Sonntag, 16. September 2012

El Hierro Vulkan - Beben von ML3,2

NEWS:
11.48 Uhr - um 8.48 Uhr Beben von ML3,0 in 19 km Tiefe bei El Pinar (Hochebene). Nach den jüngsten GPS Messergebnissen von heute Morgen hat sich die Insel bis zu 2 cm mehr aufgebläht bzw. verschoben.
NT: Die größten Verwerfungen haben wir im Südosten bei El Pinar und Restinga.

15.44 Uhr - die IGN hat sich gemeldet und bestätigt in einer Kurzmitteilung, daß seit Freitag eine neue Serie von Beben in ca. 20 km Tiefe in der Gegend von El Pinar begleitet von einer Inselverformung stattfindet -  ( das war der ganze Inhalt der Mitteilung auch schon).

17.59 Uhr - Die Beben halten weiter an. Hier nur die Auflistung von 14.00 bis 15.33 Uhr mit Erdstößen über ML1,5 (zum Vergrößern anklicken).
22.10 Uhr - mal was Neues - ein ML3,7 Beben bei mir vor der Haustür, ca 10 km nördlich von La Palma in 73 km Tiefe.


Heute bleibe ich bei der IGN Karte, da hier übersichtlich der Bebenverlauf der letzten Stunden zu erkennen ist. Begonnen haben die Tiefenbeben vor 36 Stunden im Golfo (gelb) Sie haben sich unter der Golfo-Abruchkante (blau) in das Zentrum der Insel (rot) in den letzten Stunden vorgearbeitet. Das Ganze darf man sich nicht als Magmakanal sondern als große Magmakammer im Untergrund vorstellen. Im südlichen Bereich dieser Kammer schießt wahrscheinlich im Moment unter hohem Druck neues Material ein das Platz braucht und die Beben verursacht. Alles verläuft in großen Tiefen von 19 bis 25 km. Zum besseren Verständnis der vor Ort Situation unten eine Google Satelliten-Draufsicht.
Oben links das Golfotal mit La Frontera. Der gestrichelte Bereich ist die über 1000 Meter hohe Steilwand und in etwa auch die Gemarkungsgrenze zwischen La Frontera und El Pinar (rechts). Unter dieser grünen Hochebene (Kiefernwald) mit +++ gekennzeichnet befindet sich das Epizentrum. Es sind nur wenige Hundert Meter bis zur Abruchkante mit dem Tanganasoga - und das macht die Sache für Steinschlag und Erdrutsch gefährlich.
Gestern hatten wir um 13.13 Uhr in diesem Bereich als stärkstes Beben einen ML3,2 Erdstoß  in 24 km Tiefe.
 

Die Gesamtbilanz des gestrigen Samstag ist auch nicht "ohne". 167 Beben, davon allein 124 Erdstöße mit mehr als ML2,0 (roter Balken). Lange muß man suchen um Tage mit derart vielen ML2 und mehr Magnitude Beben zu finden. Es gibt in der gesamten Bebenbilanz der zurückliegenden Monate nur zwei Tage mit ähnlich hohen Werten.
So dramatisch die Statistiken auch aussehen, auf der Insel selbst ist davon nur wenig zu spüren. Erst ab ML3,0 ist ein Beben für den Menschen wahrnehmbar. Das wurde ja gestern auch in den Kommentaren bestätigt.
Das Leben auf El Hierro nimmt seinen gewohnten Lauf. Es wird zwar darüber gesprochen, aber solange nicht das eigene Dach oder ein Lavabrocken auf den Kopf fällt oder durch behördliche Maßnahmen Einschränkungen (Tunnelsperrung, Evakuierung) erfolgen, bleibt es ein Nebenthema. Wichtiger sind da schon die lange Trockenperiode, das Wetter und die Ziegen.

Auch die Informationspolitik darf nicht mit deutschen Maßstäben gemessen werden. Falls überhaupt - und das war bisher Fehlanzeige - Daten und Informationen an die Bevölkerung dringen, sind sie gefiltert oder hoch wissenschaftlich und damit für viele unverständlich formuliert.
"Was ich nicht weiß, das macht mich auch nicht heiß" - damit ist man bisher gut gefahren und es hat auch bisher alles gut geklappt. Warum sollte man das jetzt plötzlich ändern ?
Es ist eine etwas andere Logik und der Mentalität der Herrenos angepasst. Für ein deutsches Hirn oft nicht zu verstehen.
Angekündigt wurde ein behördliches Kommuniqué oder auch eine Pressekonferenz. Das wird wohl dann die kommende Woche erfolgen.
Solange die Beben in dieser großen Tiefe wirken, besteht keine Gefahr einer Eruption. Auch wird sich das Magma nicht den längsten Weg durch die Inseloberfläche suchen. Wenn - dann schon wieder in der Randzone am Meer.
Der Tremor hat heute Morgen etwas nachgelassen. Die Beben halten aber weiter unvermindert an.

