Freitag, 10. Februar 2012

El Hierro Vulkan - im Kreißsaal der Natur

NEWS: 10.57 Uhr - neues Beben mit 1,8 RSk. im Golfo (Tanganasoga) in nur 9 km Tiefe.

"Im Kreißsaal der Natur  Vor El Hierro wird ein Vulkan geboren" - so tituliert Bayern2 einen Beitrag, der über die bisherigen Ereignisse im fernen El Hierro berichtet. Dazu passt sehr gut die Involcan Aufnahme vom 5.11.2011, die doch eindrucksvoll das Vordringen und die Gewalt des Eldiscreto zeigt. Ein Bild, das man sich immer wieder betrachten kann.

Es fällt überhaupt auf, daß zur Zeit in deutschen Medien wenig über dieses Naturphänomen berichtet wird. Der Bundespräsident, die Eurokrise und das liebe Geld sind jetzt wieder die Hauptthemen in Deutschland.
Nicht viel Neues hat sich gestern ereignet. Unveränderte Lage - so könnte der Tag kurz beschrieben werden. Mehrere schwache Beben (siehe Avcan Grafik), das Stärkste um 19.03 Uhr mit 1,7 RSk. in 13 km Tiefe und ein mittelmässiger Tremor. Ein Blick zur Eruptionsstelle zeigt uns heute Morgen eine großflächige Meeres- verfärbung und eine rauhe See. Doch wir wissen aus den Erfahrungen der vergangenen Monate, daß sich diese scheinbare Ruhe schnell wieder in eine turbulente und aufregende Situation ändern kann. Ausdauer und Abwarten ist angesagt.
Zeit - eine kleine Umfrage zu starten. Erblickt unser Eldiscreto in absehbarer Zeit (bis Ende des Jahres 2012) noch das Licht der Welt. Erscheint über der Meeresoberfläche ein dauerhaft sichtbarer Lavafelsen. Ihre Meinung können Sie rechts in der Seitenleiste kundtun. Bitte nur einmal "Ja" oder "Nein" an drücken. Ihr Votum können Sie bis morgen, Samstag 24.oo Uhr abgeben.

Die Überreste eines großen Meeressäuger wurden gestern an der Küste von El Hierro angespült. Ein Wal wurde in La Caleta in Nähe des Flugplatzes auf der Ostseite entdeckt. Wie er ums Leben kann, lässt sich nicht mehr feststellen. Es müssen aber keine Auswirkungen der Eruption gewesen sein, da verendete Wale auch in den vergangenen Jahren schon häufig aufgefunden wurden.
Wilderer oder besser Fischräuber wurden von der Guardia Civil ebenfalls aufgegriffen, als sie in einer verbotenen Zone, artgeschützte Fischarten (9,8 kg) an Land zogen. Sie dürfen nun mit einem Strafverfahren rechnen.
Kleine Dinge, die sich so nebenbei - im normalen Alltag eben, auf der Insel ereignen.

