Montag, 17. September 2012

El Hierro Vulkan - neuer Magma-Nachschub

NEWS:
15.18 Uhr - Heute bereits rund 50 Beben mit etwas nachlassender Tendenz. Die Tiefe liegt weiter bei 19 bis 23 km. Laut Involcan beträgt der vertikale Anstieg der Verformung in La Restinga 3,10 cm und die horizontale Verschiebung nach Südosten 0,61 cm. In La Frontera ein Anstieg von 2,90 cm und eine horizontale Verschiebung von 1,62 cm.
17.35 Uhr - jetzt auch wieder Beben von ML1,7 im Golfo (Küste) in 10 und 11 km Tiefe.

Die Beben halten unvermindert an. Das Zentrum (rot) der vergangenen Nacht lag westlich von El Pinar mit der Tendenz Richtung Süden ab zuwandern. Gestern hatten wir bereits einzelne Beben (Blau) im Küstenbereich bei der alten Eldiscreto Eruptionsstelle. Der Ausgangspunkt der Erdstöße liegt unverändert in 19 bis 23 km Tiefe. Ein Tremor ist seit gestern Abend nicht mehr zu verzeichnen und daher die einzelnen Erdstöße besser zu zählen. 199 Beben allein am Sonntag, davon 70 Beben zwischen ML2,0 und ML3,0.
Die Bebenstärke der vergangenen Nacht lag in der Spitze bei ML3,0
 
20.49 Uhr - ML2,6 in 22 km Tiefe
21.55 Uhr - ML2,6 in 22 km   "
01.24 Uhr - ML3,0 in 20 km   "
05.06 Uhr - ML2,8 in 23 km   "
 

Wie nicht anders zu erwarten hat sich durch das Eindringen neuer Magma in die Hauptkammer der Druck kräftig erhöht und die Insel weiter in die Höhe gehoben.
Nach den neuesten GPS Messwerten der Uni Nagoya die die Messpunkte auf El Hierro betreibt, hat sich vor allem der Südteil in den letzten Tagen um bis zu 2 cm verformt (Pfeile).
Die Messgrafiken (links) stammen von HI08 El Pinar, HI09 La Restinga und HI10 Tacaron.
Die Messtrecke erfasst den Zeitraum von Juni 2012 bis heute. Der kräftige Satz (roter Bereich) nach oben erfolgte im Juli 2012 bei den starken Beben an der Westspitze. Seitdem blieb die Verformung auf hohem Niveau relativ stabil bis zum vergangenen Wochenende. Nun scheint sie weiter anzusteigen.

Was verrät uns nun diese Statistik?

Der Druckaufbau im Untergrund wird größer und stärker. Er hat die Macht Millionen von Tonnen Gestein in die Höhe zu lupfen. In unserem Fall die halbe Insel El Hierro aus ihren Angeln zu heben. Über kurz oder lang wird er einen Weg und ein Ventil finden um die angestaute Energie in Form von Lava und Gase in die Atmosphäre abzugeben.

13 Kommentare:

  1. Irgendwie hat das Geschehen auf der Insel etwas von Westküste und Sturmflut.
    Für "kein Geld" würden die Bewohner ihren Lebensraum aufgeben. Sie leben mit dem Risiko einer schweren Sturmflut. Selbt wenn die Fluten auf den Halligen an die Türschwelle schwappen. Sie haben dann den gepackten Koffer auf dem Dachboden und Notfalls ( wenn noch möglich) wird evakuiert.
    Nun ist El Hierro nicht z.B. Hallig Hooge, aber das Leben in einer Großstadt wie Hamburg, Berlin oder München ist nicht sicherer. Birgt eben andere Gefahren.

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    1. Ist das Passivrauchen gemeint in städtischer Ende, oder gar das Beisammensein im Biergarten unter Kastanien im Herbst – ich sehe da doch einen kleinen Unterschied zur Lage auf El Hierro. Verzeihung, war sicher auch wieder gleich Panikmache – na denn . . .

