Dienstag, 26. November 2013

Leichtsinn, Dummheit und die Folgen

NEWS:
Donnerstag, den 28.11.2013 - 8.50 Uhr - auch gestern 9 Erdstöße - bis ML2,1 aus 11 km Tiefe am Leuchtturm an der Südwestküste.



Die leichten Erdstöße unter der Insel halten an. Auch wenn es nur schwache Beben - am Samstag bis max. ML2,4 - sind, ist der Untergrund in Bewegung. Aus dem Histogramm links der letzten 15 Tage sind die auf- und abwallenden Bewegungen zu erkennen. Am vergangenen Sonntag insgesamt 10 Erdstöße, gestern nur ein Beben. Die Ausgangslage bleibt stabil um die 10 km Tiefe. Aber auch ein leichter ML1,7 Erdstoß aus nur 3 km Tiefe gibt es zu verzeichnen. Bei diesen Tiefenausreißern handelt es sich wahrscheinlich um Spannungsbeben, da die flachen Gesteinsschichten durch die tieferen Aktivitäten auch geschwächt werden. Es sind kleine Verwerfungen oder auch Mikrorisse die sich bis an die Oberfläche fortsetzen und durch die empfindlichen Aufzeichnungsgeräte nachgewiesen werden können.

... aus Erfahrung wird man klug

Dass das Herumwandern und Besteigen von Vulkankegel nicht ganz ungefährlich ist, bekam ein 19- Jähriger Dortmunder am Vulkan Ruapehu (2779 m) in Neuseeland zu spüren.
Bei einer Vulkanwanderung rutschte er auf dem kieselartigen Lava Untergrund aus und stürzte 100 Meter in die Tiefe.
Beim Aufprall auf einen Felsbrocken brach er sich den linken Oberschenkel und holte sich zusätzlich erhebliche Schnittwunden.
Hilfe war weit und breit für ihn nicht in Sicht. Sein Handy hatte er beim Sturz verloren. Mit Hilfe eines Bandes stabilisierte er seinen Beinbruch und schleppte sich trotz seines gebrochenen Oberschenkel in ein tiefer liegendes Tal.
Zwei zufällig vorbeikommende Wanderer hörten dann die Hilferufe und alarmierten einen Rettungshubschrauber.
Wie er später selbst eingestand, war er nur mit Shorts, T-Shirt und Sandalen unterwegs. Von seinem Ausflug wusste nur der Wärter am Eingang des Nationalpark.

Warum ich diese noch glimpflich ausgegangene Geschichte erzähle ?

Alle Vulkane bestehen aus Lava. Je nach Verwitterungsgrad sind es mittlere bis größerere Lavabrocken, vermischt mit dem feinen Picon. Extrem scharfe Kanten und meist keine sichere Standfestigkeit.
Nicht nur die Unebenheit sondern der rutschige und körnige Untergrund erschweren das Vorankommen. "Stolpern" oder "Ausrutschen" ist hier schon vorprogrammiert. Bei kurzen Hosen mit entsprechend tiefen Schnittwunden.
Ich weiß von was ich rede. Zwei Paar Wanderschuhe habe ich mir selbst in den Lavafeldern bereits zerschnitten. Von den Schrammen - selbst mit langen und stabilen Hosen - erst gar nicht zu reden.

Turnschuhe oder wie im vorliegenden Fall "Sandalen" sind natürlich völlig Fehl am Platz.
Nur richtige, über den Knöchel reichende Wanderschuhe, schützen den Fuß und geben ihm mit ihrem groben Sohlenprofil auch den nötigen Halt.

Niemals SOLO in gefährlichen Gegenden wandern. Immer einen Wanderpartner/in mitnehmen. Oft trifft man auch auf den Kanaren über die gesamte Strecke keine weiteren Wanderer an.
Auch das Handy ist keine Lebensversicherung. In vielen Barrancos und Vulkankratern ist überhaupt kein Empfang möglich.
Grundsätzlich die Wegstrecke und die ungefähre Rückkehrzeit dem Nachbarn, Ferienhausbesitzer oder an der Hotel-Rezeption hinterlassen. Irgendwann werden Sie vermisst und es kann gezielt gesucht werden.

Allein auf den Kanaren verlieren im Jahr an die 20 Wandertouristen durch fehlende Ausrüstung und Leichtsinn ihr Leben. Einige wurden erst Monate später tot aufgefunden.