Donnerstag, 9. Februar 2012

El Hierro Vulkan - und die Party geht weiter

NEWS:
"Klar, die Party geht weiter" - das sind nicht meine Worte, sondern die Aussage des Wissenschaftlers Ramon Ortiz von der CSIC (Consejo Superior de Investigaciones) in einem Interview mit der Zeitung Lavanguardia. Er glaubt nicht an die Theorie der IGN von einer tektonischen Nachjustierung, sondern ist von einem Prozess der vulkanischen Wiedergeburt überzeugt und sieht alle Aktivitäten in einem großen globalen Zusammenhang der sich nicht nur unter den Kanaren, sondern über den gesamten Atlantik erstreckt.  Die CSIC Darstellung (links) soll das örtliche Geschehen im Süden von El Hierro verdeutlichen.
Ganz so global wollen wir nicht ausschweifen und kommen daher zu unserem Eldiscreto zurück. Lebhaft, quirlig und agil - ganz so wie wir es gewohnt sind auch heute Morgen. Der Tremor ist fast eingeschlafen, aber auch gestern 6 neue Erdstöße. Ein Beben davon um 15.35 Uhr mit 2,2 RSk. in 12 km Tiefe. Das Forschungsschiff "Ramon Margaleff" kreuzt seit zwei Tagen um die Eruptionsstelle. Im Laufe der Woche werden wir hoffentlich die neuesten Messergebnisse noch erfahren. Ich kann mir gut vorstellen, daß unser Eldiscreto in den letzten 2 bis 3 Wochen um die 30 m in die Höhe gewachsen ist und nun nur noch ca. 100 m unter der Meeresoberfläche liegt.
Mit einem Sprung hat sich die kumulierte Energie- bilanz in den letzten Tagen in die Höhe gepuscht. Die Kurve zeigt den Zeitraum vom 1.1. bis 9.2.2012. Durch die vermehrten und auch stärkeren Beben hat sich doch so einiges ange- sammelt. Die GPS Daten, also die Daten die die Bodenverformung anzeigen, sind weiter stabil oder anderst ausgedrückt auf hohem Niveau. Zur Zeit finden Neujustierungen statt. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Viele dieser GPS Geräte gehören einer japanischen Universität die die Messergebnisse lieber für eigene wissenschaftliche Publikationen und nicht für die Katastrophenvorhersage einsetzen möchte. Im Hindergrund gären unter der Wissenschaft daher schon seit geraumer Zeit gewisse Diskrepanzen.


Solidarität an allen Orten. So wird auch auf La Palma fleißig für den kleinen Bruder El Hierro gesammelt. Selbst die Supermarktkette "SPAR", die auf La Palma allein mit 28 Geschäften vertreten ist, gibt kleine Kärtchen (sog. Tarjetas) mit einem Gemälde des noch nicht erschienen Eldiscreto heraus. Der Verkaufspreis fließt in den El Hierro Krisenfond. Auch der Stadtrat von Mazo, einem Ort auf der Ostseite von La Palma, spendet 50 % seiner Dezember 2011 Aufwandsentschädigung nach El Hierro.
Was allerdings nicht funktioniert ist der Verkauf des Vulkan-Kalender 2012. Trotz vieler Nachfragen gibt es auf meinem La Palma weder im Handel oder bei öffentlichen Stellen diesen Kalender käuflich zu erwerben. Ich bin überzeugt, daß viele Geschäfte dieses Schmuckstück uneigennützig anbieten würden, wären nur die logistischen Möglichkeiten geschaffen worden.
  
Ganz anderst sieht es mit den "Restingolitas", den ersten ausgestoßenen Lavabröckchen mit dem weißen Kern aus. Auf  Ebay.es werden sie zwischen 10.- € und 50.- € angeboten. Ein Klick links und Sie können mitbieten.

Mittwoch, 8. Februar 2012

El Hierro Vulkan - im Untergrund viel Aufruhr

NEWS: - 15.35 Uhr Beben von 2,2 RSk. in 12 km Tiefe im Süden.
... und es grummelt weiter im Untergrund. Während die sichtbaren Aktivitäten an der Eruptionsstelle verhalten weiter gehen, gab es in den letzten 24 Stunden 10 neue Beben. Das kräftigste Erdstoß gestern um 11.37 Uhr mit 2,3 RSk. und die letzten kurz vor Mitternacht mit 1,7 bzw. 1,8 RSk. Die Bebenzentren lagen alle um die 10 bis 12 km Tiefe und verlagern sich immer mehr unter das Inselzentrum.
Ich habe hier die aktuelle Beben Grafik (oben) mit einer älteren Darstellung (links) der Avcan gegenüber gestellt. Lag vor wenigen Wochen das Hauptzentrum der Beben noch südlich im Meer, so verlagert es sich nun landeinwärts in die Nähe des alten Vulkankegel "Tanganasoga". Dieser Berg mit 1376 m Höhe liegt genau an der Abruchkante zum Golfotal. Auch die Tiefe der Beben wird nicht mehr wie vor Monaten in einer Tiefe von rund 20 km gemessen, sondern kommen jetzt langsam näher an die Erdoberfläche und liegt nur noch bei 10 - 12 km Tiefe. Eine Entwicklung die zum Nachdenken anregt.