      Manfred Janitzky

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  2. Sorry Mr. Webmaster,
    da war ich gestern wohl etwas zu früh, ich werde mich bessern. Was mich aber wundert ist, daß nun heute neben den Angaben aus Nagoya hinsichtlich der Verformung der Insel in der Senkrechten ein Hinweis darauf fehlt, daß sich entsprechend dieser neuen Messungen auch horizontale Abweichungen vom Normalzustand entwickeln für Frontera mit Bewegung von 1,5cm in Richtung Norden parallel zur Hebung um 2 cm zu nennen, sowie für Restinga mit etwas geringfügigerer seitlicher Verschiebung in Richtung Osten, beides wohl hinweisend auf eine möglicherweise beginnende Horizontaldehnung bzw. Spreizung der Insel. Über diesen Datenstand hinaus werde ich mir aber diesmal tunlichst jeden weiteren Interpretationsversuch verkneifen, um nicht als Neuling dieses Blogs nochmals unliebsam aufzufallen.
    Nichts für ungut sowie ein herzlicher Gruß - MJ

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  3. Jup, die unterschiedliche horizontale Verschiebung der Inseloberfläche ist mir ebenfalls aufgefallen.
    Hieran irritiert insbesondere der Umstand, dass der Druckaufbau derzeit in immerhin ca. 20 km Tiefe vonstatten geht und dennoch in der Inselmitte in relativ kleinem Radius (sehr wenige km) unterschiedliche, deutliche horizontale Bewegungsrichtungen festzustellen sind.
    Da stelle ich mir die Frage, ob sich die räumliche Ausdehnung tatsächlich "nur" in 20 km Tiefe ereignet und sich "lediglich" auf die Oberfläche mit auswirkt, oder ob nicht doch bereits in weit höher gelegenen Gesteinsschichten Magma arbeitet.

    Hut ab vor der Mentalität der Insulaner, dass sie sich trotz der aktuellen Entwicklungen nicht aus der Ruhe bringen lassen ^^

    (den Insulanern den Daumen drückender) Puffel

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    1. Die Tiefenangaben betreffen in erster Linie das jeweilige Hypozentrum der Beben senkrecht unter dem Epizentrum an der Oberfläche, das heißt also den jeweiligen Ausgangspunkt des einzelnen Bebens, geben aber keine Auskunft über die räumliche Ausdehnung der betroffenen Gesteinsformation in der Horizontalen und Vertikalen. Die jeweilige Bruchebene kann daher also auch geneigt verlaufen.
      Gruß Manfred Janitzky

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  4. Hallo,

    genau diese Differenz der Oberflächenverschiebung bzw. Wölbung sollte/könnte/müsste den Insulanern Sorgen machen, insbesondere dann, wenn wie in den letzen Tagen bei einigen Beben keine Tiefenangaben (wegen angeblich nicht genauer Messwerte) gemacht werden/können oder wollen.

    Wird die Insel nördlich von Restinga einen Riss bekommen und sich womöglich eine Spalteneruption auftun ?
    Die dann ggf. die südliche Seite Restinga abrutschen lassen könnte, weil diese durch den Ausbruch vom letzten Jahr schon geschwächt ist ?
    Schade, dass die IGN keine Angaben macht und andere erfahrene Wissenschaftler sich nicht äußern können (wegen fehlender Daten) oder wollen.

    Grüße von Albert aus Dormagen
    2012-09-17 14:32 Uhr MESZ

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    1. Wenn, dann geht es um einen Spaltenbruch etwa entlang der von Manfred Betzwieser seit einiger Zeit eingezeichneten gestrichelt schwarzen Hilfslinie, welche bereits seit einiger Zeit eine zu vermutende Hauptlinie möglichen Spaltenbruchs an der schmalsten Stelle vermuten ließe. Kurioserweise schilderte ich dies bereits am 20.08 als denkbaren Vorgang, was aber umgehend zu einer Reihe spöttischer Antworten führte, von wegen Panikmache und dergleichen, was ich durchaus verstehen kann. Immerhin war ich ja gerade erst ganz neu in euren Blog eingestiegen. Hier noch mal meine Gedanken vom 20.08. über die jetzt wohl nicht mehr nur gelächelt werden dürfte:

      Ja, da scheint sich in der Tat etwas zusammen zu brauen, aber möglicherweise ganz anderen Vorgängen „unter Tage“ folgend, als bisher vermutet. Der Druck baut sich also ab, die Insel senkt sich wieder, ohne daß irgendwo ein Ventil als für die gemessene Entlastung verantwortlich sicht- oder ruchbar wurde.
      Das Magma ist nun also bereits vorgedrungen bis in nur noch 10 km Tiefe, werkelt dort nun weiter raumgreifend im Untergrund in Nordsüdrichtung quer durch den westlichen Zipfel El Hierros entsprechend der Hauptrichtung aller bisherigen Bebenortungen und findet eben möglichweise nunmehr Entlastung in einem horizontal von Nord nach Süd verlaufenden und sich stetig vergrößernden nach oben keilförmig verlaufenden Spalt, der sich nun möglicherweise bei weiterem Magmanachschub ausweiten wird bis zum Abbruch der Westflanke seiner bisher noch standhaltenden Begrenzung – Wenn das so ist, dann ereignet sich u.U. vielleicht genau das, was ich vor einem halben Jahr zum großen Gelächter einiger anderer Diskutanten andeutete, nämlich dann auch zwanglsäufig inbegriffen eines nachfolgenden Tsunamie in Richtung Westen über den Atlantik – die Abfolge aller bisherigen Ereignisse betrachtet, könnte das auch die äußerst merkwürdig anhaltende Dauer des Gesamtgeschehens erklären, nämlich begriffen als zeitlich gestreckter schiebender Vorgang anstelle eines oberflächlich eruptiven Entlastungsvorganges, vergleichbar dem raumgreifend schiebenden Vorgang einer Deflagration anstelle Detonation in der Sprengtechnik – lacht mich ruhig aus, schließlich bin ich nicht Geologe sondern nur Ingenieur - in diesem so malerisch gelegenen Sabinosa würde ich jedenfalls ab nun nicht mehr ruhig schlafen können.

      Gruß Manfred Janitzky
      Die Sache scheint nun also doch einigen sorgen zu machen und natürlich mag es keiner herbeireden, auch ich nicht

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    2. Hallo Albert

      "andere erfahrene Wissenschaftler sich nicht äußern können (wegen fehlender Daten)"

      Genau das ist das Problem und das hat nichts damit zu tun das eine Behörde Daten unterdrückt oder verfälscht.

      Das Problem ist vielmehr die Sache das El Hierro nur 268,71 Quadratkilometern groß ist und das kanarische Becken mit seiner Ausdehnungung um Süden bis zum kapverdisches Becken ausdehnt. Die Insel die wir betrachten ist da eher extrem klein zu dieser Fläche. An Ozeangrund gibt es keine GPS-Sensoren oder Seismographen Immerhin sind diese Becken 6-7km Tief. Was dort abläuft bleibt den Sensoren verborgen. Sogenannte Dreickspeilung bezüglich Hypozentren sind dort somit nicht möglich da dort die Erdkruste extrem dünn ist. Wobei man aber bei der Dicke der Erdkruste bei El Hierro noch diese 6-7,5 km Aufschlag geben muss, beim nun halbwegs verdichten Sockel um der Insel, den ich in 3km Tiefe vermute, sucht sich der Hotspot eher den Weg durch geringer verdichtete Steinmasse.

      War ja schon letztes Jahr so, die Farbspiele stammten aus ca. 1000m Tiefe unter der Wasseroberfläche. Das Blubberspektakel kam dann durch einen Kanal in etwa 300m Tiefe.

      Entlässt der Hotspot nun z.B. seine Energie im SW der Insel in 2-3km unter der Meeresoberfläche, sieht man nix an der Wasseroberfläche. Das es dabei die Insel hebt und senkt und sogar verschiebt ist normal. Sind ja nur ein paar cm und nicht Meter wie bei anderen Vulkanen.

      Bei Pompeji 62 n.Chr. hob sich die Küste mehrfach um einige Meter vor dem Rums.

      Auch Mount St. Hellens hat es deutlicher gezeigt in den GPS-Daten und auch im Tremor:

      http://de.wikipedia.org/wiki/Ausbruch_des_Mount_St._Helens_1980#Die_Ausw.C3.B6lbung_an_der_Nordflanke

      Also die Behörden und Wissenschaftler handeln da im Momoment mit mehr Umsicht wie mancher Europolitiker.

      Die Einzige Drohung für El Hierro ist nicht der natürliche Vulkan sondern der künstliche Euro. Das ist die sichtbare Gefahr, was der Hotspot in der Tiefe macht und erst recht in der Tiefsee können wir nicht sehen oder mit irgendwelchen Sensoren messen.