Wie oft habe ich schon auf unserem höchsten Berg, dem Roque de los Muchachos in 2426 m auf La Palma, Touristen in Badelatschen angetroffen.
Am Anfang habe ich diese Personen darauf angesprochen und nur dumme Antworten zurück erhalten. Inzwischen verkneife ich mir das.

Im Falle eines Unglücks bedauere ich die Rettungskräfte, die oft mit großem Materialeinsatz unter Einsatz ihres Lebens mit Hubschrauber und Seilwinde diese Zeitgenossen aus den Barrancos bergen müssen.

3 Kommentare:

  1. Manche Leute sind beratungsresistent.
    Am Teide traf ich oben an der Seilbahn Touristen in T-shirt, Shorts und Sandalen.....
    Schließlich war es an der Küste ja warm.
    Was diese Leute wohl glaubten... dass der Schnee auf dem Teide warm ist???

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  2. Die Dummheit mancher (Wander)Touristen ist manchmal nicht zu überbieten.
    Ich als langjähriger Teneriffa Urlauber mit Mietwohnung dort habe es auch erlebt:
    Nach einem abendlichen Spaziergang am Vulkan Garachico hockte ich im Auto in der Nähe einer Zona Recreativa und machte Picknick. Drei deutsche Sandalen/Turnschuh/T-Shirt nix im Rucksack dabei Wanderer kamen auf mich zu und fragten mich wo sie denn seien. Ich zeigte ihnen auf meiner Wanderkarte ihren Standort.
    Daraufhin fingen sie an sich gegenseitig zu beschuldigen, warum denn keiner was gemerkt hatte, das sie völlig falsch sind. Ich merkte dann noch an, dass wenn es auf einem Rundweg nur Bergab geht, irgendetwas nicht stimmen kann.... Es war in der Las Negras Gegend. Innert 15 Minuten war es übrigens Stockduster (Und im Winter kann es noch dazu bitter kalt werden). Ich fuhr die 3 dann mit meinem Auto zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Auf meine Frage ob sie eine Wanderkarte besitzen sagten sie, ja aber die ist im Auto...
    Wenn ich auf Teneriffa in den Bergen unterwegs bin und das auch noch im Winter, dann habe ich immer lange Klamotten, Wanderstiefel an und im Rucksack befinden sich 2L Wasser, ausreichend Nahrung, Daunenpullover, Windjacke, Mütze, Karte, Kompass, Taschenlampe und Pfefferspray um evtl. gegen Hunde gewappnet zu sein. So kann ich bei Kälteeinbruch dort in den Bergen, welcher innerhalb von 10Minuten kommen kann(selber erlebt, erst 17°C danach 4°C) auch den nächten Tag abwarten ohne gleich in Lebensgefahr zu sein, sollte ich mich im Nebel mal verirren. Außerdem gebe ich immer einem Freund der eine Bar hat Bescheid, wo ich unterwegs bin, weil ich immer alleine wandern gehe.

    Wandergrüße von
    Thomas

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  3. Die Empfehlung ist richtig und gut, allerdings sollte man nie Äpfel mit Birnen vergleichen. Ich liebe und wohne auch zur Zeit auf den Kanaren und zwar auf El Hierro, wo extreme Wetter sind, im Golfo und Las Playas ist Sommer in den Bergen ist Winter.

    Aber zurück zu Neuseeland. Ich war auch schon in Neuseeland. Und die Landschaft dort kann man nicht mit den Kanaren zu vergleichen. Da wo Vulkane sind, ist es brodelig - halt Mudpools mit z.T. giftigen Substanzen, es stinkt. Es ist eine ganz andere Natur dort. Es gibt viel extremere Erdbeben, ich denke an die großen Erdbeben, die Christchurch im Süden widerfahren sind, wo eine ganze Stadt in Schutt und Asche gefallen ist.

    Ich wohne schon seit einigen Monaten auf El Hierro - solche Erdbeben oder solche Mudpools gibt es hier nicht.

    Klar sollte man, wenn man auf Lavafeldern wandert oder abseits von Wegen geht immer Bescheid geben, doch hier auf El Hierro gibt es sehr viele ausgeschriebene Wanderwege, dass man in einem Urlaub bestimmt genügend anschauen kann, ohne von den Wegen abzukommen.

    Viele Grüße
    Ulrike

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