Mittwoch, 20. März 2013

Vulkan - Beruhigung der Lage

NEWS:
16.02 Uhr - auch heute Nachmittag immer wieder einzelne Beben bis ML2,2 am Westzipfel in 18 km Tiefe.

Genauso schnell wie der Bebenschwall kam, ist er auch wieder verschwunden. Auf der IGN Aufzeichnung (oben) ist die nachlassende Bebentätigkeit seit gestern Nachmittag zu erkennen. Es waren 24 Stunden mit mehr als 240 Beben (Grafik links) - viele Kleinbeben konnten überhaupt nicht gezählt werden. Auf der Insel selbst wurden nur die wenigsten Erdstöße ( ab ML3,0) verspürt. Es darf aber nicht darüber hinweg täuschen, daß im Untergrund doch einiges in Bewegung war und ist. Neue aufsteigende Magma dürfte die Magmahauptkammer weiter aufgefüllt haben. Wie werden in den nächsten Tagen sehen wie sich die Bodenverformung vor allem  am Westzipfel weiter verändert hat. Seit der letzten großen Aktivität im Juni/Juli 2012 verzeichnen wir eine relativ konstante vertikale Verformung von ca. 12 cm. Die heute vorliegenden GPS Messdaten sind nicht aktuell. Ich denke in einer Woche wissen wir dazu mehr.

Auch heute bereits 17 Beben bis ML2,4. Die Lage der Erdstöße liegt an der nördlichen Westspitze (rot) und hat hat sich nicht wie erwartet nach Süden verändert. Die Ausgangstiefe liegt bei 15 bis 17 km. Es war nun ein weiterer Schub der die Spannung im Untergrund sicher weiter verstärkt hat. Von einer Normalität oder gar einem Abklingen der Vulkanaktivität kann im Augenblick sicher nicht gesprochen werden. Es ist nur zu menschlich, daß eine potentielle Gefahr erst dann richtig wahrgenommen wird, wenn die ersten Ziegel vom Dach fallen. Auf einer gestern in La Frontera durchgeführten Informationsveranstaltung der Involcan zur Lage und den Schutz- und Vorsorgemaßnahmen bei einer Vulkaneruption kamen nur ganze 6 Besucher.
 
Es zeigt doch das mangelnde Interesse der Bevölkerung oder die Hoffnung und das Wunschdenken, daß der Kelch bald ohne großen Schaden vorüber zieht. Die Hoffnung bleibt, aber die Naturgewalt hat seine eigenen Regeln - und die kann der Mensch nicht beeinflussen.
 
Einen wirklichen Schutz gegen Vulkane oder Erdbeben gibt es nicht. Aber das Erkennen, Anzeichen deuten und Informationen richtig einordnen und so rechtzeitig für sich die notwendigen Maßnahmen  ergreifen, können hier sicher vermittelt werden.
 
 
Auch heute und am Donnerstagabend finden um 19.00 Uhr im Ayuntamiento La Frontera um 19.00 Uhr Folgeveranstaltungen statt. Also hingehen und informieren.
 
Beobachten wir heute einfach die Entwicklung weiter, ob sich die Lage bestätigt oder doch noch ein neuer Schub erfolgt.

4 Kommentare:

  1. Hallo Manfred.Wahrscheinlich werden wir uns daran gewoehnen muessen, mit dem Magma unter der(den)Insel(n)und auftretenden Beben zu leben. Ich denke, dass die Bevoelkerung sich schon ihre Gedanken macht und nicht nur sorglos die Augen schliesst. Habe soeben erst durch Deine Seite erfahren, dass die Vulkanologen gestern eine Veranstaltung zum Thema in Frontera angeboten haben. Von nur 7 Interessenten auf der ganzen Insel auszugehen, verfaelscht sicher die Realitaet. Weder in den Digitalzeitungen noch sonst irgendwo sind mir Ankuendigungen aufgefallen. Wuensche allen angenehme und angstfreie Osterfeiertage. Karin

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    1. Hallo Karin,
      wenn es nicht einmal bis zu deinem Ohr gedrungen ist, war die Werbung für diese Veranstaltung schlecht. Auch heute und morgen Abend finden jeweils Folgeveranstaltungen statt. Ich habe meinen Beitrag ergänzt und etwas Werbung dafür gemacht.
      Es ist nur Schade, daß Involcan dies mir auch nicht rechtzeitig mitteilt.
      Auch Dir und Deiner Familie schöne Tage
      Manfred

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  2. Hallo Herr Betzwieser,

    zuerst einmal ein Kompliment für dieses Blog. Ich finde es umfassend und ein gewisser "Suchtfaktor" ist auch schon da. Und das schaffen nicht viele Seiten im Web.
    Außerdem frage ich mich manchmal, ob der Vulkan Ihr Blog auch verfolgt. Es ist schon frappierend, wie genau sich der Vulkan an Ihre Prognosen hält... ;o)
    Ich habe auf der Avcan Seite mal etwas mit den Einstellungsmöglichkeiten der Animation getüftelt. Wenn man den Filter auf 21/03 bis 22/03 einstellt und eine Tiefenbegrenzung von 0 bis 15 einfügt, sieht mann ein Zentrum der Beben oberhalb der Westspitze. Man hat dann zwar "nur" 16 Beben aber derzeit ist das besser als nichts. Gibt es eigentlich irgendwo eine topografische Karte von El Hierro, die unterhalb der Wasserlinie weitergeht? Dann könnte man schauen, ob es dort evtl. schon mal Aktivitäten gegeben hat.
    Ob die Häufung "signifikant" ist, sei dahingestellt. Wenn man den Filter auf 20/03 bis 22/03 ändert, kommen auch Beben unter dem Zentrum von El Hierro hinzu. Dabei bleibt die Häufung oberhalb der Westspitze. Ist das der Eldiscreto II dort? Oder schon der III?

    Gruß aus dem verschneiten Flensburg

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  3. Es gibt topografische Karten - allerdings nicht auf dem neuesten Stand. Das ozeanografische Institut in Barcelona verfügt sicher über neue Vermessungsdaten. Dazu habe ich allerdings auch nur begrenzten Zugang.
    Es gibt unzählige Seamonts vor den Küsten von El Hierro. Im Süden Unterwasser Vulkanberge von bis zu 1000 m Höhe.
    Um aber hier Vergleichsmöglichkeiten zu haben, bedarf es neuester Unterlagen.
    Es ist halt das Problem oder auch die Untugend der Wissenschaft, daß die Daten meist erst nach Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift - und das kann Monate dauern - bekannt werden.
    Ich habe schon oft kritisiert, daß öffentlich geförderte und finanzierte Institute eigentlich zunächst ihre Geldgeber (Steuerzahler) zu informieren hätten.
    Dann gibt es aber für den Wissenschaftler keine Lorbeeren zu verdienen, weil jede Fachzeitschrift den Artikel ablehnen würde.

    Grüße aus La Palma ganz in den Norden

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