18 Kommentare:

  1. Mein Eindruck ist, dass die IGN-Seiten zur Deformation in letzter Zeit ziemlich aktuell sind. Heute sind dort bei einigen Stationen deutliche Anstiege der Verformung abzulesen, und das synchron zu den Seiten der Nagoya University.
    Gruß HPS

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  2. Hallo Manfred,

    ich widerspreche Dir hier ungern, aber unter http://www.ign.es/ign/resources/volcanologia/txt/boletin_HIERRO.txt
    werden allein für heute morgen 5 Beben in einer Tiefe von ca. 0 KM angegeben, die eine Stärke von 1,7 bis 2,5 hatten.
    Könnten dies evtl., vielleicht erste Anzeichen für eine bevorstehende Eruption auf der Insel sein. Oder sind es "Entspannungsbeben" durch die Inselwölbung ? Dies müsste dann aber zu Brüchen in den Ver- und Entsorgungsleitungen der bewohnten Gebiete führen, ist hierzu etwas bekannt ?

    Grüße Albert aus Dormagen
    2012-09-16 12:04 Uhr MESZ

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    1. Hallo nach Dormagen,
      in der Tabelle haben solche Beben, die in der Grafik auf der Nulllinie liegen, keine Tiefenangabe. Wie gestern schon Manfred Janitzky schrieb, ist die Ermittlung der Tiefe schwierig, und manchmal halt nicht möglich, dann wird da auch nichts eingetragen.
      HPS

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    2. Wenn Du auf dieser Seite http://www.avcan.org/?m=Catalogo das heutige Datum eingibst (unter "Desde")und dann "Ver datos" anklickst, werden alle heutigen Erdbeben angezeigt. Man kann dann sehen, dass bei einigen keine Tiefe steht und die erscheinen dann z. B. auf den Karte auf der 0-Ebene. Ich gehe aber davon aus, dass es einfach keine genaue Messung gibt und nicht, dass da tatsächlich ein Beben direkt an bzw. unter der Oberfläche stattgefunden hat.
      M.F.

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  3. Hallo Manfred, auch ich schaue wie so viele täglich auf deine Seite und habe die Schönheit der Insel entdeckt. Herzlichen dank für dein Engagement!

    Zu der jetzigen Entwicklung: hast du dir heute schon die Deformationsgrafik der ING angeschaut? Da gibt es deutliche Veränderungen, weisst, was die zu bedeuten haben?

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  4. Und was ist auf Tennerifa los?

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  5. Könnt ihr bitte mitteilen, wo ich auf der IGN-Seite die Deformationsgrafiken sehe? Ich kann sie nicht finden...

    Danke!

    (Daumen drücken, dass nichts schlimmes den Insulanern geschieht!)

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    1. Hallo!

      Ich nehme mal an, dass dies die Daten sind, die du suchst:

      http://www.ign.es/ign/resources/volcanologia/html/deformacionHierro.html


      Liebe Grüsse


      Annette

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  6. Dirk Sch. / Münster (NRW)16. September 2012 um 12:31

    Ich glaube, die Einschätzung von Manfred ist ganz richtig. Bis jetzt deutet alles auf Nachströmen von Magma in die tiefe Magmakammer hin. Möglicherweise wird auch ein zweites Reservoir, im Sinne einer sog. "dyke intrusion" erschlossen. In jedem Fall wird durch das heiße Magma Gestein aufgeschmolzen was zu den Beben führt. Dies führt auch zu einem Aufblähen der Landmasse, was in den GPS-Messungen deutlich wird.
    Die Beben in 0 km sind Erdbeben, deren Tiefe nicht automatisch lokalisiert werden konnte, d.h. es sind ungenaue Messungen, die noch von IGN korrigiert werden (müssen).
    Allerdings wird sich das Magma im Falle einer Eruption den "einfachsten" Weg suchen, das kann durchaus ein längerer Weg sein. Eine Eruption an der Stelle südlich von La Restinga ist zwar wahrscheinlich, aber es kann auch ein anderer Vulkankegel auf der Insel sein.
    Danke jedenfalls für die Berichte und auch die Stimmungslage in der Bevölkerung.