Unsere Kommentatorin Maritza Schwarten (Danke) hat sich die Mühe gemacht, die Lage und Verteilung der jüngsten  Beben vom 30.1. - 6.2.2012 in einer Skizze festzuhalten.   
Es ist die Sicht von Westen (Golfotal) auf die Insel. Rechts (roter Punkt) unser Eldiscreto im Süden. Der Google Kartenausschnitt verdeutlicht den Blickwinkel. Die höchste Erhebung auf der Insel zeigt den Tanganasoga bzw. den Malpaso (1506 m).

Auch jüngste Äußerungen von nicht direkt in die IGN bzw. Involcan eingebundene Wissenschaftler, lassen heraus hören, daß es vielleicht in den nächsten Wochen eine neue Entwicklung weiter im Norden geben könnte.

Viele Leser haben versucht mit Hilfe der Koordinaten die Entfernung des Eldiscreto Hauptschlot von La Restinga zu berechnen. Dafür danke! Die Entfernungsangaben schwanken zwischen 2100 m und 2578 m. Wenn wir mal hilfsweise ein Mittelmaß von ca. 2300 m Entfernung nehmen, liegen wir sicher nicht falsch. Bis offizielle Entfernungsangaben vorliegen, soll diese Größenordnung unser Maß sein.

Hier habe ich noch ein Video vom Ausbruch eines Unterwasser Vulkan bei Tonga im Pazifischen Ozean vom 18.3.2009 gefunden. Es hat nichts mit der derzeitigen Situation auf El Hierro zu tun, zeigt aber die Gewalt, wenn ein Unterwasser Vulkan die Meeresoberfläche durchbricht.

Dienstag, 7. Februar 2012

El Hierro Vulkan - launisch wie die Natur eben ist

NEWS:
11.37 Uhr - Beben von 2,3 RSk. in 13 km Tiefe im Süden
13.58 Uhr - Beben von 1,6 RSk. in 10 km Tiefe - diesmal Inselmitte
Gestrige Aufnahmen der Involcan aus dem Guardia Civil Helikopter über La Restinga. Die "grüne Brühe" hat aufgrund der Meeresströmung den kompletten Hafenbereich eingefärbt. Außer dem roten Seenotkreuzer "Salvamar" sind nur wenige Boote im Hafengelände vor Anker. Der Blick zurück vom Meer aus Süden zeigt die blaue Eruptionsstelle und die von Gasen weitflächig grün markierte Meeresober- fläche. Im fernen Hindergrund der Ort Restinga.
Das Auge des Vulkan - darunter in 100 m bis 130 m Tiefe brodelt der Vulkan- schlund unaufhörlich. Je nach Blickwinkel und Lichteinfall ein fast harmloser und unauffälliger Anblick (links) oder aus anderer Perspektive eine graziöse, sprudelnde und bunte Erscheinung (unten). Das sind nur zwei von vielen Gesichtern, die unser Eldiscreto so auf Lager hat. Heute friedlich, morgen grimmig und auf- brausend, dann plötzlich wieder im Schlafzustand. Das typische und unberechen- bare Gebärden eines Vulkans eben.
Gestern, am 6.2.12 hat sich mehr die Aktivität im Untergrund abgespielt. Eine Reihe von Beben, das Stärkste mit 2,6 RSk. um 15.45 in 12 km Tiefe und der Tremor von heute Morgen zeigen, daß es im Innern brodelt und wir uns auf so einiges noch gefasst machen dürfen. Die Magma ist in Bewegung und verschafft sich Freiraum. Das oft explosive Vordringen wird durch starke Zitterbewegungen vom Seismographen aufgezeichnet.

Jetzt haben wir auch auf einer Google Grafik die genauen Koordinaten der Ausbruchstelle. Involcan bzw. Avcan haben nicht nur den Hauptkrater, sondern auch die acht Nebenschlote erfasst. Vielleicht hat unter unseren Kommenta- toren jemand die Muse, die genaue Entfernung nach Restinga zu ermitteln.

