Freitag, 26. Oktober 2012

El Hierro Vulkan - durch Menschen verursachte Beben

NEWS:

Noch ist er nicht eingeschlafen. Gestern gab es wieder einen kleinen Erdstoß um 16.22 Uhr von ML1,6 in 11 km Tiefe. Das Ausgangszentrum lag unter Tigaday im Golfo (IGN Grafik). Diese vermeintlichen Ruhepausen oder besser Verschnaufpausen kennen wir ja bereits aus der Vergangenheit.
Auch in Süditalien bebte die Erde. Ein Beben von ML5,3 erschütterte in der vergangenen Nacht das Städtchen Mormanno in Kalabrien. Menschen wurden nach den ersten Berichten nicht verletzt. Es soll allerdings im Altstadtbereich Gebäudeschäden gegeben haben.
 

Hausgemachte Erdbeben

Erdbeben die vom Menschen selbst verursacht werden sind hinreichend bekannt. Ob im Bergbau durch das Anlegen von Stollen und Gängen die den natürlichen Gesteinsformationen ihre Stabilität nehmen und durch Abbruch oder Verschieben Beben auslösen. Oder durch den Einbruch ganzer künstlicher Höhlensysteme die die Erde zum Vibrieren bringt. Auch der Bau von unterirdischen Wasserreservoire, Flüssigkeitsinjektionen oder die Gas- und Erdölförderung können Auslöser sein. Im Grunde jede Veränderung in der Erdkruste die das natürliche Druck- und Stabilitätverhältnis verändert.
So wurde in den 1970 Jahren in den Rocky Mountain in Colorado, USA große Mengen Abwasser in die Tiefe gepumpt. Durch diese Injektion wurden in den Folgejahren eine Serie von Beben bis ML5,1 registriert. Schlussendlich hat die US-Armee damit begonnen das Abwasser wieder zu entfernen.

Untersuchungen haben ergeben, daß nicht durch den Zusatzdruck des Abwassers sondern durch den erhöhten Porendruck sich die ohnehin vorhandene Scherspannungen über seismische Bewegungen leichter abbauen konnten. Außerdem wurde die Reibung auf den Scherflächen durch einen Schmiereffekt verringert.

Aber auch die Entnahme von großen Mengen Grundwasser kann starke Beben auslösen.

Am 11. Mai 2011 wurden in Lorca in Südostspanien durch ein ML5,1 Beben 9 Menschen getötet und Hunderte verletzt. Ein Forscherteam hat durch Satellitendaten und Nachforschungen festgestellt, daß durch große Wasserentnahmen in den letzten 50 Jahren sich der Grundwasserspiegel um ganze 250 Meter abgesenkt hatte. Durch diesen menschlichen Eingriff hätten sich die ohnehin aktiven Spannungen im Untergrund verändert und das Beben ausgelöst oder zumindest begünstigt. Ein ausführlicher Bericht dazu ist nachzulesen in Scinexx.
 
Was hat das nun mit unserem El Hierro zu tun. Auch hier wurden in den 1960 Jahren große Süsswasservorkommen unter dem Golfotal entdeckt. Trinkwasservorkommen unter der Insel und unter dem Meeresspiegel liegend und durch natürliche wasserundurchlässige Schichten vom salzhaltigen Meereswasser getrennt.
Zu dieser Zeit wurde die Talebene im Golfo gerade kultiviert und mit Bananen und Ananas bepflanzt. Nur durch das entdeckte natürliche Trinkwasserreservoir war hier in der trockenen Tiefebene Landwirtschaft überhaupt erst möglich. Es wurden Tiefbrunnen gebaut über die auch heute noch große Wassermengen entnommen werden.
 
Wie weit hier inzwischen der Grundwasserspiegel abgesunken ist kann ich nicht beurteilen. Durch die geringen Regenmengen in den vergangenen Jahren dürfte zumindest der Wassernachschub sehr gering gewesen sein. Es könnte sich inzwischen eine Art Vakuum gebildet haben, das die Aktivität der Beben und des Vulkan begünstigt.
Zumindest wäre es eine Überlegung wert, warum gerade jetzt nach über 200 Jahren Ruhe (letzter Ausbruch im Jahre 1796) wieder Aktivitäten zu verzeichnen sind.
Eine eingehende Untersuchung ob das vermutete Absinken des Grundwasserspiegel Einfluss darauf hat, wäre sicher angebracht. 

1 Kommentar:

  1. Hallo Manfred

    "durch natürliche wasserundurchlässige Schichten vom salzhaltigen Meereswasser getrennt."

    Genau das glaub ich im Fall einer Insel nicht bei Süsswasservorkommen in größerer Tiefe.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Umkehrosmose

    Aquarianer kennen z.B. Umkehrosmoseanlagen, für Trinkwasser in reinstes H2O zu wandeln reichen unsere 7Bar Druck, bei Salzwasser sind zwar 60-80 Bar nötig allerdings sind das auch nur 600-800m Wassersäule oder Tiefe. Das hat das Kanarenbecken locker rund um die Inseln.

    Angestachelt durch den Libyenkrieg bin ich auf das Great-Man-Made-River-Projekt gestoßen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Great-Man-Made-River-Projekt

    Fossiles Wasser? Oder doch eher Meerwasser welches in Hohlräume "fließt" und entsalzt wird. Dort ist das Mittelmeer recht nah und die Badewanne hätte auch genug Druck/Tiefe. Von Oben kommt dort auch zu wenig Wasser wie auf den Kanaren.

    Das Wort Fossil wird in der heutigen Zeit sowieso etwas überstrapaziert, genauso wie bei den Brennstoffen.

    AntwortenLöschen

Bitte Kommentare immer mit Ihrem Namen versehen. Danke!