Freitag, 17. Februar 2012

El Hierro Vulkan - ist ein Urlaub dort gefährlich ?

NEWS:
- 10.37 Uhr - Beben mit 1,7 RSk. in 12 km Tiefe im Süden
- 13.16 Uhr - Beben mit 2,5 RSk. in 12 km Tiefe/Süden
Ein neues NASA Satellitenbild, aufgenommen vom EO-1 am 10.2.12., zeigt deutlich den sprudelnden Eruptionspunkt und das durch die Meeresströmung nach Südwesten abdriftende gefärbte Wasser. Auch in der vergangenen Nacht gab es wieder eine Reihe kleinerer Beben. Das letzte um 5.38 Uhr mit 1,5 RSk. in 11 km Tiefe in Südwesten. Der Tremor läuft wie seit Tagen verhalten. Der Eldiscreto sprudelt, was auf einen ungehinderten Magmafluss im aufsteigenden Kanal hindeutet.
Um den Ablauf etwas zu verdeutlichen habe ich eine Grafik der Geovol (Uni Las Palmas) beigefügt. Die Magmahauptkammer liegt in 12 bis 18 km unter der Insel im Bereich des Golfo. Aus dem Erdinnern ist vor Monaten kräftig Magma in die Kammer nachgeflossen, was die Beben in 20 km und tiefer ausgelöst hat. Ein Seitenkanal hat sich seinen Weg an die Oberfläche gesucht und ist im Süden ausgetreten. Durch den gewaltigen Druck in der Magmakammer hat sich die Insel in die Höhe gewölbt (blaue Pfeile). Diese Verformung beträgt wohl nur ca. 4 cm zeigt aber auch heute noch deutlich, daß bisher kein nennenswerter Druckabbau statt gefunden hat. Diese Verformung wird mit Hilfe von GPS-Daten ermittelt.

Kann ich jetzt trotzdem Urlaub auf El Hierro machen ?
Eine mir so oft gestellte Frage. Ja - Sie können unbeschwert El Hierro besuchen. Von den gesamten Aktivitäten im Untergrund bekommen Sie nichts mit. Erst eine Bebenstärke von 3,0 RSk. und mehr ist für den Menschen spürbar. Seit Dezember 2011 hat der Eldiscreto seinen Ausgang im Süden gefunden und sprudelt munter vor sich hin. Alle anderen Kanarischen Inseln sind hierdurch nicht betroffen. Natürlich bleibt immer ein Restrisiko, das Sie aber genauso beim Einsteigen in ihren Pkw oder einem Flugzeug eingehen. Nach meiner Überzeugung ist seit Dezember 2011 ein Urlaub auf El Hierro wieder zu empfehlen. Zu diesem Zweck haben wir ja auch die Urlaubskampagne 2012 ins Leben gerufen.
Einige Urlauber die im Janauar 2012 ihren Urlaub auf El Hierro verbrachten, haben mir geschrieben und von einem ruhigen und erholsamen Aufenthalt berichtet. Sie können alle bedingungslos die Insel empfehlen. Wer kann besser als eine Bewoh- nerin die derzeitige Stimmung wiedergeben.
Dazu habe ich Karin von El Hierro gebeten, ihre vor Ort Ansicht - quasi ein Update - zu geben.

"Auf El Hierro sprudelt im Süden weiterhin Lava ins Meer, ein farbenprächtiges Naturschauspiel. Seit Juli wurden auf der Insel an die 12.ooo Erdbeben registriert, bis vor einem Monat spürte man sie immer wieder mal ein wenig. Die Presse meinte es mit uns nicht gut, sensationalistische (Fehl)Informationen und düstere Prophezeiungen hielten viele Touristen davon ab, hier ihren Urlaub zu verbringen.
Wie ist die aktuelle Situation im Februar 2012 ? Es werden kaum noch Beben registriert, spürbare hatten wir seit langem, außer um La Restinga herum, nicht mehr. Ohne Internet und Presse merkt man nichts von den seismischen Aktivitäten, es ist ruhig, sehr ruhig auf der Insel. Alle Strassen sind befahrbar, die Wanderwege begehbar, die Badebuchten laden zum Schwimmen ein, nirgends liegen Steine auf den Strassen...,Normalität überall. Die Touristen, die "trotzdem" gekommen sind, schwärmen von ihrem Urlaub.
Als es im November "zur Sache" ging, Militär, Polizei, rotes Kreuz und eine Hundestaffel anrückten, der Tunnel gesperrt war, ein Zeltdorf in La Caleta aufgebaut wurde und die Häuser wackelten, hatten viele Einwohner Angst. Sicher, wir wissen, dass El Hierro viele Vulkane hat und die geologische Geschichte der Insel bewegt ist, aber keiner der Herreños hat eine derartige Situation schon einmal erlebt. Früher gab es keine so ausgefeilte Messtechnik wie heute und wenn man mal ein Beben spürte, wurde das in den Familien und in den Bars kommentiert und war gleich wieder vergessen. Diesmal wurden alle Knöpfchen gedrückt, es bebte jeden Tag, Existenzängste kamen auf, es wurde über Evakuierungen geredet und unser frisch gebackener Inselpräsident hatte keine Chance sich zu profilieren, sondern hockte ständig in irgendwelchen Krisenstäben.
Wir geniessen den Moment ganz bewusst und stehen verständnislos davor, dass immer noch einige Reiseveranstalter ihren Gästen davon abraten auf die Insel zu kommen. Wenn Sie unberührte Natur zu schätzen wissen, wandern oder einfach nur die Seele baumeln lassen wollen, kommen Sie her, wir freuen uns über jeden einzelnen Besucher.
Karin Kamm"