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    3. Moin

      3 Sachen:

      1. hat sich da ein "mo" eingeschlichen
      2. ein Koma dafür entschlichen
      3. Muss ich dem Manfred J. antworten:

      Die Vermutung "Spalte durch der Insel" hatte ich auch schon geäußert und mich da wohl wie Du damals missverständlich geäußert. Wenn es El Hierro teilt dann weit unter der Erdoberfläche. An der Oberfläche wird da so gut wie nichts sichtbar werden. Eventuell kullern da ein paar Steine durch Beben, gut von denen will ich mich dann auch nicht freiwillig treffen lassen.

      Ich geh auch von einem eher westlich gelegenen Auswurf an der Erdkruste aus. Wenn der aber dort erfolgt oder schon im Gange ist bekommt man davon nichts mit. Ab einer gewissen Tiefe im Wasser ist der Verdünnungsfaktor so stark das an der Oberfläche nix ankommt.

      Ich vermute immer noch die "Pickel" im SW von El Hierro als mögliche Eruptionsherde, deckt sich auch mit deiner Vermutung annähernd.

      Auch würde das zu den GPS-Daten passen und eher ein "Ausbluten der Magmakammer" unterm Golfo deuten. Die "Magmakammer" (welch blödes Wort) verlagert sich vom Golfo Richtung Atlantik in SW. Das war damals meine Theorie zum Riss in der Insel.

      Wenn der Diskrete vor Restinga noch einen Spalt aufmacht dann lebt er vlt. nochmal auf. Ob wir alle das erleben wage ich stark zu bezweifeln.

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  5. Nun sieht es so aus, als würden die Beben teilweise anzusteigen. In den letzten Stunden sechs Beben höher als 20 km. Keine starken Erschütterungen und mit 13 km als geringste Tiefe auch noch nicht wirklich gefährlich. Aber immerhin ....

    Monika, zur Zeit auf Lanzarote

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  6. Todogeologia hat einen Bericht zusammengestellt, der Antworten auf die wesentliche Fragen zum Vulkanismus unter El Hierro geben will.
    Da ich kein Spanisch kann und mit dem g...gle-Übersetzer "arbeite", habe ich den Bericht noch nicht gelesen.
    Aber er geht auf folgende Fragen ein:
    1. Wie kann man die Aktivität vorhersagen ?
    2. Wer ist verantwortlich für die Überwachung der vulkanischen Aktivität in Spanien?
    3. Wer sollte die Menschen über die vulkanische Situation informieren?
    4. Wie verwende ich die Warnampel?
    5. Was für Anomalien wurden bisher festgestellt?
    6. Was kann die Quelle dieser Tätigkeit sein?
    7. Wie leben Sie mit einer Eruption in El Hierro?
    8. Neuestes von der Vulkaninsel El Hierro
    9. Logbuch
    (von mir überarbeitete g..gle-Übersetzung :) )
    10. Bibliographie und Quellen

    http://tenerife.todogeologia.com/viewtopic.php?f=1&t=1763

    M.F.

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  7. Anbei ein Link zur Deformation, der zeigt, dass zur Aufdomung immer auch eine horizontale Verschiebung, auch in unterschiedliche Richtungen, gehört: http://hvo.wr.usgs.gov/howwork/subsidence/inflate_deflate.html
    Gruß HPS

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  8. Der Artikel ist echt interessant.

    Denkt man sich auf den IGN-GPS-Stationen Richtungspfeile, kann man den Artikel sogar einigermaßen auf El Hierro bildlich übertragen.
    Demnach läge die Spitze des Domes ungefähr ... bei der alten Eruptionsstelle. Dann könnte auch hier am ehesten der Vulkan wieder ausbrechen.
    Sollte meine laienhafte Mutmaßung stimmen, würde dies wieder einmal belegen, dass Manfred ein echter Experte in Sachen Vulkanismus (geworden) ist, da er seit Beginn des neuen Erdbebenschwarms genau diese Vermutung immer wieder geäußert hat.

    Aber warten wir mal ab und hoffen besonders für die Insulaner und ihre schöne Insel, dass alles gut verläuft.

    Puffel

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