Samstag, 13. Oktober 2012

El Hierro - nicht der Vulkan ist das Risiko

NEWS:

Gestern wieder ein stärkeres Beben von ML2,6 bei Tacoron im Süden in 20 km Tiefe (Grafik links). Insgesamt vier Erdstöße im Süden in stabiler Tiefe von 18 bis 21 km und ein Beben unter dem Tanganasoga im Inselinnern. Der Golfo ist jetzt quasi bebenfrei und die Aktivitäten konzentrieren sich nun wieder mehr auf den Südzipfel der Insel.
 
Bei der der im Moment stattfindenden Vulkankonferenz "Makoval El Hierro 2012" mit Wissenschaftlern aus über 20 Ländern kam das Management und die Notfallplanung bei vulkanischen Risikos zur Sprache.
Nicht der Vulkan ist das Risiko sondern das unbändige Vordringen und die Besiedlung durch den Menschen.
In die vulkanisch gefährdete Bereiche werden heute Wohnsiedlungen und touristische Anlagen gedankenlos geplant und gebaut, ohne auf die möglichen Gefahren und Naturgewalten zu achten. Der Vulkan mit seinen Aktivitäten war immer schon vorhanden und lässt sich nicht verschieben. Durch den Bevölkerungsdruck und die gedankenlose Bauwut setzt sich der Mensch entgegen aller Naturregeln bewusst dieser Gefahr aus.
"Hier muß nach Meinung von Henry Gaudya von der Europäischen Vulkanologie Gesellschaft ein Umdenken und auch ein Teilrückzug erfolgen. Auch müssen die Notfallpläne modifiziert, mit der Bevölkerung geübt und allen Betroffenen in allen Einzelheiten bekannt sein."
 
Geheimniskrämerei und politische Spiele riskieren nur Menschenleben. Sich immer nur auf das Glück zu verlassen ist fahrlässig. Technisch ist man heute in der Lage drohende Gefahren rechtzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Bequemlichkeit oder wirtschaftliche Interessen dürfen nicht die primäre Prämisse sein.
 
Zur Makoval-Konferenz hat mir Karin aus El Hierro noch einen Beitrag zukommen lassen:
 
"In der Digitalzeitung "el hierro.digital" erschien gestern folgender Artikel (geraffte Übersetzung).
 
Hochkarätige Wissenschaftler und Techniker der internationalen Konferenz "Makavol El Hierro 2012" tagten gestern Nachmittag unter Teilnahme von Schulkindern im Kulturzentrum El Pinar.
Der Japaner Takeshi Sagiya wies auf die Vergleichbarkeit der Ereignisse auf El Hierro und vulkanologischen Unterwasserausbrüchen in Japan hin und die Schwierigkeit irgendwelche Vorhersagen über deren weiteren Verlauf zu treffen. Die Daten der GPS- Installationen auf El Hierro würden auch in Japan analysiert.
Eine Professorin der vulkanologischen Geschichte in La Laguna, nannte in Bezug auf Eruptionsprozesse auf El Hierro die Jahre 1400, 1670, 1692, 1793 und 2011. Es gäbe Chroniken über die entstandenen Schäden 1793 nordwestlich des Leuchtturmes. Es soll sich um kleinere Ausbrüche am Lomo Negro oder im Meer gehandelt haben.
Maria Jose Blanco vom IGN bestätigte 5 seismische Phasen im letzten Jahr, deren Verlauf sich vom Norden der Insel in den Süden zog.
Ein weiterer japanischer Wissenschaftler bezeichnete die genaue Beobachtung der Vulkane als bestes Werkzeug der Vorbeugung und des Schutzes der Bevölkerung, die aus der Luft und unter Wasser erfolgen müsste.
Besonderes Interesse galt der Referentin Dina Lopez, die sich mit dem Zusammenhang zwischen den Gezeiten, dem Mond und den Beben während des Unterwasserausbruches beschäftigt hat. Nach ihren Erkenntnissen waren die Aktivitäten bei tiefster Ebbe am heftigsten, der Mond hätte eine Zündwirkung und die Gezeiten stünden in Zusammenhang mit der Freisetzung von Energie bei oberflächlichen Beben.
Die Studien über die Vulkane auf den Cap Verden, in Italien und auf Island überzeugten durch fachliche Kompetenz, ebenso wie die Analyse des Eruptionprozesses auf El Hierro. Die Kinder verblüfften durch Fragen wie: wie steigt das Magma auf? warum gibt es überhaupt Vulkane? wie erlebten die Wissenschaftler vor Ort den Ausbruch...
Der Kongress geht am Sonntag zu Ende.
Saludos Karin"

1 Kommentar:

  1. "Hier muß nach Meinung von Henry Gaudya von der Europäischen Vulkanologie Gesellschaft ein Umdenken und auch ein Teilrückzug erfolgen...."

    Besiedlungen vulkanischer Gebiete haben in der Regel zu Zeiten begonnen, da man noch dachte, Vulkane seien eine Strafe Gottes oder eine Gabe, wenn man auf den fruchtbaren Böden Ackerbau betreiben konnte. Heute wohnen in solchen Gebieten hunderte von Millionen Menschen.
    Da ist der Herr Gaudya der Realität wohl etwas entrückt, den Rückzug aus solchen Gebieten oder ganzen Regionen vorzunehmen. Schlichtweg nicht durchsetzbar, insofern nicht diskutabel.

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