12 Kommentare:

  1. Hallo Manfred,

    danke für die tolle und ausführliche Berichterstattung über die Vorgänge vor El Hierro! Es ist wirklich spannend, die Situation über deinen Blog mitzuverfolgen!! Wir machen Anfang April Urlaub auf Teneriffa und haben einen Abstecher auf El Hierro eingeplant. Sofern es keine dramatischen Entwicklungen geben sollte bis dahin, freuen wir uns trotz oder gerade wegen des Vulkans (erst recht) auf den Besuch auf der Insel!

    Schöne Grüße,
    Robert

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  2. 12:18 ist es hier in der Schweiz. Jetzt eben ist ein Schiff draussen. Was wird gemessen?

    Gruss Heidy aus der Schweiz

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    1. Bei dem Schiff handelt es sich um das Forschungsschiff "Atlantic Explorer". An Bord befinden sich u.a. Mitarbeiter der Ozeanographischen Abteilung der Universität Las Palmas. Das Schiff verfügt über einen ROV (Remotely Operated Vehicle) und wird in den nächsten Monaten versuchen, mit diesem ferngesteuerten Unterwassergerät den Vulkan zu erreichen.

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    2. Herzlichen Dank, liebe Moni, für Deine Antwort. Bin gespannt, was diese Untersuchung bringt.

      Gruss Heidy aus de Schweiz.

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  3. Als Inselbewohnerin kann ich mich Karins Bericht zu 100% anschliessen.
    Die Kalender-Hilfsaktion hat bis jetzt knapp 1000,-€ gebracht. Wer noch einen Vulkan-Kalender für 20,-€ inkl. Verpackung und Versand haben möchte, kann sich gerne an mich wenden: susie54@terra.es

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  4. @ Moni
    Woher weist du das sie mal endlich den ROV einsetzen. Ich glaube eher nicht."Er könnte ja kaputt gehen"
    VLG
    josch

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    1. Ganz einfach, ich habe in meine Kristallkugel geschaut.

      Im Ernst, ich habe gelesen, dass es geplant ist. Sie wollen versuchen, den Krater zu erreichen. Ob es gelingt, kann man heute natürlich nicht wissen. Und niemand hat was davon, wenn das teure Teil kaputt geht.

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    2. Ich habe schon mal Geschrieben, das es bessere und robustere ROVS gibt aber es darf ja nichts kosten. Wobei ich glaube das man das vieleicht besser vermarkten könnte. Man könnte versuchen Sponsoren zu erreichen die das vermarkten können.
      LG
      josch

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    3. Solange unser freundlicher Vulkan keine Horrorszenarien androht und keine Schäden verursacht, ist es mit der Vermarktung schwierig. Die hübschen Farbfotos reichen gerade mal zu einem netten Kalender. Der Jacuzzi und die kleinen Beben sind für die großen Medien nicht spektakulär genug und für arbeitslose Fischer und Tauchlehrer gibt es außerhalb der Region auch wenig Interesse.

      Das einzige, was ein bißchen Geld bringen könnte, sind Veröffentlichungen in Fachzeitschriften. Und auch sowas ist nur möglich, wenn man nicht zuvor schon alles im Internet sehen und lesen konnte. Das ist vermutlich auch der Grund für die sparsame Informationspolitik.

