die Veranstalter das erreicht haben, werde ich noch recherchieren...).
Sonntag früh brachte ein Bus die 81 (darunter 11 Frauen) Schwimmer der 6,4 km Route mit ihren Neoprenanzügen und Brillen nach Tacoron, die 40 (14 Frauen) der kürzeren Strecke kamen in den Genuss des Sahnestückchens, erst mit Fischerbooten in Tacoron den Start der Langstreckler zu erleben und dann selbst in Puerto Naos direkt ins Wasser gelassen zu werden.
Nach 35 Minuten belegten 3 Jungen zwischen 14 und 17 überzeugend die ersten 3 Plätze der Kurzstrecke und nach einer Stunde und 30 Minuten stiegen Arm in Arm die beiden Sieger der Langstrecke aus dem Wasser. Erschöpfte Sportler mit strahlenden Gesichtern, viel Lob, Begeisterung über die Schönheit der Natur und die Zusicherung im nächsten Jahr wieder dabei zu sein waren der Lohn für die Knochenarbeit der Organisatoren.
Beide Veranstaltungen waren ein echtes Aushängeschild für El Hierro und die zu erwartenden Fotos und Videoclips werden sicher viele Menschen neugierig auf unser schönes Inselchen machen.
 

Das von Günter Baumgartel von der TauchBasis FanDiving aufgenommene Video vom 7.10.2012.

Sonntag, 21. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - Lava Aufbau näher erforscht

NEWS:
14.32 Uhr - 2 weitere Beben um 8.19 Uhr mit ML2,1 in 28 km Tiefe am Golfowestzipfel und um 10.10 Uhr mit ML1,5 in 11 km Tiefe unter dem Tanagasoga.
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In den letzten 24 Stunden nur eine geringe Aktivität. Ein Beben im Golfo mit ML1,2 und im Süden mit ML0,6.
 

Röntgenstrahlen ermöglichen tiefere Einblicke in die Struktur von Lava. Dadurch ist es erstmals gelungen in Echtzeit die Entstehung und den Aufbau des Vulkan Auswurfmaterial mit zu verfolgen. Foto oben ein Lavaklaster vom Eldiscreto und links ein Brocken unter dem Elektronenmikroskop  des BioLab Ars Electronica Center in Linz (Österreich). Birgit Hartinger vom BioLab hatte mir dankenswerter Weise einige Aufnahmen zur Verfügung gestellt.
Experimente am Paul Scherrer Institut in der Schweiz haben nun gezeigt, daß die ersten Sekunden beim Übergang von flüssiger Magma in die etwas festere Lava entscheidend sind, welche Art von Vulkantyp entsteht. Die Zusammensetzung der Lava ist entscheidend, wie heftig ein Vulkan ausbricht.

 

Das Experiment

Ein internationales Forschungsteam hat mit einem Lasersystem ein kleines Stück vulkanisches Material so aufgeheizt, dass darin Bedingungen entstanden, wie sie am Beginn eines Vulkanausbruchs herrschen.
Dazu wurde Gestein aufgeschmolzen und mit einem Röntgenlicht aus der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS des Paul Scherrer Instituts PSI beobachtet.
Die Blasenbildung in der sich entwickelnden Lava in den ersten Sekunden ist dabei entscheidend, wie heftig die Eruption erfolgt.
 "Auch wenn es verschiedene Faktoren gibt, die einen Vulkanausbruch auslösen, so spielt die Freisetzung von Wasser und Gasen aus dem geschmolzenen Gestein eine wichtige Rolle. Wenn das geschmolzene Gestein aus den Tiefen der Erde aufsteigt, erzeugt Wasser (und andere flüchtige Substanzen) Blasen im Gestein. Diese Blasen schwächen das Gestein und erzeugen gleichzeitig einen Pfad, auf dem die Gase entweichen können. Wenn sich die Blasen schneller ausdehnen als die Gase entweichen können, kommt es zu einem Vulkanausbruch. Dehnt sich das Gas langsamer aus, findet es einen günstigeren Pfad, über den es aus den Blasen entweichen kann, so dass sich die Gefahr eines Vulkanausbruchs verringert". 
Es war ein Forschungsteam unter der Leitung von Don Baker von der McGill University (Kanada) und Wissenschaftler am Tomografie-Messplatz TOMCAT des Paul Scherrer Institut die an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz des Paul Scherrer Instituts diese Untersuchungen durchgeführten und im Fachjournal Nature Communications veröffentlichten.
Es sind die ersten Sekunden die darüber entscheiden ob es zu einem gemäßigten oder heftigen Vulkanausbruch kommt. Die rasche Zunahme der Blasen schwächt das Gestein und führte schließlich zum Zusammenbruch der beobachteten Proben. Bleibt das Magma dagegen stationär, können Gänge entstehen, über die Gase entweichen können. Es reduziert damit das Risiko einer Eruption.
Diese Untersuchung liefert einen Beitrag zukünftig den Typ eines Vulkanausbruch besser zu verstehen und die Vulkanart voraussagen zu können.
 
Für diesen Hinweis Danke an Carlos und Nachzulesen bei der Schweizerische Eidgenossenschaft
Zu BioLab Ars Electronica Center  ein Blogbeitrag : "Tiefe Einblicke"