Montag, 6. Februar 2012

El Hierro Vulkan - rege Betriebsamkeit

NEWS:
12.09 Uhr Beben mit 1,9 RSk. in 17 km Tiefe im Süden.
15.45 Uhr Beben mit 2,6 RSK in 12 km Tiefe wieder Süden
18.04 Uhr Beben mit 1,7 RSk. in 11 km Tiefe im Süden.
Nachdem das Meer heute durch den Sturm nicht mehr so aufgewühlt ist, kann auch wieder die Aktivität über der Eruptionsstelle beobachtet werden. Eldiscreto sprudelt, kocht und rührt unver- mindert weiter. Ein großer Fleck, heute noch ohne ausgeworfene Lavabrocken, ist auf der Meeresober- fläche sichtbar. Zwei Erdbeben gestern um 12.05 Uhr mit 1,8 RSk. und um 16.07 Uhr mit 1,7 RSk., beide in 12 bzw. 13 km Tiefe und ein nervöser Tremor lassen auf rege Betriebsamkeit im Zentrum des Vulkan schließen.

Daß nicht ständig, sondern in Impulsen neue Magma in die unterirdischen Kammern nachfließt, das haben jetzt Wissenschaftler an einem anderen Vulkan festgestellt.

Nach jahrtausendelanger Ruhepause beginnen große Mengen Magma in mehreren Schüben in die unterirdische Magmakammer einzuströmen. Das haben Forscher jetzt herausgefunden, als sie Gestein untersuchten, das beim letzten großen Ausbruch des Supervulkans unter der Insel Santorin in der Ägäis 1600 v. Chr. freigesetzt wurde. Trotz einer 18 000 Jahre dauernden Pause habe der Vulkan weniger als hundert Jahre benötigt, um ausreichend Magma für den gewaltigen Ausbruch vor 3 600 Jahren anzusammeln. Die letzten Magmaschübe seien sogar erst Monate vor dem Ausbruch erfolgt, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Nature.
„Unsere Ergebnisse zeigen, wie schnell ein großes Vulkansystem aus dem Ruhezustand bis an den Rand der Eruption gelangen kann“, schreiben Timothy Druitt von der Université Blaise Pascal im französischen Clermont-Ferrand und seine Kollegen. Das Magmareservoir eines solchen Vulkans fülle sich nicht langsam und kontinuierlich, sondern sprunghaft in mehreren Pulsen. Dies macht sich durch Erdbeben und Verformungen des Untergrunds bemerkbar - so die Frankfurter Rundschau.

Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
Vulkane gibt es nicht nur auf der Erde. Der größte befindet sich auf dem Mars und heißt Olympus Mons. Er ist 24 Kilometer hoch, dreimal höher als der Mount Everest. Sogar auf dem Jupitermond Io hat man vulkanische Aktivität feststellen können. Hier abgebildet ist der 8 km hohe Marsvulkan Tharsis Tholus, dessen Krater einen Durchmesser von etwa 30 km hat. Im „Digital Terrain Modell“ des Vulkans ist die Höhe um den Faktor drei vergrößert und die Höhenschichten farbig markiert dargestellt.
Mit nicht ganz so gigantischen Zahlen, dafür mit "lebendigen" Zahlen kann El Hierro aufwarten. Nach der jüngsten Statistik wurden im Jahre 2011 auf der Insel 82 Geburten registriert. 42 Knaben und 40 Mädchen erblickten das Licht der Insel.
Bei den Arbeitslosen dagegen sind höhere Zahlen als negativ einzustufen. Im Januar 2012 wurden auf El Hierro 1261 Arbeitslose gezählt. Ein weiterer Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 27,16 %.
Auf den Kanaren insgesamt gibt es 273.983 Arbeitslose, was einer Arbeitslosen- quote von über 30 % entspricht. El Hierro liegt damit noch am unteren Ende der Skala.