      Es ist leicht und opportun darüber zu lästern, dass "alles nichts kosten darf". Aber auch Wissenschaftler und ihre Ausrüstungen müssen bezahlt werden. Und wie wir alle wissen, schwimmt Spanien nicht gerade im Reichtum.

      Trotzdem hoffe und glaube ich, dass für die Sicherheit der Menschen alles Notwendige getan wird.


      Um 13.17 Uhr gab es ein Beben der Stärke 2,5 in 12 km Tiefe.

      Monika aus Hessen

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  5. Hallo nach La Palma!

    Schöner Blog! Bitte aber mal die ganz normalen geowissenschaftlichen Standartbezeichnungen einhalten! Erdbeben nach Richter (die sog. "Richterskala") werden mit ML2.1 bezeichnet ( wobei das L tiefgestellt ist). M steht für Magnitude, ML für Magnitude Lokal (worauf sich die Richterskala bezieht). Der Werte "2.1" ist also nicht dimensionslos, steht weder einzeln, oder auch nicht 2.1RSK... es heisst ja auch nicht 100Geld, sondern 100€ oder 100US$. Schön ist, das sowohl Bebenstärke, als auch Tiefe immer zusammen angegeben werden! Nur so ist es richtig & komplett! Weiter so!

    Kurzer Kommentar: Veröffenlichungen in Fachzeitschriften bringen kein Geld ein!! Es werden lediglich gemessene Daten & Beobachtungen und daraus entworfene Modelle durch Forscher/den Verfasser des Artikels anderen Forschern+der Wissenschaft allgemein zugänglich gemacht. Bevor ein Artikel durch eine Fachzeitschrift veröffentlich wird, wird dieser nach der Einreichung an mehrere Reviewer (in der Regel 3) geschickt, die diesen beurteilen (sogenanntes Peer-review). Nur bei einer positven Beurteilung wird der Artikel/die Forschungsergebnisse auch veröffentlicht...dafür muss der Forscher im allgemeinen einen Unkostenbeitrag an die Zeitschrift BEZAHLEN! Dieser hängt ab von z.B. Anzahl der Abbildungen, oder ob in Farbe/S-W, Länge des Artikels, Ruf/Renümee der Fachzeitschrift etc. Veröffentlichungen können sehr oft so viel Geld KOSTEN!!

    Es hat absolut nichts mit einer (Vor-) Veröffentlichung von Fotos im Internet, einer "sparsamen Informationspolitik" oder ähnliches zu tun...das damit kein Geld verdient werden kann wie Monika aus Hessen anmerkt!!
    Klar werden Fotos+Filmaufnahmen von explodierenden Vulkanen an Presse/Fernsehen verkauft, gesendet+gedruckt...aber dies hat nichts mit Fachzeitschriften zu tun!

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    1. Hi Tom
      Genauso meinte ich es,das der ROV aufnahmen macht und die kann man verkaufen. Genauso haben es die Isländer und die Amis gemacht.
      LG
      josch

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  6. Hy Josh!

    ROV´s sind sehr teuer in der Anschaffung (je nach möglicher Tauchtiefe über 1 Million Euro) und auch im Unterhalt/Einsatz sehr kostenintensiv. In der Regel haben nur grosse Forschungsinstitute und Universitäten diese Geräte, und die Videoaufnahmen werden nur für Wissenschaft+Forschung verwendet, und nicht an die Medien kommerziell weiterverkauft...Dieses verbietet sich schon allein deswegen, weil man so eigene Forschungsergebnisse /-daten an andere "verschenken" würde, und diese dann selber nicht mehr nutzen (veröffentlichen) kann. Auch braucht man für Forschungsprojekte gute Ergebnisse um neue Forschungsprojekte genehmigt zu bekommen, dieses gibt man nicht aus der Hand /gibt sein eigenes Forschungsmaterial weiter... Es gibt in den Naturwissenschaften eine sehr ausgeprägte Konkurrenz zwischen den Forschergruppen! Geheimhaltung von Ergebnissen ist sehr wichtig bis diese offiziell in Fachzeitschriften veröffentlicht sind.

    ...Wer sind denn "die Isländer" oder "die Amis"?? Meinst du den USGS: den Geologischen Dienst der USA?? Eine private US Universität oder einen privaten Betreiber eines ROV´S?? Es wird wenn überhaupt nur "unwichtiges Material" weitergegeben oder bereits veröffentlichtes Material um damit eine Forschungsgruppe in der Öffentlichkeit zu präsentieren...

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