Dienstag, 24. Dezember 2013

Erdbeben wandern nach Süden

NEWS:
16.40 Uhr - um 14.58 Uhr ein weiteres Beben von ML2,2 aus 9 km Tiefe. Gefolgt um 15.03 Uhr von einem längeren Beben mit größerer Hz Frequenz von ML2,8 aus 15 km Tiefe.


Wie erwartet ist die Anzahl der von der IGN registrierten Beben gestern weiter angewachsen. 99 Beben (schwarzer Balken), davon 73 Erdstöße mit mehr als +ML2,0 (rot). Im Vergleich zu der Bebenanzahl kurz vor der Eldiscreto Eruption 2011 von fast täglich 500 Erdstößen, allerdings noch gering. Es lässt sich vielleicht ein Vergleich mit den mittlerweile vier erlebten Bebenschwall`s - zuletzt im März diesen Jahres - herstellen. Auch die gemessenen Gaswerte - besonders das Radon (222R) steigt kontinuierlich an. Bereits seit Anfang des Jahres beobachtet die Involcan steigende Werte. Der Radon- Anstieg hängt aber nicht mit der aktuellen Bebensituation unmittelbar zusammen. Es ist der kontinuierlich hohe Innendruck im Bereich der Magmakammer, der die Gase an die Oberfläche treibt. Auch die Bodenverformung hat in den letzten Tagen nach GPS- Messungen (außer im Nordteil) die Insel um ca. 30 mm in die Höhe gehoben. Auch diese Werte sind im Moment noch für El Hierro als "Normal" einzustufen. Diese Schwankungsbreiten können wir bereits seit März 2013 ständig beobachten.
Nicht "Normal" ist der geografische Verlauf der jüngsten Beben. Noch nie hatten wir seit Beginn der Vulkanaktivität so gehäufte Beben im Ostteil der Insel. Vom östlichen Küstenbereich (blau) sind die Beben gestern ins Inselinnern (gelb) gewandert. In der vergangenen Nacht gab es wieder eine Richtungsänderung nach Süden (rot). Die Ausgangstiefe der Erdstöße bleibt in großer Tiefe um die 15 km liegen. Aufhorchen lies mich dann aber ein Beben um 6.17 Uhr mit ML2,4 - in nur 9 km Tiefe (rosa). Es lag 1,5 km vor der Südostküste. Ob es nur ein "Ausrutscher", also ein Spannungsbeben war, oder ein Vorbote für eine neue Entwicklung, werden wir heute noch sehen.

Auf den ergänzten IGN Grafiken (links) versuche ich einmal darzustellen, was im Augenblick unter El Hierro so abgeht. Oberer Teil die bekannte Lage der jüngsten Beben. Der Blick unter die Insel zeigt alle bisher registrierten Beben seit 2011. Die Punkte stellen ungefähr die Obergrenze der Magmakammer dar. Deutlich ist die weit nach Westen (ca.12 km) verlaufende Kammer erkennbar . Im Mittelteil hat sich eine Blase oder ein Dom gebildet. Dieser reicht bereits bis 5 km unter die Erdoberfläche (bei Sabinosa/Tanganasoga im Golfo). Nach Osten (rechts) liegt noch viel leere Fläche. Genau hier fließt im Augenblick neue Magma aus dem Erdinnern ein. Solange aufsteigende Magma keine Hindernisse zu Knacken hat, gibt es auch keine Beben. Erst an den schwerer zu durchdringenden Grenzschichten entstehen dann Beben (Pfeil). Es ist nun vorstellbar, da heiße Magma und Gas die Eigenschaft hat nach oben zu steigen, dieses in den Dom eindringt und in flacheren Tiefen wieder Beben erzeugt.
Der Innendruck wird mit jedem neuen Magmanachschub weiter ansteigen, vielleicht zunächst die Magmakammer weiter vergrößern und seinen Weg Richtung Atmosphäre suchen - und irgendwann sicher auch finden.
Themenwechsel:

Die Natur kennt keine Weihnachtsruhe. Ich hätte mir auch im Interesse der Herrenos und der Gäste jetzt über die Weihnachtzeit Ruhe gewünscht.

Es erstaunt mich immer wieder auf das Neue, wie viele Freunde, Vulkan- und Kanaren Fans, Gäste und auch Kreuzfahrer , Tippgeber oder als Leser, dieser Seite schon seit Jahren folgen. Von La Palma (USA) über mein La Palma (Kanaren), Rostock bis Israel erhalte ich Post.
Viele Telefonate, Mails oder Kommentare erreichen mich gerade jetzt zum Jahresende.

Ich möchte mich recht herzlich dafür bedanken.
Jeden einzelnen Gruß weis ich zu schätzen - ist es ja schließlich auch mein Ansporn weiter zu berichten.
Ich lese jede Mail - kann aber leider aus Zeitgründen nicht immer darauf antworten. Bitte haben Sie Verständnis.

An dieser Stelle darf ich Ihnen auch im Namen meiner Familie (Marie, Maike + Tomi) ein geruhsames und friedliches Weihnachtfest wünschen. Bleiben Sie gesund und munter
... und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014

das wünscht Ihnen von Herzen

Ihr Manfred Betzwieser
Das "kleine" Weihnachtsbäumchen auf La Palma ist nur eine Kiefer. Tannen und Fichten wachsen hier nicht. Dafür haben wir aber 2x Bescherung - heute am Heiligen Abend nach deutschem Brauch und am 5.Januar (Vorabend Hl. Dreikönige) nach La Palma Sitte ... das ist aber wieder eine andere Geschichte - eine Weihnachtsgeschichte.

5 Kommentare:

  1. schön zu erkennen das es an der Meßpunkten 08 und 09 die Insel anhebt.Zeichen das Magma nach Südost wandert.Lage bleibt spannend.


    Allen eine frohe Weihnachten.

    MFG aus Berlin

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  2. Lieber Manfred, danke fürs Eingehen auf den Radon-Anstieg. Aus der Info von Earthquake-report.com ging das nicht hervor. Dein Blog ist eine wirklich sehr wertvolle Informations-Ergänzung für den wissenschaftlich interessierten Laien. LG

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  3. Auch aus Aachen ganz herzliche Weihnachtsgrüße an Sie, lieber Manfred und an Ihre Familie!
    Bitte informieren Sie uns weiterhin so umfassend und verständlich über die Vorgänge auf oder besser unterhalb El Hierros!

    Ihre treue Leserin Angela

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  4. Danke für die Updates. Wir verbringen gerade mit 3 Kindern die Weihnachtsferien in Restinga und hoffen sehr, dass sich die Lage in den nächsten 2 Wochen nicht zuspitzt. Lesen jedes Update mit Spannung, da wir nicht so genau wissen, wie wir die Situation einschätzen sollen. Heute beim Wandern das 15:03 Beben durch einen Winz-Erdrutsch bemerkt- ohne Wissen über die Beben hätten wir den aber kaum als Erdbeben-Folge wahrgenommen. Grüße aus Restinga.

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    1. Ich bin zwar Laie, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Situation selbst im schlimmsten Fall nicht von einem Tag auf den anderen eskalieren kann und dass sich die 2 Wochen Ferien auf jeden Fall noch ausgehen. Dazu sind die Beben Gott sei Dank in zu großer Tiefe

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