Mittwoch, 5. Dezember 2012

El Hierro Vulkan - Erdölbohrung und Vulkanismus

NEWS:

So sieht die Bebenbilanz der letzten Tage aus. In der IGN Aufstellung sind für gestern keine Beben aufgeführt. Die "Minibeben" sind weder in der Zahlen-Statistik noch im Histogramm aufgeführt.

Da die IGN nicht sehr auskunftsfreudig ist, gibt es dazu natürlich auch keine Stellungnahme oder einen Kommentar. Eine Fortsetzung der Erschütterungen war in der vergangenen Nacht nicht zu beobachten. Es blieb ruhig.

Erdölbohrung auf den Kanaren

 
 
Nachdem ich bereits in den vergangenen Wochen über das Pro und Kontra und die Situation zu der von der Spanischen Regierung in Madrid genehmigten Probebohrung berichtet habe, möchte ich mich nun mit den evtl. geologischen Risiken auseinander setzen.
 
 
Die Bohrungen sollen vom Ölmulti Repsol im Meeresgebiet zwischen den östlichen Inseln Lanzarote/Fuerteventura und Südmarokko stattfinden. Ungefähr 65 km von Fuerteventura entfernt. Es geht um mehrere Probebohrungen bis in 3000 Meter Tiefe. Ob von der Meeresoberfläche oder vom Meeresgrund gemessen, wurde nicht mitgeteilt. In einem Gebiet in dem es auch in jüngster Zeit vermehrt Erdbeben gab und eine rege vulkanische Aktivität im Untergrund zu vermuten ist.

Eine nicht ganz neue These von Wissenschaftlern des Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) ist in diesem Zusammenhang interessant. Sie vermuten einen Lava- bzw. richtiger einen Magmakanal der sich unter den Kanaren bis zum afrikanischen Atlasgebirge und noch darüber hinaus erstreckt.
Dass es die Kanarischen Inseln überhaupt gibt, geht auf einen so genannten Hotspot zurück. Dabei strömt aus bis zu 2900 Kilometern Tiefe heißes Gestein nach oben, das wegen des ungeheuren Drucks anfangs noch fest ist. Ab etwa 200 Kilometern Tiefe fängt es an zu schmelzen und tritt schließlich als Magma an die Oberfläche.
Doch offensichtlich sorgt der Mantel Plume nicht nur auf den Kanaren regelmäßig für Magma-Nachschub. Wissenschaftler vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) haben jetzt entdeckt, dass ein Teil des heißen Gesteins im Erdinneren bis in den Nordwesten Afrikas geleitet wird und dort als Magma an die Oberfläche tritt. Die Geomar-Forscher hatten Material vulkanischen Ursprungs aus dem Atlasgebirge untersucht. Dessen chemischer Fingerabdruck ähnle dem von Vulkangestein der Kanaren, schreiben Kai Hoernle und seine Kollegen im Fachblatt "Geology" ( 37, 3, S. 283-286).

Ausführlich hatte ich bereits am 22. April 2012 diese These beschrieben. Wer die Einzelheiten noch einmal mit den Links nachlesen möchte hier Lavatunnel bis nach Afrika?

Und genau in diesem Gebiet sollen nun die Bohrungen ausgebracht werden. Erfahrungswerte über Erdölbohrungen in einer vulkanisch sehr aktiven Zone die zudem über einem Hotspot liegt, gibt es nicht bzw. sind mir zumindest nicht bekannt. Auch gab es bisher noch keine großen Untersuchungen wie sich eine Druckentlastung durch eine Erdölförderung auf ein darunter liegendes Magmafeld auswirkt.
Wie tief liegen überhaupt die Magmaschichten im betroffenen Gebiet?
Wird dadurch der Magmaaufstieg begünstigt oder sogar eine Lawine los getreten, die wir dann nicht mehr stoppen können?
Könnte es auch Auswirkungen auf die Vulkanaktivität jetzt unter El Hierro haben?

Einige Fragezeichen die zum Nachdenken anregen.

Ich möchte das Thema als Frage stehen lassen und würde mich über Ihre Meinung freuen.
Vielleicht hat unter den Lesern jemand andere Beispiele oder Quellen die er in die Diskussion einwerfen möchte 

3 Kommentare:

  1. Weltweit gibt es schon viele Projekte, bei denen Bohrungen in den vulkanischen Untergrund nieder gebracht wurden. Von einer Anregung vulkanischer Aktivität ließt man jedoch nichts. Sicherlich ist eine Magmakammer, wie unter Elhierro mit der bestehenden Technologie nicht erreichbar. Wahrscheinlich würde eine solche Bohrung auf die Magmakammer vergleichbar mit einer Mücke sein, die einen Elefanten sticht.
    Unter Neapel befindet sich z.B. einer der größten Supervulkane unseres Planeten. In diesem Bereich sollen zu Forschungszwecken Tiefbohrungen durchgeführt werden. Auch hier soll es bis zu 3000m tief gehen.
    Aufgrund der Bohrung werden wir sicher nicht mit Problemen zu rechnen haben.
    Spannender wird es wahrscheinlich dann, wenn bei Öl- oder Heißwasserförderungen das Gleichgewicht in der Tiefe gestört wird, so wie wir es aus dem Bergbau kennen. Was dadurch ausgelöst wird, ist sicher völlig unkalkulierbar. Hoffen wir mal, das alles gut geht.
    Was die Bohrungen vor Afrika angeht sollten wir uns lieber Sorgen über das gefährdete Ökosystem machen.
    Viele Grüße
    Thomas
    PS: Lieber Manfred, an dieser Stelle noch mal vielen Dank für diesen spannenden Blog und weiterhin alles Gute

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  2. Moin

    Also die Probebohrungen betrachte ich auch nicht als gefährlich.

    Was mich in dem Zusammenhang eher nachdenklich macht wäre die Förderung aus diesen Feldern.

    Solche Ölfelder liegen in Gestein welches porös ist, ähnlich einem Schwamm. Am Anfang sifft das Öl durch den Druck ganz locker daraus aber nach einer gewissen Zeit lässt der Druck nach und es wird Gas oder Wasser in die Hohlräume gepresst. Ölförderung lohnt sich laut Wiki bis zu einem Wasseranteil von 90%. Presst man nun Wasser in den Schwamm, immerhin kennt man man die Reaktionen überirdisch bei Kontakt mit heißen Gestein/Magma.

    Eine Förderung halte ich für physikalisch riskant, aber das ändert nix an der Tatsache das es gemacht wird. Ich kenn jetzt nicht die Seekarten wo dort gebohrt werden soll, aber das Kanarenbecken fällt auf etwa 6km unterm Wasser ab. Übrigens recht steil. Bei einer Bohrung in 3km übern Grund kann man da nicht von 3km über Wasser sprechen. In Wasser bohrt kein Mensch ;-). Bohrt man also 3km in den Grund bei 3km Wassertiefe sind wir bei 6km unter N.N. und wo sind die thermischen Spannungsrisse sprich Beben?

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  3. Auf Java gab es auf der Suche nach Öl auch eine Bohrung die meiner Meinung nach gründlich in die Hose gegangen ist und (möglicherweise) einen Schlammvulkan erzeugt hat.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Schlammvulkan_Sidoarjo

    Ich persönlich finde das Risiko in einer vulkanisch aktiven Zone
    Bohrungen nach Erdöl durchzuführen als unkalkulierbar.

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