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  7. Hallo Manfred,

    schau mal hier..... GPS daten
    frisch aus Japan

    http://www.seis.nagoya-u.ac.jp/sagiya/canary_gps/

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  8. 14.0 MEZ / 13.50 Kanarenzeit in ARTE

    http://www.tvspielfilm.de/tv-programm/sendung/eine-insel-wird-geboren,107033444356.html

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  9. Hallo Manfred

    was bedeuten die ausschlaege auf teneriffa????

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    1. Hallo Kicka,
      das ist Kunst - Nein das sind technische Störungen.
      Gruß
      Manfred

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    2. Hallo Manfred

      Als techn. Störung würde ich das nicht sofort abtun, das könnte mit den Schwarmbeben zu tun haben. Diese Anomalien liefen/laufen immerhin zeitglich mit den Hierrobeben.

      Ich glaub wir machen da alle einen Fehler und sollten alle Kanareninseln in diesem Hotspot betrachten.

      Das ganze kanarische Becken ist eine dünne Stelle in der Erdkruste. Das Meer fällt dort auf über 6km Tiefe ab und ist damit eine Talsenke in der Erdkruste.

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  10. Hallo !

    Nur zur Info ! Ich will das auch nicht kommentieren.

    https://nepigc.wordpress.com/2012/09/16/el-hierro-vulkanausburch-steht-bevor/

    Grüße us Kölle,

    Mike

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  11. Mal ganz was Neues Stärke 3,7 nordöstlich von La Palma

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  12. Guten Abend. Dein Zitat Manfred: "die IGN hat sich gemeldet und bestätigt in einer Kurzmitteilung, daß seit Freitag eine neue Serie von Beben in ca. 20 km Tiefe in der Gegend von El Pinar begleitet von einer Inselverformung stattfindet". <-- Ein Armutszeugnis für das IGN. So darf man NICHT mit den Inselbewohnern umgehen! Diese Leute des IGNs haben eine Aufgabe und eine Pflicht, wofür sie bezahlt werden.
    Wenn man die strombolianische Vulkantätigkeit vom Stromboli (natürlich auf Stromboli, aber nicht nur!!) mit dieser vulkanischen Aktivität von El Hierro vergleichen würde, käme man zu den Begriff "Druck". Der Druck im Vulkankanal ist unter anderem mit der Häufigkeit der Ausbrüche verbunden. Ab und zu gibt es größere Ausbrüche auf Stromboli, aber ansonsten ist die Vulkantätigkeit dort seit Hunderten von Jahren ziemlich regelmäßig (so weit bekannt!). Schon im Mittelalter wurde der Stromboli "Leuchturm des Mittelmeeres" genannt. Seine Inselbewohner haben sich schon an die Vulkantätigkeit gewöhnt. Ich kann es bezeugen, denn ich war dort mehrmals. Das ist alles schön und wunderbar für einen Vulkan, der ständig aktiv ist, aber der Vulkanberg "El Hierro" ist erst seit ~ einem Jahr wieder + oder - aktiv. Im Magmakammer hat sich einen großen Druck aufgebaut. Ein Ausbruch des alten Kraters wäre sicherlich dann nicht strombolianisch sanft, sondern stark und vielleicht sogar gewaltig. Die Verformungen können die Abbruchkanten der alten Caldera zum Stürzen bringen. Auch wenn die Vulkanaktivität auch diesmal abnehmen würde, würde der Vulkan El Hierro noch gefährlich bleiben. Hoffe für die Inselbewohner des El Hierro, dass wir mit diesen Hiobsbotschaften falsch liegen. Gruß, Maritza Schwarten

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  13. Guten Morgen,
    wenn die GPS Daten stimmen und wir bis dato eine Erhöhung 6 cm haben und nun noch mal 2 cm liegen wir ja schon an einigen Stellen bei 8 cm. Sollen da nicht schon erste Risse in festen Strukturen Sicht bar werden. Wenn nicht hebt sich ja die ganze Insel. Wie schaut es mit dem Meeres stand bei normaler Flut aus ??? Erkennt man da schon was mit blossem Auge.

    Mfg OliPausW

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